"Jetzt sei doch endlich leise, Tim."

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Zunächst muss ich noch eben anmerken, dass die Idee von https://twitter.com/shazerdoodle123 kommt und nicht von mir selbst. ^^ Erstmal natürlich ein großes Danke an dich und ich hoffe, dass du nicht enttäuscht bist :3


*POV Stegi*

Wieder und wieder schweift mein Blick zu der schwarzen Uhr an der gegenüberliegenden Wand. 22:23. Wo bleibt er denn? Hat er mich vergessen? Bin ich ihm wirklich so egal? Oder ist ihm was zugestoßen? Mein Kopf spinnt sich weiter die absurdesten Situationen zusammen, während meine Finger auf dem Handy gezielt nach dem Namen ‚Timbo :3' suchen und anschließend nun schon zum zwölften Mal auf den grünen Hörer tippen. Das gewohnte Tuten ertönt, wird aber sofort von der unangenehmen Mailboxstimme abgelöst. Seufzend lasse ich das Handy sinken, stehe auf und gehe ein wenig in meiner Wohnung umher, nur um mich wieder auf einen der Stühle um den gedeckten Esstisch zu setzen. Ja, ich habe den Tisch noch immer nicht gedeckt. Die Pizza, die ich gebacken hatte, hat schon längst aufgehört zu dampfen und ist mit Sicherheit komplett kalt, ebenso wie der Tee. Tim und ich haben keine genaue Uhrzeit ausgemacht, jedoch hatte ich zum Abendessen fest mit ihm gerechnet und das wusste er. Tagelang hatte ich ihn damit genervt, was ich zu essen machen sollte, was ich noch kaufen soll und was wir in der Zeit bis 0:00 machen würden. Ja, heute ist der 31.12 und dieses Jahr haben wir beide jegliche Einladungen zu Partys abgelehnt und beschlossen dieses Silvester zusammen zu verbringen. Zugegeben, ich war unheimlich aufgeregt, doch all diese Aufregung wurde inzwischen durch Enttäuschung ersetzt. Silvester war noch nie mein Lieblingstag gewesen, jedes Jahr war da nur dieses flaue Gefühl im Magen, keinerlei Anzeichen von Vorfreude auf das kommende Neujahr, keinerlei Erwartungen, dass sich im nächsten Jahr alles bessert. Nur das flaue Gefühl. Dieses Mal war mein Lichtblick der Besuch meines besten Freundes. Zwar ist es nicht unser erstes Treffen, aber trotzdem ist er der Mensch, der mich egal wann und egal wo aufheitern kann, wie niemand sonst. Umso mehr kränkt es mich, dass er sich nicht meldet und einfach nicht erscheint.

Das Knurren meines eigenen Magens holt mich aus den Gedanken zurück. Ja verdammt, ich habe Hunger, aber alleine werde ich die Pizza nicht essen. Vielleicht...vielleicht hat er sich ja einfach nur verspätet... Gedanklich gebe ich mir selbst einen Facepalm, er wird nicht mehr kommen und er wird sich auch nicht mehr melden. Dennoch rühre ich die Pizza nicht an und wechsle meine Position auf das Sofa, um den Fernseher anzuschalten und durch die verschiedensten Sender zu zappen. Ich versuche mich voll und ganz auf die Serie zu konzentrieren und Tim komplett aus meinen Gedanken zu verdrängen und nach einiger Zeit schaffe ich es tatsächlich, mich dem Bildschirm hinzugeben und mir keine Hoffnungen mehr auf ein Klingeln an der Haustür zu machen.

Ich merke gar nicht, wie die Zeit verrinnt und erst eine Meldung im Fernsehen holt mich wieder zurück in die Realität. „Noch 30 Minuten bis zum neuen Jahr." Ein erneuter Blick auf die Uhr bestätigt diese Aussage und ich greife langsam nach meinem Handy, um nach Benachrichtigungen zu schauen. ‚4 Nachrichten in 2 Chats' prangt auf meinem Sperrbildschirm und lässt mich ungeduldig den Code eingeben. Erneut breitet sich Hoffnung in mir aus, welche aber direkt zunichte gemacht wird, als ich die Chats mit Tobi und Veni ganz oben vorfinde. Wie schon so oft an diesem Tag atme ich tief aus. Ich öffne den Chat mit Tim, meine Finger schweben schon über der Tastatur und doch fällt mir nichts ein, was ich schreiben könnte. Natürlich, ich könnte ihn beleidigen, nur dass ich eben keinerlei Wut verspüre, ich könnte ihm sagen, wie enttäuscht ich bin, aber was würde das schon bringen?

„Noch 10 Minuten bis zum neuen Jahr." Bedrückt lasse ich mich tiefer in die Polster des Sofas sinken, lege die Decke über mich und ziehe sie bis zur Nasenspitze hoch. Jetzt habe ich niemanden, der mich ablenken kann von den Gedanken, die auf mich einprasseln, von der Einsamkeit.

Bevor nach einigen verstrichenen Minuten des Nachdenkens die erste Träne den Weg über meine Wange findet, stehe ich auf und gehe schlurfend meinen Weg in den Flur. Ich schlüpfe in meine Schuhe, schnappe mir Schlüssel und Jacke und ziehe die Wohnungstür hinter mir zu. Während ich mir die Jacke auf dem Weg, die Treppe herunter anziehe, werde ich mir immer sicherer. Ich lasse mir das Feuerwerk ganz sicher nicht entgehen, nur weil Tim meint, nicht kommen zu müssen. Wie beinahe jedes Jahr also, überquere ich nun die Straße und setze mich auf die Bank in dem Park, den ich schon von Anfang an geliebt habe. Er ist weit genug weg von all den Menschen, sodass auch heue nicht allzu viel los ist, und direkt bei mir vor der Tür. Im Sommer strahlt der Park in grünen Farben und selbst jetzt in der Nacht und ohne die grünen Baumkronen sieht er wunderschön aus, mit den Leuchten, die in gleichen Abständen links und rechts neben dem Kiesweg stehen und ein angenehmes Licht ausstrahlen. Der Himmel ist sternenklar und die frische, leicht kühle Luft umhüllt mich und scheint das Chaos in meinem Kopf ein wenig zu klären. Ich schließe meine Augen und genieße die Ruhe vor den typischen Silvesterlauten. Doch dann vernehme ich leise Schritte auf dem Kies, ignoriere diese aber weitestgehend, bis sich jemand neben mich setzt und zögerlich seine Arme um mich schließt. Schnell öffne ich meine Augen, neugierig, wer mir durch die halbe Umarmung Wärme spendet und die berührten Körperteile zum Kribbeln bringt.

Ich erkenne sofort die braunen Haare, drücke ihn dennoch ein Stück von mir, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Seine Stirn ist leicht in Falten gelegt, der Mund verzogen zu einem unsicheren Lächeln und die braunen Augen strahlen neben Freude auch noch unendliche Reue aus. „Es tut mir so leid, Stegi. Ich...", doch in diesem Moment wird er von vielen knallenden Raketen unterbrochen und während ich den Himmel in den unterschiedlichsten Farben aufleuchten sehe, kann ich nicht anders, als meine Arme um seinen Nacken zu legen und unsere Lippen miteinander zu vereinen. Gerade, als ich mich erschrocken wieder lösen will, spüre ich einen leichten und unsicheren Gegendruck.

Irgendwie wusste ich es. Ich wusste, dass die Stexpertanspielungen von beiden Seiten aus, eben nicht mehr wirklich nur Anspielungen waren, sondern viel mehr kleine Liebesgeständnisse, verpackt in Scherze, die letztendlich immer mehr die Realität beschrieben.

Langsam lösen wir uns wieder aus dem Neujahrskuss und in unseren beiden Gesichtern zeichnet sich ein leises Lächeln ab, nicht zu vergleichen mit dem Strahlen unserer Augen. „Ich...Stegi, es tut mir so leid. Ich erklär's dir, versprochen...", fängt er dann erneut an, herumzustottern, bis ich ihn wieder unterbreche. „Jetzt sei doch endlich leise, Tim.", flüstere ich nur, ehe ich meine Lippen zum zweiten Mal auf Seine lege.

Und in diesem Moment ist mir vollkommen egal, dass er mehrere Stunden verspätet war, ohne mir in irgendeiner Weise Bescheid zu sagen und egal, wie er sich rechtfertigen wird, es wird mir egal sein. Das Einzige, was zählt ist, dass er jetzt hier ist und die 3 Worte, welche wir nach dem Kuss beinahe zeitgleich von uns geben.

„Ich liebe dich."


°°°

Zu Anfang natürlich ein Frohes Neues und erfolgreiches 2016, auch wenn's etwas verspätet kommt :3

Des Weiteren weiß ich mal wieder nicht, was meine Finger da fabriziert haben :D Ich kann also nur hoffen, dass dieser OS irgendwem da draußen gefallen hat und ich nicht komplett versagt habe :D

An Shazerdoodle: Ich weiß, dass das hier kein wirklicher Streit war und es auch kein wirkliches Versöhnungsgespräch gab, aber das ist nunmal das, was schlussendlich aus meinem Kopf geploppt ist und ich hoffe, dass dir diese kleinen Abwandlungen nichts ausmachen ^^

Also dann, einen wunderschönen Tag noch :3







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