Geheimnis

59 5 0
                                    

Alles war wie vorher. Nix hatte sich verändert. Der Vollidiot, der sich mein Freun nannte, tat so als wäre nie etwas geschehen und redete wieder mit Tally, während er neben mir saß. Ich spürte ihren Ich-habe-deinen-Freund-geküsst-und-du-weißt-es-nicht-Blick, worauf ich ihr den Ich-weiß-es-Blick geben wollte, aber von Alexanders Willst-du-etwa-eine-Szene-machen-Blick ermahnt wurde. Er antwortete ihr kaum und würdigte sie keines Blickes. Zumindest vor mir. Denn als ich wieder vor seinem Kursraum wartete, sah ich bei geöffneter Tür, wie sie sich unterhielten und herzhaft lachten.
Während ich nur ihre Lippenbewegungen sah machte ich die Stimmen in meinem Kopf nach.
Alexander: Haha ja das war so toll als wir geleckt haben. Das nächste Mal geht meine Zunge bis in deinen Magen haha.
Tally: Wirklich? Danke. Haha ich kann es kaum erwarten sie zwischen meinen Beinen zu spüren. Hahahahaha.
Alexander: Joe ist sowieso zu blöd. Sie würde es nicht merken. Ahahhahaha.
Okay ich übertrieb.
Wahrscheinlich hatte er mich gesehen, denn ganz plötzlich ließ er sie stehen, wischte sich sein beschissenes Grinsen aus dem Gesicht und kam zu mir. Ehe er mich umarmen oder küssen konnte ging ich weg und ließ ihn stehen.
《Alex! Da bist du ja!》
Geh doch und fick deine Tally.

Sarah hatte einen Kuchen gebacken. Es war also ernst. Jedes Mal wenn sie einen Kuchen gebacken hatte (der nicht runter zubekommen war) war etwas los.
Der Kuchen war angebrannt, als sie mir von der schwangeren Katherin erzählte (da hätte mir klar werden sollen, dass sie es wusste).
Der Kuchen war zu süß, als sie mir von der Scheidung meiner Eltern vor einigen Wochen erzählt hatte.
Und heute war der Kuchen matschig, als sie mir sagte, dass sie mit Ren zusammen ist.
Meine Reaktion war ungefähr so:
Genau. Keine. Ich saß einfach da mit dem weichen Stück Kuchen und starrte sie an.
《Dir ist klar, dass du in den Knast kommst.》
《Nicht wenn niemand etwas weiß.》
《Ich weiß es. Alexander weiß es. Helen. Chris.》
《Aber die sagen doch nichts.》
《Kannst du doch nicht wissen.》
Sie seufzte.
《Ja ich habe scheiß Laune, falls du dich das fragst.》
Sie wartete einfach, damit ich weiter erzählte.
《Alexander hat eine andere geküsst.》
《Nein!!!》
《Doch.》
《Oh Gott.》
《Aber Hallo.》
《Das hätte ich nie erwartet.》
《Tja. So kann man sich in Menschen täuschen. Frank ist das beste Beispiel.》
《Ach der ist ein Lappen》,sagte Tante Sarah.
《Ich habe nie verstanden was du und deine Schwester an ihm fandet. Ich wette er hat nicht einmal einen hoch bekommen.》
《Sarah...》
《Schon gut. Tut mir leid. Zurück zu Alex.》
《Alexander.》
《Was?》
《Ich mag es nicht, wenn man seinen Namen abkürzt.》
《Sorry.》
《Schon gut. Auf jeden fall. Eigentlich hat Tally ihn-》
《Tally?! Die kam mir schon auf der Feier suspekt vor》, kommentierte sie und aß ein Stück Kucken. Den spuckte sie aber sofort aus und rief:《Scheiße! Wie hast du das runtergewürgt?!》
《Ich wollte nicht unhöflich sein.》
So ging das noch eine Stunde, bis ich endlich zum Punkt kommen konnte, weil sie immer wieder vom Thema abschweifte.
Sie riet mir mit ihm zu reden, dass ich nicht will, dass er Kontakt zu Tally hat. Aber wie sollte ich das bitte kontrollieren? Er konnte doch auch in diesem Moment mit ihr rummachen.
Es klingelte. Alexander. Anscheinend wollte er sie erst später flachlegen.
Anstatt ihn reinzubeten öffnete ich die Tür nur ein wenig.
《Wir müssen reden.》
In einem schnippischen Ton begann ich:《Ach echt? Leider habe ich gerade keine Zeit. Ich muss noch-》
《Josephine!》
Ich zuckte zusammen und trat vor die Tür, um sie schließen zu können.
《Was willst du?》
《Reden.》
《Geh und rede mit Tally.》
《Genau darüber will ich reden.》
《Du willst mit mir darüber reden, dass du mit ihr über das was wir bereden wollen, reden willst?》
《Babe... Kannst du mir nicht zuhören?》
《Hat ja anscheinend nix gebracht als ich dir beim heulen im Auto zugehört habe.》
《Baby. Bitte.》
Ich öffnete die Tür.
《Für dich ab jetzt Joe.》
Er packte meinen Arm.
《Willst du ernsthaft Schluß machen.》
《Ich habe nicht gesagt, dass ich es will. Ich muss. Denn ich habe keine Kraft mehr das gleiche wie mit Frank zu erleben. Ich will es auch nicht. Also mache ich es kurz.》
《Du liebst mich. Und ich liebe dich.》
《Hör auf diese beschissenen Filmtexte zu sagen.》
Ich sah ihn wütend an.
《Würdest du mich lieben, hättest du nicht mit ihr so freundlich geredet.》
《Sie hat mir nur einen Witz erzählt.》
《Die Schlampe will dich mir wegnehmen und du lässt es zu! Sie hat dich geküsst, bleibt in deiner Nähe und du lässt sie!》
《Halt den Mund!》
Alexander öffnete die Tür und drückte mich gegen die Wand.
《Du kapierst nichts oder?! Die Schlampe hat mich geküsst aus einem bestimmten Grund, den sie mir erst heute erzählt hat. Deswegen habem wir gelacht!》
Ich trat ihn mir meinen Beinen weg und schlug gegen seine Brust.
《Was denn?! Dass sie von dir schwanger ist?!》
Wieder griff er nach meinen Handgelenken. Warum waren wir beim streiten immer so dramatisch? Es war nicht schlau von Gott zwei temperamentvolle Menschen zusammen zu bringen.
《Ich kann es dir nicht sagen.》
Seine Stimme war plötzlich ganz ruhig und er sah mir tief in die Augen.
Ich kam näher an sein Gesicht und presste zwischen meinen Zähnen ein 《Dann verpiss dich》, hervor.
Er ließ los.
《Ich hätte nie geglaubt, dass du für ihr Geheimnis unsere Beziehung-》
《Hör auf zu reden! Wer sagt sowas? Warum reimst du dir jeden Scheiß alleine zusammen, anstatt mit mir darüber zu reden?!》
《Weil ich paranoid und voller Angst bin. Okay? Und das wusstest du.》
《Ja...》
Er krazte sich am Nacken.
《Also... sie hat etwas tolles rausgefunden.》
《Das soll heißen?》
《Sie hat mich aus einem bestimmten Grund geküsst. Nicht weil sie auf mich stand. Eher ein Experiment.》
《Ob du einen Ständer bekommst?》
Er musste ein wenig lachen.
《Nein, keine Sorge. Ich habe keinen bekommen. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt was von mir wollte. Beziehungsweise von Jungs allgemein... Tally ist... lesbisch. Seit neustem. Und sie hat mich geküsst um es herauszufinden, weil sie sich seit kurzer Zeit nicht sicher war.》
《Und du willst, dass ich dieses Märchen glaube?》
《Es ist die Wahrheit. Das hat sie mir erzählt. Deswegen war ich so glücklich und erleichtert.》
《Mhm... und für wie viele hast du diesen Test noch gemacht?》
Er grinste und umarmte mich so, dass ich in der Luft war. Ich hielt ihn fest und betete, dass er nicht log.
《Weißt du... sie hat sogar nach dir gefragt.》
Ich sah ihn verstört und verwirrt an.
《Sie findet dich ziemlich heiß und da kann ich sie verstehen.》
Alexander legte seine Hand unter meinem Hintern, sodass ich meine Beine um seine Hüfte schlang und weiterhin verstört starrte.
《Guck nicht so. Sie ist genauso schwanzgesteuert wie ich, wenn es um dich geht.》
《Du bist doch krank.》
《Vielleicht.》

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt