Fair

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Als meine Augen sich öffneten, blendete mich die Sonne direkt durch das Fenster. Ich hatte einen unruhigen Schlaf und jede verdammt Zelle meines Körpers schmerzte. Alexander war noch im Tiefschlaf, was verständlich um 6 Uhr morgens war.
Ich ging ins Bad und wollte mich duschen, als ich nich ein Mal inne hielt. Mein Blick blieb auf die Tür gerichte. Ich ging zu ihr und schloss ab, wobei meine Stirn gegen das Holz gedrückt war. Ich wollte nicht, dass er mit mir duschte... etwas das wir immer taten. Das mit Tally hatte mich trotzdem viele schlaflose Nächte gekostet und wenn ich schlaflos sage meine ich es auch so. Es waren höchstens 5 Stunden die ich schlief, seitdem meine Kathrine mit Frank eine Beziehung hatten, aber die letzten Tage musste ich mit 1 Stunde auskommen. Wie auch immer ich das überlebt hatte, die Wirkung wurde mir jetzt bewusst, als ich in den Spiegel sah. Das übliche wie immer, nur noch deutlicher. Rote Augen, Augenringe (wie jeder Hipster heute so schön sagt To the moon and back) und der Hautton eines Vampirs.
Beim Haare waschen klopfte Alexander an die Tür und ich zuckte zusammen.
《Josephine? Warum hast du abgeschlossen?》
《Ich dusche.》Tolle Ausrede!
《Das beantwortet nicht meine Frage...》
《Kann ich nicht alleine duschen?!》
Ich konnte hören wie er nun wieder weg ging und blickte auf meine Füße, wie ein kleines Kind. Warum mache ich alles immer kaputt?
Wir waren schon so lange zusammen und so glücklich... und ich wollte ernsthaft alles wegwerfen weil ich ihn mit Tally gesehen hatte?!
Nass wie ich war, ließ ich das Wasser laufen und öffnete die Tür.
《Alexander?》
《Hm?》
《Komm duschen.》
Er drehte sich im Bett und sah mich an.
《Es tut mir leid.》
《Was ist los mit dir?》, fragte er und stand auf.
《Ich hab schlecht geschlafen.》
Alexander legte die Arme von hinten um mich und küsste meinen Nacken sanft.
《Wann ist das nicht der Fall?》
Ich kraulte sein Haar sanft, ging wieder in die Dusche und er folgte mir.

Der Aufsatz für meinen Geschichtskurs ging nur schleppend voran und die Worte wollten einfach nicht aus mir raus. Wozu machte ich das eigentlich? Einen ausführlichen Aufsatz über die Französische Revolution. Mich interessierte es nicht und würde es auch niemals interessieren, weil niemand jemals über mein Leben jedes Jahr in der Schule labern würde. Vielleicht sollte ich Lehrerin werden und meinen Schülern lebensweisheiten auf den Weg geben, statt über den Weltkrieg zu reden. Das sollte auf meine Liste von Berufen, falls ich es zu nichts richtigem bringen sollte.
Helen rief an.
《Hey! Joe ich habe ja so lange nichts mehr von dir gehört!》
《Kann sein.》
《Warum meldest du dich denn nie?》
《Wie du mir, so ich dir.》
《Ach Joe! Sei nicht immer so launisch. Auf jeden Fall muss ich dir was erzählen...》
Sie redete eine halbe Stunde darüber, dass sie mit Chris wieder zusammen ist und wie romantisch und leidenschaftlich er doch sei. Sie bemerkte nicht einmal, dass ich den Hörer für mehr als 5 Minuten weglegte. Als ich ihn wieder ans Ohr führte war sie immernoch am reden. Ich musste kichern. Sie konnte so dumm sein, aber deswegen hatte ich sie lieb.
《Also... wie läufts zwischen euch so?》
《Ganz gut.》
《Hört sich bisschen anders an deine Tonlage.》
《Du weißt es von Chris.》
《Jup.》
《Es ist nichts schlimmes passiert. Ich hab ihn nur mit Tally gesehen.》
《Achso... Oh...》
《Was?》
《Ja... also... Ich weiß nicht ob ich es dir sagen soll, aber... Chris...》
Mir stockte der Atem für einen Moment.
《Er war gar nicht mit Alexander... ich habe es vor einigen Stunden erfahren... Ich schwörs! Keine Ahnung warum Chris das gemacht hat...》
《Danke》, hauchte ich in den Hörer und legte auf.
Ich dankte ihr wirklich, da nicht jeder soetwas erzählen würde, aber ich drehte durch. Innerlich tobte ein Sturm in mir, der alles verwüstete. Ich stand auf und rannte zu meiner Tasche. Panisch zerrte ich an den Reißverschlüssen und nahm die Zigaretten raus. Die packung zerriss dabei und alle fielen auf den Boden. Verwirrt stolperte ich zur Veranda und zündete sie an. Meine Finger zitterten und ich atmete den Rauch tief ein und hielt die Luft an. 1... 2... 3... 4... 5... 6... 7... 8... 9... 10...
Ich atmete aus. Das gleiche noch Mal. Ich beruhigte mich langsam, jedoch brach ich nach wenigen Sekunden in Tränen aus und umarmte meine Beine mit der Stirn auf den Knien. Das war einfach nicht fair.

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt