Nur Quetschungen also?

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Das synchrone Piepen der Geräte verbrachte mich in Panik. Es war unnatürlich. Mein Kopf lag auf dem Bett, in dem er schlief und meine Augen waren wie seine geschlossen. Er atmete. Ich war mir aber nicht sicher, ob es aus eigener Kraft war oder wegen der Beatmungsgeräte. Dieser Gedanke brachte mich wieder zum weinen und ich griff seine Hand.
《Alexander... Es tut mir so leid...》
Immer wieder murmelte ich diese Worte, bis ich aus Erschöpfung einschlief. Ich wurde von den Geräuschen der arbeitenden Maschienen geweckt, hielt die Augen aber geschlossen. Ich saß weiterhin auf einem Stuhl mit dem Kopf auf seinem Bett und hielt seine Hand. Es fühlte sich wie die Ewigkeit an und es war schön. Schön und grausam zugleich. Schön, weil ich das Gefühl hatte ihn nie wieder loslassen zu müssen und wir für immer in diesem Raum so verweilen würden. Grausam, weil ich alleine war.
Nun öffnete ich die Augen und starrte vor mich hin, hielt seine Hand fester und zitterte leicht bei dem Gedanken, dass er nicht mehr aufwachen würde. Ich schlief wieder ein oder fiel in Ohnmacht. So genau konnte ich es nicht sagen, weil ich überfordert war. Aber ich glaube letzteres Trifft zu, da ich in einem Krankenhausbett aufwachte mit Schläuchen, die in meinen Arm führten. Ich sah mich um.
《Baby?》
Ich war alleine. Schnell riss ich die Nadeln aus meinem Arm, was verdammt wehtat und ich so brutal machte, dass ich etwas blutete, und rannte zu seinem Zimmer. Ich war ziemlich benommen, stolperte die ganze Zeit und Leute sahen mich schockiert an. 218... 219...220... 221!
Tally... Was zur Hölle?
《Warum-》
《Joe!》
Sie kam zu mir und umarmte mich.
《Es tut mir so leid. So verdammt leid.》
Ich erstarrte. Seit wann war sie so nett? Genau. Seitdem sie ihn geküsst hatte.
《Was machst du hier?》
Sie blickte mich schniefend an.
《Ich wollte dir beistehen.》
Das wars. Meine Beine wurden schwach und ich fiel zu Boden. Ich wollte dir beistehen. Das bedeutet doch, dass er... Ich hoffte sie war zu dumm, um sich auszudrücken.
《Joe! Josephine!》
Sie schüttelte mich.
《Steh auf. Na komm.》
Tally half mir auf und sah mich eindringlich an.
《Ihm geht es gut. Er ist stabil.》
Ich nickte stumm und starrte sie an. Hatte sie schon immer so eine angenehme Persönlichkeit? Dankend nickte ich, als sie mich auf den Stuhl setzte und ich Alexanders Hand halten konnte. Wieder legte ich meinen Kopf aufs Bett und atmete seinen Geruch ein. Tally ging mit den Worten 《Ich hole uns was zu essen》 raus. Ich schloss die Augen und nickte.
Das monotone Piepen ließ mein Herz rasen und die Stille machte es unerträglicher. Ich wollte sein Lachen, seine strahlenden Augen und sein selbstverliebtes Grinsen sehen.
Mein Daumen streichelte seinen Handrücken, wie immer und meine mich tötenden Gedanken wurden durch einen Arzt der reinkam unterbrochen.
《Gehören sie zur Familie?》
《Ich bin seine Schwester.》
《Nun gut. Alexander ist stabil und sollte heute aufwachen. Er hatte eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Quetschungen. Sonst hat er aber keine Schäden davongetragen.》
《Das klingt als wäre ihm rein gar nichts passiert.》
《Wenn man bedenkt wie das Auto aussah, ist ihm nichts passiert. Sie sollten nicht zu viel verlangen. Er hatte eine schützende Hand.》
Damit verließ er den Raum und ich starrte sprachlos auf meinen 'Bruder'.
《Es tut mir so leid.》
Behutsam legte ich den Kopf auf sein Bein und atmete hörbar aus.
《Nur Quetschungen und eine Gehirnerschütterung also?》
Mir stockte der Atem und ich traute mich nicht ihn anzusehen. Vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet? Mein Atem wurde flach und das Herz raste. Erst recht, als ich seine Hand auf meinem Kopf spürte und er mir durch die Haare strich. Ich heulte los. Laut und hässlich heulte ich wie ein kleines Kind los und fiel ihm um den Hals. Alexander lachte und hielt mich fest. Er lachte. Der Idiot lachte einfach und vergrub sein Gesicht in meine Schulter, während ich weinte. Vor Freude, Angst, Überforderung und allem möglichen.
《Alexander... Es tut mir so leid. Es tut mir so leid. Ich wollte das alles nicht. Bitte bitte.》
《Shhh. Beruhig dich Baby. Es ist nicht deine Schuld.》
《Doch. Doch ist es.》
Ich weiß nicht wie oder ob er mich verstand, weil ich die hälfte der Wörte verschluckte.
《Hätte ich dich nichr angerufen-》
《Nein dafür kannst du nichts. Vor mir ist ein Tier gelaufen. Das war nicht deinetwegen.》
《Das war so schlimm. Als ich dich da gesehen habe in dem Auto und du dich nicht bewe-》
《Warte. Du hast mich gefunden?》
Ich nickte. Er zog mich von sich weg und sah mich an.
《Du hast mich aus dem Auto gezogen? Das warst du?! Wie hast du das denn geschafft?!》
《Ich weiß es nicht... D-du bist nicht so schwer...》
《Ach komm. Wenn ich auf dir liege breche ich dir fast alle Rippen.》
Ich musste lachen und er wischte meine Tränen weg.
《Danke.》
《Was? Wofür?》
《Dass du mich da rausgeholt hast und nicht auf den Notwagen gewartet hast.》
Ich fiel ihm wieder in die Arme und er stöhnte auf.
《Nein, nein. Tut mir leid!》
Bescheuerte Verletzung.
《Komm her. Aber vorsichtig.》
Er nahm mich unter die Decke und hielt mich an sich. Wir lagen stundenlang so und keine Schwester bekam mich da raus. Nur der Arzt, als er mit ihm alleine reden wollte. Tally kam nicht wieder.
《Josephine.》
《Mhm?》
《Warum trägst du eigentlich diese Krankenhaus-Kittel-Scheiße?》
《Bin Ohnmächtig geworden.》
《Und dein Arm?》
Ich sah nach unten und bemerkte das getrocknete Blut.
《Habe die Nadeln rausgezogen als ich zu dir gerannt bin.》
《Hey, Josephine.》
《Ja?》
《Du bist dadrunter nackt oder?》
Ich spürte sein Grinsen und lächelte.
《Viellei- Woah!》
Er packte meine Hüfte und legte mich auf sich drauf. Jep. Alexander war am grinsen.
《Denk nicht mal dran.》
《Warum nicht》, jammerte er.
《Weil wir in einem Krankenhaus sind.》
《Ja und? Nur dieser dünne Stoff trennt uns.》
Er demonstrierte es, indem er mit der Hand unter meinem fuhr und sanft die Schleife an Rücken löste. Ich griff seine Hand.
《Es ist nicht so, dass ich es nicht will, aber du hast Verletzungen. Und in dieses Zimmer kommen lauter Menschen rein uns raus. Also mach die Schleife zu.》
Er stöhnte genervt auf und machte sie wiederwillig zu.
《Brav.》
Ich küsste ihn.
《Ach, halt den Mund.》
Ich grinste und küsste ihn zum Abschied.
Nachdem ich mich angezogen hatte ging ich nach Hause, um zu duschen und ihm einige Dinge zu bringen, da er zur Beobachtung dort bleiben musste.

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt