Alles gut

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Am nächsten Tag schwänzte ich und ging schon morgens zu ihm, sodass ich Alexander beim schlafen stalken konnte. Ich kam mir wie ein kranker Justin Bieber Fan vor, denn als er begann zu schnarchen, fand ich es faszinierend und niedlich.
Lächelnd hiel ich seine Hand und strich durch sein Haar und dabei auch über die kleine Narbe. Langsam beugte ich mich über und küsste sie sanft, während ich seinen Kopf weiterhin massierte.
《Ich will immer so geweckt werden》, murmelte er und als ich ihn ansah, musste ich lächeln.
《Morgen Baby.》
《Wie spät ist es?》
《Halb Neun. Ich habe Frühstück mitgebracht.》
《Das ist schön.》
Daraufhin zog er mich in seine Arme und ich legte mich neben ihn.
《Josephine.》
《Ja?》
《Was gibt's zu essen? Der Fraß hier schmeckt scheiße. Kein Wunder, dass es in Filmen immer so schlecht geredet wird.》
Ich lachte leise und holte meine Schultasche aufs Bett.
《Wir haben...》 ich packte die genannten Dinge aus und legte sie auf den kleinen Tisch.
《Belegte Brötchen, Kaffee, Erdbeerstrudel, Cookies, noch mehr belegte Brötchen und... Wasser.》
《Du willst dass ich fett werde.》
Das Grinsen auf Alexanders Gesicht wurde noch breiter und er packte ein, mit Pute belegtes Brötchen, was vor Butter triefte.
《Diese ganze Muskelmasse muss doch versorgt werden.》
Langsam setzte er sich auf, hatte aber Probleme dabei. Ich sah ihn verwirrt an.
《Babe? Was ist? Warum kommst du nicht richtig hoch?》
《Huh?》
Er sah mich erschrocken an, setzte jedoch schnell ein Lächeln auf.
《Oh. Alles gut. Mein Bein tut nur noch weh. Und das bereitet in der Hüfte Probleme.》
Ich lachte beruhigt und fragte:《Und wie wolltest du dann Sex haben?》
《Zu meiner Verteidigung. Ich war zugedröhnt mir Schmerzmitteln.》
《Ach komm. Wir wissen beide, dass Kerle sich für Sex sogar die Hüfte brechen würden.》
《Wär nicht schlimm, wenn du's hinbekommen würdest.》
Ich zog eine Braue hoch und er rümpfte leicht die Nase. Ich kam langsam näher und sah ihm tief in die Augen.
《Alexander...》
《Ja?》
Kurz und schnell biss ich in seine Nase und setzte mich dann wieder normal hin.
《Aua!》
《Das kann dir doch nicht weh getan haben.》
《Doch. Hier drin. Ganz tief da drin.》
Er legte sich dabei theatralisch die Hand auf die linke Brust und sah mich traurig an.
《Soll ich dich trösten?》
《Ja. Es hat mich wirklich verletzt.》
《Und wie kann ich es wieder gut machen?》
《Ich weiß nicht... einen Film, ein romantisches Abendessen, einen Blowjob, Rosen, Schmuck.》
《Schmuck klingt gut》, antwortete ich.
《Wie kannst du mich bloß immer korben?!》
Er schmollte dabei und verschränkte die Arme.
《Iss dein Brötchen》, sagte ich und küsste ihn.
《Ich esse gleich deins.》
《Ich hoffe mal, dass das nicht zweideutig gemeint war.》
《Oh doch. Ich fühle mich einsam.》
《Du hast doch die geilen Krankenschwestern hier.》
《Die wiegen ne Tonne und sind 50. In Pornos werden die immer so geil gezeigt.》
《Deswegen sind es auch Pornos, Babe.》
Ich legte mich zu ihm und knabberte an meinem Brötchen oder seinem Biceps.

Nach einigen Tagen wurde er entlassen und ich fuhr ins Krankenhaus, um ihn abzuholen.
Die letzten Tage hatte ich geschwänzt und meine Tante schrieb mir ohne zu zögern die Entschuldigungen.
《Für die Liebe》, meinte sie nur.
Ich hüpfte zu seinem Zimmer, riss die Tür auf und wollte ihm gerade in die Arme springen, als ich bemerkte, dass er nicht stand. Er saß. In einem Stuhl. Einem Rollstuhl. Mir musste der Schock ins Gesicht geritzt worden sein, denn er beruhigte mich sofort mit den Worten:《He- Oh! Nein. Keine Sorge. Das ist nur wegen dem Bein. Nix ernstes.》
Ich entspannte mich und setzte mich aufs Bett.
《Oh Gott, Alexander. Mir ist das Herz stehen geblieben.》
Er lächelte und küsste mich.
《Alles okay.》
Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn für einige Minuten fest.
《Jag mir nie wieder so eine Angst ein. Oh Gott.》
Ich küsste seinen Hals, seine Schulter, sein Schlüsselbein. Alles was ich küssen konnte. Er legte seine Arme um mich und zog mich auf seinen Schoß.
《Also. Zu mir?》
Ich nickte und küsste ihn immer wieder.
《Wie lange wirst du an dieses Ding gefesselt sein?》
《Nur ein paar Wochen. Was hast du denn? Ein gebrochenes Bein ist es ja nicht.》
Er sah mich an und zuckte mit den Schultern.
《Zu viele Fachwörter hab' nix verstanden.》
Misstrauisch musterte ich ihn und stand auf.
《Was meinst du?》
《Ich meine, dass ich nicht zugehört habe. Lass uns gehen.》
《Nein? Ich werde den Arzt fragen, wenn du es nicht tust.》
《Er wird dir nichts sagen. Du bist keine Angehörige meiner Familie.》
《Dann rufe ich deine Mutter an.》
《Die ist weg.》
《Dein Vater?》
《Auch.》
《Dein Bruder?》
《Klinik.》
《Dann bin ich deine Cousine.》
《Die mit mir schläft?》
《Ugh! Du bist so dickköpfig!》
《Verdammt! Was geht dich meine Krankenakte an?! Ich bin in ein paar Wochen aus diesem Ding! Das ist alles was ich wissen muss.》
Ich seufzte und nahm seine Tasche. Nebenbei öffnete ich ihm die Tür und murmelte :《Wie du meinst.》
Da er mit dem Rollstuhl nicht ungehen konnte, schob ich ihn und küsste einmal kurz seinen Kopf. Er wollte mir etwas nicht erzählen und ich hatte Angst. Scheiß Angst zu erfahren was es war, dass ihn so bedrückte. Ich hoffte innerlich, dass es nichts mit dem Rollstuhl zu tun hatte, aber daran begann ich zu zweifeln.

Elastic Heart {Sia}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt