Kapitel 6

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Eine Hand berührte meine Schulter und zog mich so aus meinen Tagträumen.


Ich fuhr herum und sah direkt in das Gesicht meiner Freundin, deren blaue Augen strahlten. Amalia zog mich ohne ein Wort in eine Umarmung und drückte mich an sich. Ich schlang meine Arme um sie und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Und dann konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.


Ich fing an, hemmungslos zu weinen.

Zusammen standen wir auf meinem Balkon, die Arme um den jeweils anderen geschlungen. Man hörte nichts, nur meine Schluchzer, die mir entwichen. Der Wind wehte eine kühle Brise zu uns herauf, ich sah aus den Augenwinkeln meine Vorhänge wehen.

Doch die Tränen flossen weiter, nicht einmal der kalte Wind konnte mich stoppen. Mir war kalt, doch die Verzweiflung war größer. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. ich wurde einfach mit einem jungen Mann verheiratet, den ich erst einmal gesehen hatte, den ich nicht kannte.

Ich wusste rein gar nichts über Thomas, nur das er blond und braunäugig war, aus einer sehr angesehenen Familie stammte und die Firmen seines Vaters erben würde, wenn dieser in Pension gehen oder sterben würde. Und das er mein zukünftiger Ehemann werden würde.

Amalia löste sich von mir und sah mir in die Augen. Dann strich sie mir sanft die Tränen von der Wange und nahm meine Hände. Ich sah auf diese und lächelte.

" Danke Am. Ich hab dich lieb." flüsterte ich und lächelte. Sie erwiderte dieses und sah mich an.

" Beste Freunde für immer und ewig, weißt du noch?" fragte sie leise. Ich nickte.

Unsere erste Begegnung war magisch gewesen. Okay eigentlich nicht, denn sie hatte weder für mich noch für Am gut geendet. Doch auch unsere Eltern meinten, wir wären wie geschaffen füreinander. Ich hatte Am im Kindergarten kennengerlernt.

Sie wurde von unserer Gruppenleiterin angeschrien und sie weinte. Da kam ich zu ihr, habe sie in den Arm genommen und sie getröstet, daraufhin habe ich der Leiterin gesagt, dass ich sie doof finden würde. Woraufhin diese meine Mutter angerufen hatte, die sich aufrichtig für mein Verhalten entschuldigt hatte. Allerdings hatte sie auch gelacht und vor Rührung geweint, als ich ihr erzählt hatte, was passiert war. Seit diesem Vorfall sind Amalia und ich uns nicht mehr von der Seite gewichen. Ich hatte sie auch immer öfters zu mir eingeladen und so kam es, dass unsere Eltern sich kennen lernten und auch Freunde wurden. Wir gingen zusammen in die Volkschule und ins Gymnasium. Wir wurden unzertrennlich und standen uns immer gegenseitig bei, wenn etwas los war oder wenn eine von uns beiden Kummer hatte.

Ein Leben ohne Amalia konnte ich mir jetzt gar nicht mehr wirklich vorstellen. Und das wollte ich auch eigentlich gar nicht, denn ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde.

" Du bist ganz kalt. Komm, wir gehen rein und schauen uns einen Film an." meinte Amalia, ging mit mir hinein und schloss die Balkontüre hinter mir.

Mit den Worten " Ein bisschen Ablenkung kann nicht schaden " holte sie ihren Laptop aus ihrer Tasche hervor und stellte ihn auf mein Bett. Während sie sich in meinem Schrank nach Denken und Pölstern bediente, zeigte sie auf mein Bett und meinte, ich solle mich doch schon einmal hinsetzen.

Dann kam sie mit unzähligen Pölstern und Decken wieder, hob mich hoch, deckte mich zu und schob mir ein paar Pölster und den Kopf. Dann fuhr sie ihren Laptop hoch, griff nochmals nach ihrer Tasche und ließ Schokolade, Gummibärchen und Lollipops erscheinen, die mitten auf mein Bett fielen.

" Bedien' dich." meinte sie, doch das brauchte sie gar nicht zweimal zu sagen, denn ich hatte mir schon die Schokolade unter den Nagel gerissen.

Bevor der Film startete, lehnte ich mich noch einmal zu Amalia hinüber und umarmte sie fest.


" Danke Am, du bist die beste. Ich hab dich lieb."


" Ich dich auch, ich dich auch."

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt