Chapter 12

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Nachdem wir in Nialls Auto gestiegen und zu ihm und Mara nach Hause gefahren sind, haben wir uns auf die Couch gesetzt und uns dafür entschieden, etwas fern zu sehen.
Fußball.
Mara starrte gelangweilt den Bildschirm an, was ich absolut nachvollziehen konnte, und Niall schien jeden Moment durch den Fernseher springen zu wollen, um live bei dem Spiel dabei sein zu können. Er war wirklich extrem begeistert von diesem Sport.

Meine Begeisterung hielt sich allerdings in Grenzen. Ich fand es echt toll, dass die beiden so taten, als wäre das hier alles normal für sie, aber ich wusste, dass es das nicht war. Aus diesem Grund konnte ich mich auch nicht wirklich darüber freuen, hier zu sein. Und natürlich auch, weil Fußball extrem langweilig ist.
Ich meine, das sind einfach nur 20 Menschen, um nicht "Idioten" zu sagen, die einem Ball hinterher rennen und versuchen, ihn in ein Tor zu schießen. Zwei andere Leute versuchen dann, den Ball aufzuhalten.
Was lernen wir daraus? Fußball hat keinen Sinn.

Plötzlich wurde ich durch einen Schrei aus meinen Gedanken gerissen. Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf abrupt um neunzig Grad und sah, dass Mara, die neben mir saß, es genauso tat.
Der Schrei, oder besser gesagt der Jubelschrei, kam von Niall, der sich wie ein kleines Kind darüber freute, dass irgendeine Mannschaft ein Tor geschossen hatte.
Mara verdrehte nur die Augen und deutete mir mit einer Kopfbewegung an, dass ich aufstehen sollte, um mit ihr in ein anderes Zimmer zu gehen.
"Niall ist so in das Spiel vertieft, dass es ihm nichtmal auffällt, wenn wir weg gehen." raunte sie mir zu, während sie an mir vorbei ging, um mir den Weg zu zeigen.

"Wir hatten ja vorhin keine Gelegenheit, dir das Haus zu zeigen, weil Niall unbedingt Fußball gucken wollte; deshalb zeige ich es dir jetzt, wenn es okay ist."
Ich nickte kurz.
Ich wollte nicht so aufdringlich sein, ich wollte hier eigentlich gar nicht wohnen. Also irgendwie schon, aber ich kannte die beiden ja eigentlich gar nicht.

Das Haus war aber wirklich schön. Es war ziemlich groß, aber nicht zu groß. Außerdem gab es ziemlich viele große Fenster, wodurch die Räume alle groß und warm wirkten.
Ich habe keine Lust, alle Räume einzeln zu beschreiben, aber ich kann euch so viel sagen: Mara hat wirklich Geschmack. Sie hat nämlich so ziemlich das gesamte Haus eingerichtet, wie sie mir erzählt hatte.
Sie erzählte mir im allgemein ziemlich viel über das Haus und ihre Beziehung mit Niall, während sie mich herum führte, aber ich hörte nur halb zu. Nicht, weil es mich nicht interessierte; eher, weil ich zu sehr von der tollen Einrichtung abgelenkt wurde.

"Und das hier ist dein Zimmer." sagte sie und wies auf die Tür, damit ich sie öffnete.
Meine Hand wanderte langsam zu der Türklinke und drückte sie nach unten.
"Wow" entfuhr es mir, als ich in dem Zimmer stand. Dafür, dass es nur ein Gästezimmer war, war es ziemlich groß und verdammt gut eingerichtet. Ich hatte meinen eigenen Fernseher und meine eigene Couch. Sogar mein Bett war überdimensional groß.
Über den Ausblick wollte ich gar nicht erst reden. Das Haus stand praktisch mitten im Nirgendwo. Es gab zwar Nachbarn und sowas, aber es war ziemlich abgelegen von der Stadt, weshalb man meilenweit über Felder sehen konnte, auf denen sich der Nebel ausbreitete.
Die beiden mussten echt eine Menge Geld haben.

"Gefällt's dir?" grinste Mara und sah mich erwartungsvoll an.
"Es ist wunderschön." antwortete ich staunend und setzte mich auf das Bett.
Kurze Zeit herrschte Stille.
Dann seufzte ich: "Warum macht ihr das?"
"Was?"
"Na das alles hier." Während ich das sagte, wedelte ich wild mit den Armen in der Luft herum. "Ihr müsst mich nicht hier wohnen lassen. Ihr kennt mich nichtmal. Was wäre, wenn ich euch einfach ausrauben und dann abhauen würde?"
Mara lachte.
"Wir hätten das wohl kaum zugelassen, wenn wir dir nicht vertrauen würden, oder?"
"Wie sollt ihr mir denn vertrauen, wenn ihr mich nicht kennt?"
"Ich vertraue dir, weil wir gerade diese Unterhaltung führen. Du würdest sowas nicht freiwillig sagen, wenn du etwas Böses im Schilde führen würdest." mit diesen Worten legte sie ihren Arm um mich und sprach weiter. "Wir wollen dir helfen. Natürlich ist das hier ziemlich riskant für uns, aber hey - no risk, no fun. Alles ist gut."
Jetzt war ich die, die lachen musste.

Es wirkte tatsächlich so, als ob alles gut wäre. Wie in einem Buch oder einem Film. Doch ich wusste, dass noch etwas Schlimmes passieren würde; das war nur die Ruhe vor dem Sturm.

Forgotten Memories | ABGEBROCHEN.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt