Krankenhaus

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Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und packte meine Tasche um sie dem Typ mit voller Wucht ins Gesicht zu schlagen. Ich atmete tief ein, drehte mich um und haute der Person, von welcher ich nur umrisse erkannte, die schwere Tasche gegen den Kopf. Alles geschah in Bruchteilen von Sekunden und bevor ich wegrennen wollte hörte ich eine vertraute Stimme vor Schmerz aufschreien und stöhnen. Der Mann hielt sich den blutenden Kopf, sodass ich das Gesicht nicht erkennen konnte, aber ich wusste wer es war. Die Kleidung verriet alles. Alexander. Ich kniete mich neben ihn und musste fast würgen als ich das Blut sah. Es war keine tiefe und ekelerregende Wunde. Ich sah sie nicht mal, jedoch war es zu viel Blut auf einmal. Es tropfte seine großen und eleganten Hände hinunter und machte somit seine Hose schmutzig. Panisch streifte ich meinen dünnen Schal ab um ihn auf die Wunde zu legen. Ich berührte erst unsicher seine Hand, traute mich dann aber und ergirff sie. Vorsichtig drückte ich den Stoff auf einen seitlichen Teil seiner Stirn.
《Es... E-Es sollte keine Narbe b-bleiben》, stotterte ich.
《Eine Entschuldigung fände ich schöner》, erwiederte er lächelnd.
Warum war er nicht sauer?
《T-Tut mir leid. Aber du hast mich erschreckt.》
《War auch dumm mich von hinten anzuschleichen.》
Sein Lächeln wand sich zu einer vor Schmerz verzerrten Miene. Behutsam half ich Alexander auf die Beine und stütze ihn, obwohl er viel größer war als ich.
《Ich bringe dich in ein Krankenhaus.》
Sein Blick zeichnete sich mit der Frage Warum?
《Was wenn du eine Gehirnerschütterung oder Ähnliches hast? Ich will nicht der Grund sein wenn du irgendwann hinfällst und stirbst.》
《Man stirbt nicht so schn-》
Der Satz wurde anscheinend durch einen Schmerz unterbrochen, denn er drückte den Schal noch fester und kniff die Augen zu.
Nach wenigen Minuten saßen wir schon in seinem Geländewagen, welcher um die Ecke stand.
《Warum warst du eigentlich zu Fuß, wenn dein Auto hier ist.》
《Ich habe dich gesehen als du in diese Gasse da langgelaufen bist und wollte dich nach Hause fahren, aber da war 'ne Einbahnstraße.》
《Oh... Danke.》Ironie des Schicksals: Nun spendierte ich ihm eine Fahrt.
Ich schwieg die Fahrt über, weil er die Augen geschlossen hatte. Als ich parkte und meinen Gurt, und dann seinen öffnete fragte er: 《Was hast du eigentlich in deiner Tasche? Goldbarren?》
《Schulbücher...》
Mein Versuch sozial zu sein und ihn von den Gurt zu befreien ging in die Hose. Anstatt es behutsam zu schaffen rutschte meine Hand aus und aus Reflex zog ich den Gurt in meiner anderen Hand zur Fahrerseite,  wobei ich vermutete, dass er zu ersticken drohte. Ich lag falsch. Alexander packte mit einer Hand meinen Arm um mich zu halten und mit der anderen den Gurt an seinem Hals.
《Ich hoffe wir schaffen es noch heile da rein》, sagte er und lachte ein wenig. Peinlicher konnte es nicht kommen.
Wir stiegen aus den Volvo und betraten das Gebäude. Er hielt meinen Schal in der Hand, aber nicht mehr gegen seine Stirn.
《Setz dich hin.》
Die Dame and der Rezension schien nicht in bester Laune zu sein und gab nur genervte antworten. Wir würden einige Minuten warten müssen, aber es sollte nicht dauern. Als ich mich umdrehte war er verschwunden. Ich gab einen Laut von mir, der wie ein Knurren klang. Ich fühlte mich wie eine Mutter mit ihrem Kind und suchte den ganzen Bereich ab. Als ich wieder im Wartezimmer ankam saß er dort friedlich und trank einen Kaffee. Ich setzte mich zu ihm. Die Frage wo er gewesen war, war nun überflüssig. Alexander hielt mir mit einem schiefen Lächeln einen Kaffee hin. Ich nickte dankend und nippte an dem heißen Getränk.
《Entschuldigung nochmal.》
《Ist schon in Ordnung. Ich glaube das sollte 'ne Strafe für meinen Spruch im Einkaufszentrum sein.》 Wieder zog sich mein Magen bei dem Gedanken zusammen.
《Ich lasse deinen Schal reinigen.》
Er grinste ein wenig. Es schien ihm nichts auszumachen, dass er wegen mir im Krankenhaus gelandet war.
《Solltest du deinen Eltern nicht sagen, wo du bist?》
Ich schüttelte den Kopf.
《Ich wohne bei meiner Tante.》

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt