Chapter 2

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Erst jetzt bemerkte ich, wie stickig es in diesem Gebäude war. Die frische Luft tat mir gut und half mir, einen etwas klareren Kopf zu bekommen.
Und trotzdem war es komisch.
Ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich war; die Gegend kam mir definitiv nicht bekannt vor. "Gegend" war zu viel gesagt; ich stand lediglich vor einem großen Gebäude, vor dem ein paar Bäume standen und ein Weg zu einer Straße führte.
Mir kam aber im allgemein nichts bekannt vor, nichtmal mein eigenes Spiegelbild.
Plötzlich fing ich unkontrolliert an zu zittern...

Wer war ich eigentlich?

Die Erkenntnis, dass ich absolut keine Ahnung von meinem eigenen Leben hatte, brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und meine Freude über die soeben gewonnene Freiheit verschwand augenblicklich.
Was sollte ich denn jetzt tun?
Ohne meine Zeit damit zu verschwenden, länger darüber nachzudenken, ging ich den Weg herunter, der zu der vermeintlichen Straße führte. Und kurze Zeit später stand ich tatsächlich vor einer Straße; diese lag aber wahrscheinlich so abgeschieden, dass es bloß alle paar Tage ein Autofahrer wagte, sie entlang zu fahren.

Das war's, das würde mein Ende sein. Ich würde hier draußen sterben und mich würde niemals jemand finden.
Auch, wenn ich keine Ahnung hatte wie alt ich war, konnte ich sagen, dass ich definitiv zu jung zum sterben war.
Das durfte einfach nicht wahr sein.
Wie lange bin ich eigentlich in diesem komischen Gebäude gewesen? Würde mich jemand vermissen?
Wenn ich bloß ein paar Stunden gefangen war, konnte es auch sein, dass noch niemandem aufgefallen ist, dass ich verschwunden war.

Es tut mir leid, dass ich nicht in der Lage bin, meine Gedanken sinnvoll zusammen zu fassen, aber mein Gehirn war einfach nicht funktionsfähig. Es passierte zu viel auf einmal.

Ich stand nun also an der Straße und wartete. Ich ging sie ein bisschen entlang, bemerkte aber schnell, dass ich hier wirklich mitten im Nirgendwo war; eine Straße, die lediglich von einem Wald umgeben war. Es waren weit und breit keine Motorengeräusche zu hören; nur das Gezwitscher der Vögel, meine Schritte auf der geteerten Ebene und mein stockender Atem. Zusätzlich konnte ich noch den schnellen Schlag meines Herzens hören.
Ich bin wahrscheinlich erst 5 Minuten gelaufen, und trotzdem fühlten sich meine Beine so schwer an, als würden sie jeden Moment unter mir einknicken. In diesem Fall würde mich wohl spätestens in einer Woche ein Autofahrer finden. Wahrscheinlich würde er einfach nur an mir vorbei fahren, denn hier draußen interessiert sich eh niemand dafür.
Und trotzdem hatte ich noch die kleine Hoffnung, dass in den nächsten Stunden jemand diese Straße entlang fuhr, mich sah und anhielt, um mich mitzunehmen. Dann würde alles gut werden.
Oder? Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.

Je später es wurde, desto kälter wurde mir auch, desto mehr Hunger bekam ich und desto mehr schwanden meine Hoffnungen.
Es war offensichtlich Herbst. Die Bäume verloren ihre farbenfrohen Blätter und ich konnte das Rascheln unter meinen Füßen wahrnehmen, wenn ich neben der Straße lief.
Irgendwann würde es dunkel werden, und die Dunkelheit war hier draußen sicherlich alles andere als gut.
Ich beschloss gerade, mich etwas auszuruhen, als ich die Geräusche von einem Auto hörte. Erst waren sie ganz leise, fast unhörbar, doch sie kamen immer näher.

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So.. That's it. Falls also jemand auf die Idee gekommen ist, das hier zu lesen, würde ich mich echt freuen, wenn ihr mir Feedback hinterlassen würdet :)

Forgotten Memories | ABGEBROCHEN.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt