Elastic Heart {Sia}

Alltag

Ich setzte mich auf den Stuhl neben der Umkleidekabine, während Helen mit den vielen Kleidern reinging. Mit geschlossen Augen lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand. Shoppen bereitete mir immer Kopfschmerzen. Erst recht mit einer Freundin, die jedes Kleidungsstück anprobieren möchte, aber keins kauft. Sie rief nach meinem Namen.
《Hilf mir mal in das Kleid.》
Und wieder zwengte sie sich in etwas zu engem, um sich dünn vorzukommen.
Mürrisch stand ich auf und schleichte in die Kabine.
《Warum nimmst du nicht einfach S-M?》, fragte ich als meine Hände qualvoll versuchten den Reißverschluss zu schließen.
《Ach XS passt mir. Ich Bitte dich! Nur ein wenig den Bauch einziehen und...》
Man hörte ein Geräusch... Sie hatte das Kleid zerrissen. Ich musste laut loslachen, als sie sich verzweifelt zu befreien versuchte.
《Halt den Mund! Hilf mir hier raus und dann nichts wie weg》, zischte Helen mir zu.
《Dir ist klar, dass du das bezahlen musst, oder?》
Verständnislos sah sie mich aus ihren blauen Augen an. Natürlich. Warum für etwas zahlen, was sowieso kaputt war.
Als wir gerade das Geschäft verlassen wollten, rief uns ein Verkäufer etwas zu. Doch befor ich mich umdrehen konnte zog Helen mich raus und rannte mit meiner Hand in ihrer.
D

as Einkaufszentrum war so voll, dass ich mich nur mit Mühe an sie ranhalten konnte und immer wieder stolperte oder Leute anrempelte. Ich schrie schon fast um sie endlich zum Stillstand zu bringen. Nachdem wir tief Luft geholt hatten kicherte sie.
《Das war knapp, Joe.》
Ich sah sie mit verzogenem Mund an, musste dann aber selber lachen.
Wir kauften ein Paar milchshakes und setzten uns auf eine Couch.
Ich wurde von einer tiefen Stimme unterbrochen. Ein junger Mann stand vor uns und begann mit Helen zu flirten. Ich sah mich um und hinter ihm standen noch drei weitere. Anscheinend seine Freunde, von denen zwei das Flirt-Schauspiel beobachteten und einer mich mit zusammen gekniffenen Augen musterte. Ich gab ihm einen abwertenden Blick zurück und hörte meinen Namen.
《... ist Josephine. Aber ihr könnt sie auch Joe nennen》, stellte Helen mich vor. Der Kerl, welcher mich gerade so verschmilzt angegafft hatte musste grinsen und sagte: 《Passt. Klingt so männlich wie sie aussieht.》
Ich ballte die Hände zu Fäusten und stand auf ohne etwas zu sagen.
《Wir sehen uns》, verabschiedete ich mich von meiner Freundin und ging ohne diese Mistkerle eines Blickes zu würdigen.
Ich war es gewohnt, dass alle Jungs nach Helens Nummer fragten und ich nur daneben saß, als sei ich unsichtbar. Das lag vielleicht an meinem Style. Trotzdem. Dieses Kommentar ging eindeutig zu weit. Ich hätte ihr wahrscheinlich erwürgt, wenn wir alleine gewesen wären.