Titan

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Mitten in der Nacht verließ mich der friedliche Schlaf und ich lag wach im Bett. Schlaflose Nächte waren nichts neues für mich und so entschied ich mich aufzustehen und ein Glas Wasser zu holen. In der Küche angekommen, öffnete ich den Kühlschrank und die kühle umschloss meine Haut. Ich hörte den Fußboden knacken und schloss den Kühlschrank. Ich sah in die Richtung aus der das Geräusch kam und erblickte eine Gestalt. Lächelnd kniete ich mich hin und schnalzte mit der Zunge. Meine Katze kam angehoppelt und kuschelte sich an mein Bein. Ich stand auf und hob sie mit mir hoch.
《Na Schatz. Warst du immer noch draußen?》
Zärtlich kraulte ich ihn Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Nase. Sie miaute mich an und schmiegte ihren Kopf in meinen Hals. Ich nannte sie Titan (englische Aussprache), weil ihre stahlblauen Augen etwas kaltes und hartes hatten. Die zarten Schnurrhaare kitzelten mich an den Wangen leicht als sie an mir schnupperte.
Titan kletterte auf meine Schulter und ih holte ihr eine kleine Packung aus der obersten Schublade.
《Schatz, dass ist jetzt eine Ausnahme.》
Ehe ich den Satz beendet hatte sprang sie schon auf die Arbeitsplatte und begann das Futter von ihrem kleinen Teller zu genießen. Währenddessen streichelte ich ihren Rücken einige Male und ging dann wieder ins Bett.
Es war schon 4:27 Uhr. Ich würde nicht mehr einschlafen, das wusste ich. Also nahm ich mir ein Buch und las, bis 6. Es war verrückt, wie ich trotz des schlafmangels nie Müdigkeit verspürte. Vielleicht hatte ich mich daran gewöhnt...
Kurz streckte ich mich und ging dann nach unten un das Frühstück vorzubereiten. Schnell spülte ich den Teller der Katze ab und begann Pfannkuchen zu machen. Ich hatte reichlich Zeit und einen Gast. Außerdem hatte ich schon seit langem nichts süßes mehr zum Frühstück.
Konzentriert darauf den Teig nicht zu verbrennen, was mir häufig passierte, zog ein Schrei meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Mit dem Pfannenwender in der Hand stürmte ich zum Gästezimmer und sah wie Alexander aufgebracht versuchte Titan zu verscheuchen.
Es war amüsierend, wie jemand so großes mit so einem kleinen Geschöpf nicht zurecht kam. Ängstlich rannte Titan zu mir und kletterte auf meine Schulter, ohne dass ich ihr helfen musste.
《Was zur Hölle ist das?!》
Das mein Lieber, ist eine Katze.》
《Ich weiß, aber... warum?》
《Weil ich sie gefunden habe als Baby.》
《Du hättest mich warnen können?》
《Entschuldige. Nächstes Mal sage ich dir bescheid sobald ein weiteres Ungeheuer rumrennt.》
Die Katze sprang von mir ab, rieb sich mit der Seite an meinem Bein und hüpfte schadenfroh davon. Ich machte eine übertriebene Geste und sagte:《Siehst du? Beinah hätte sie mich aufgefressen.》
Mit Kurs auf die Küche musste ich feststellen, dass der Teig nun rabenschwarz war und der flüssige in der Schüssel Titan zum opfer gefallen war. Oh Gott. Okay neuer Plan. Ich würde uns beim Bäcker etwas kaufen.
Wir saßen nun im Auto und er drehte den Schlüssel im Zündschloss.
《Auf den Weg ist ein Bäcker. Ich kaufe uns da schnell was wenn du hälst.》
《Die Pfannkuchen haben wohl nicht geklappt, huh?》
Er grinste herablassend und ich fauchte ihn mit den Worten 《Hättest du nicht Angst vor meine Katze gehabt》, an.
Vollidiot.
Schnell huschte ich in die Bäckerei und kaufte zwei belegte Brötchen und zwei Kaffee. Alexander begann den Kaffee schon im Wagen zu trinken und fuhr lässig mit einer Hand. Ich wollte schon wieder irgendetwas denken, was mich an ihn nervte, als ich jedoch die Wunde an seinem Kopf entdeckte.
《Ich... habe dir eine Kopfschmerztablette mitgenommen》, stotterte ich leicht hervor und zog sie aus meiner Jackentasche. Sein Blick wanderte kurz zu mir mit hochgezogener Braue und dann war da wieder dieses strahlende Lächeln. Damit musste er jedes Mädchen rumkriegen... Naja außer mir.
《Danke》, sagte er und nahm die Aspirintablette zwischen Zeige- und Mittelfinger, hielt aber immer noch den Kaffeebecher.
Er tat mir leid, wegen dem was ich getan hatte. Er würde all seinen Freunden erzählen, dass es eine Schlägerei gab.
《Ach ja. Wegen der Kopfverletzung. Was willst du deinen Freunden sagen?》
《Was meinst du?》Er nippte an dem heißen Getränk.
《Na, was für eine Geschichte willst du ihnen auftischen?》
Verständnislos sah er mich an einer roten Ampel an.
《Du willst denen doch nicht ernsthaft die Wahrheit erzählen.》
《Was würde es mir bringen zu lügen? Soll ich sagen: Jo, da kamen zehn Typen und haben mich zusammengeschlagen, aber dann hab ich's denen gezeigt.》
Ich musste bei seiner übertriebenen Aussprache laut lachen.
《Okay verstanden.》
Auf dem Schul-Parkplatz stiegen wir aus und sofort sah ich irgebdwelche Leute tuscheln. Jetzt kam in den nächsten Tagen die Aufklärung: Nein, wir sind nicht zusammen. Nein, wir hatten keine wilde Nacht und sind deswegen zusammen zur Schule gekommen. Und nein, ich kann dir nicht seine Nummer besorgen.
Ich sah, wie er sich eine Cap überstreifte und die Wunde nicht sichtbar war. Clever. Nur würde er sie im Unterricht abnehmen müssen. Nicht so clever.
Ich sah auf meinen neuen Stundenplan und wie es schien er auch.
《Ich habe auch Bio in der 5. und 6.》
Und warum sollte es mich interessieren? 《Schön.》
《Wir werden viel Spaß haben》, raunte er mir ins Ohr und kam näher. Zu nah.
《Hat dir der Schlag mit der Tasche gestern nicht gereicht?》
Er lachte leise und ging. Was sollte das gerade?!
Leicht genervt ging ich zu meinem Englischkurs und setzte mich auf einen Stuhl in der hintersten Reihe.

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt