Kapitel 2

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Amalia und ich hatten noch über Gott und die Welt gesprochen, ich hatte mich über meine Eltern aufgeregt und sie hatte mir für heute Abend ein Kleid heraus gesucht. Sogar die Frisur hatten wir gemeinsam heraus gesucht. Es war eine einfache, denn wir beide waren nicht sehr talentiert was das Frisuren machen anging. Höchstens im zerstören.  Doch sie war wunderschön geworden. Amalia hätte meine persönliche Stylistin werden sollen. Meine Eltern hatten mir sogar einmal angeboten, mir eine zu besorgen, doch ich hatte abgelehnt.

Wozu brauchte man eine Stylistin, wenn man sowieso so gut wie nie eine ordentliche Frisur trug? Ich hatte noch nie eine wirklich schöne Frisur getragen, eigentlich so gut wie nie. Zu wichtigen Events hatte ich mir ein paar Zöpfe geflochten, oder überhaupt nur einen. Ich konnte weder mit dem Glätteisen noch mit dem Föhn. Das einzige was ich wirklich gut konnte, war mir selbst die Haare kämmen.
Das war's allerdings auch wieder.

Doch Amalia hatte sich bereit erklärt, sich einmal in ihrem Leben wirklich mit Frisuren zu befassen und hatte mir eine unglaublich schöne Frisur gezaubert. Dafür war ich ihr um den Hals gefallen, als hinge mein Leben davon ab.

Amalia hatte mir auch dann noch in das Kleid geholfen. Dankbar drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange.

" Du bist echt unglaublich. Danke!" rief ich. Sie  lachte. " Ist doch kein Problem."  Sie wurde durch Ella unterbrochen, die die Türe zu meinem Zimmer aufriss und keuchend herein gestürmt kam.

" Euer Vater lässt ausrichten, dass Ihr euch anziehen sollt." keuchte sie und warf einen erstaunten Blick auf mein Kleid. " Oh. Ihr seid ja schon fertig."

" Ja. Ich komme gleich, dann kann ich dir helfen. Gib mir bitte nur noch einen Moment, damit ich Amalia zur Türe bringen kann."   Ella nickte und verschwand. Diese Frau hatte wirklich dringend mal eine Runde Urlaub verdient.

" Ella tut mir Leid." meinte Amalia neben mir und sah Ella hinterher. " Ja mir auch. Ich muss mal dringend mit Vater sprechen, diese Frau hat sich mal Urlaub verdient." Am gab ein zustimmendes Brummen von sich und verließ mein Zimmer. Ich folge ihr. An der Türe blieben wir stehen und sie zog sich die Schuhe an.

" Ruf mich an, wenn ihr fertig seid. Ich will alles wissen."  Sie grinste, während ich verächtlich schnaubte. 

" Klar. Wenn ich nicht davor schon zu dir abgehauen bin, gerne."

" Du schaffst das schon. Ich kenne dich. Und wenn was ist, ich bin immer für dich da." 

Ich umarmte sie.

" Ich hab dich lieb Am. Danke."

" Wozu sind beste Freunde denn da?" fragte sie und schlang ihre Arme um mich. Ich lächelte. Amalia war wirklich unschlagbar. Dann ließ sie mich los und verließ unser Anwesen. Am Tor drehte sie sich nochmal um und winkte. Ich winkte ihr zurück und lächelte. Ich ging ins Haus und schloss die Türe, machte mich auf den Weg in die Küche und griff Ella ein bisschen unter die Arme. Auch wenn sie meinte, sie bräuchte keine Hilfe, merkte ich, wie dankbar sie war, dass jemand aus dem Haus ihr half. Zusammen machten wir die Nachspeise fertig und stellten diese in den Kühlschrank. Als wir fertig waren, lächelte sie mich dankbar an.

"  Vielen Dank für Eure Hilfe, Miss."

" Gerne geschehen." gab ich zurück und verließ die Küche. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Vater, um mit ihm über Ella zu sprechen.  Ich klopfte gegen die schwere Eichenholztüre. " Herein." ertönte die tiefe Stimme meines Vaters. Ich trat ein.

" Ah Kind, wie ich sehe, bist du schon fertig für das Essen. Ich nehme an, deine Mutter hat dir erzählt, wie wichtig das Treffen für mich ist?" fragte er und ich nickte nur.

" Vater, ich würde gerne über Ella sprechen."

" Ist etwas mit Ella?" fragte er und legte die Stirn in Falten.

" Ja. Nein. Ich wollte fragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, Ella Urlaub zu geben. Sie sieht ziemlich erschöpft aus." teilte ich meine Sorgen meinem Vater mit.

" Nein." war seine einfache Antwort.

" Aber Vater! Ella hatte seit Jahren keinen Urlaub mehr, weil sie die ganze Zeit für uns da sein muss." rief ich empört. Eine Weile war es ruhig im Zimmer, dann hob er seinen Kopf und sah mir in die Augen.

" Ich werde es mir überlegen." gab er zurück.  Ich atmete kaum hörbar aus. Das war ja schon einmal ein guter Anfang.

" Und jetzt geh, unsere Gäste kommen gleich und ich möchte dich jemanden vorstellen."

" Danke Vater." Dann ging ich und schloss die Türe hinter mir. Ein Schritt war schon mal geschafft. Mein Vater hatte zwar keine hohe Meinung von Frauen, aber wenn er es sich überlegte, dann gründlich. Und meistens war dies ein gutes Zeichen.

Ich ging in die große Eingangshalle und traf dort auf meine Mutter.

" Hallo Liebes. Du siehst bezaubernd aus." lächelte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Meine Mutter war Anfang 30, sie hatte mich in einem sehr jungen Alter bekommen.

" Danke Mutter. Du aber auch."

" Tess?" fragte sie. Ich sah sie an.

" Bitte benimm' dich ordentlich. Deinem Vater ist dieses Treffen sehr wichtig." 

" Ich weiß Mutter. Ich weiß."

Dann klingelte es an der Türe.

Lasst den Abend beginnen.









Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt