Chapter 6

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"Sorry, ich sollte eigentlich lieber dankbar sein, anstatt sowas Dummes zu sagen." entschuldigte ich mich bei Niall. Doch er machte nur eine wegwerfende Handbewegung, die wohl so viel wie "schon gut" bedeuten sollte. Zusätzlich sagte er noch: "Ich verstehe dich. Auch, wenn ich noch nie in so einer Situation gesteckt habe und mir nicht im entferntesten vorstellen kann wie du dich fühlst, verstehe ich dich. Glaub mir."
Womit hatte ich es verdient, dass mich ein solch gutherziger Mensch von der Straße aufgabelte?
Mir fiel übrigens auf, wie gut seine Jacke roch, die ich noch immer an hatte. Doch langsam wurde mir etwas zu warm und ich versuchte sie auf einem sehr umständlichen Weg auszuziehen, ohne meinen Gurt aufmachen zu müssen.
" Was wird das, junge Dame?"
"Mir ist warm, ich versuche die Jacke irgendwie auszuziehen."
"Musst du nicht, wir sind in fünf Minuten da. So lange müsstest du es noch aushalten, oder?"
Ich nickte aus Reflex, bemerkte dann jedoch, dass sein Blick stur auf die Straße gerichtet war und er mich somit gar nicht gesehen haben konnte, weshalb ich ihm nochmal kurz mit einem "ja" antwortete.

Und fünf Minuten später standen wir tatsächlich vor einem großen Haus, welches nur vermuten ließ, dass es sich dabei um ein Krankenhaus handelte.
"Ich will nicht." sagte ich ängstlich und blieb wie ein kleines Kind vor dem Eingang stehen.
"Warum nicht? Die müssen dich doch untersuchen." versuchte er mich zu überreden; doch der Versuch scheiterte.
"Ich weiß nicht, wer ich bin. Was passiert, wenn sie mich in die Klapse stecken?"
"Was?" fragte Niall mich verständnislos und fing daraufhin an zu lachen. "Als ob die dich einweisen lassen, weil dir etwas Schlimmes passiert ist. Komm mit, ich bin ja da."
Daraufhin trat er einen Schritt vor, damit sich die Türen öffneten, und sah mich erwartungsvoll an.
Ich seufzte, aber ich trat durch die Tür in den hell erleuchteten Raum.

Niall sagte, dass ich mich hinsetzen sollte; er würde das allein klären.
Ich tat also, was er mir gesagt hatte und beobachtete ihn nun dabei, wie er mit einer Krankenschwester redete. Ihr Blick ließ mich unwillkürlich lächeln; es war einfach zu offensichtlich, dass sie ihm nichts von dem glaubte, was er ihr erzählte. Und trotzdem deutete sie mir kurze Zeit später mit einer Handbewegung an, dass ich zu ihr kommen sollte.
Die freundlich wirkende Frau streifte sich eine Strähne ihres blondierten Haares hinter das Ohr und sah mich daraufhin mit ihren braunen Augen an. Sie sagte nichts, sie ging einfach nur in ein Zimmer am Ende des Ganges und wies uns an, ihr hinterher zu laufen.

"Du hast also dein Gedächtnis verloren."
Diese Tatsache stellte sie, nachdem sie einige Geräte vorbereitet hatte, in den Raum. Ich ging jedoch gar nicht darauf ein, sondern starrte einfach nur die vielen blinkenden Lichter an den Maschinen an, welche mich komischerweise richtig nervös machten.
"Du brauchst keine Angst zu haben, alles wird gut." sagte die Frau und zwang sich zu einem Lächeln. Mir war klar, dass sie das zu jedem Patienten sagen musste, weshalb ich mir jeglichen Kommentar dazu verkniff und einfach zu Niall sah, welcher nur die Stirn runzelte.
"Der junge Mann hat mir schon erzählt, was passiert ist. Wir würden dir jetzt Blut abnehmen, um zu gucken, ob du irgendwelche Krankheiten hast oder dir Drogen verabreicht worden. Danach würde ich deine Fingerabdrücke nehmen; dann können wir sie mit anderen vergleichen und deine ganzen Daten ausfindig machen." erzählte die Ärztin mir. "Sie können in der Zwischenzeit dieses Blatt ausfüllen." sprach sie weiter, während sie Niall ein Blatt reichte.
Ich nickte daraufhin kurz und ließ alles über mich ergehen. Vielleicht würde es mir ja tatsächlich helfen.

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Danke an die, die diese Geschichte lesen, bewerten und kommentieren. Es freut mich, wenn sich Leute wirklich diesen Kram durchlesen :)

Forgotten Memories | ABGEBROCHEN.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt