Kapitel 14

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" Das macht dann 40 $ Bitte."

Der Taxifahrer drehte sich zu uns um, hielt seine Hand hin und ich legte das Geld in seine Hand.
Dann nahmen wir unsere Taschen, rafften unsere Kleider zusammen und verließen das Taxi.

Wir nahmen uns an der Hand, sahen uns einmal kurz an, dann schritten wir die Stufen empor.

Ich fühlte mich wie eine Prinzessin. Wie Cinderella, Belle oder Dornröschen.

Die Männer an der Tür hielten sie uns auf, verbeugten sich leicht und wir lächelten zurück.

" Willkommen, meine verehrten Damen." meinten sie beide. Wir grüßten zurück.

Wir betraten das Gebäude und sofort flogen die Blicke der Gäste in der Eingangshalle auf uns. Amalia fühlte sich augenscheinlich etwas unwohl unter den ganzen Blicken der Leute, die - ja eigentlich mehr oder weniger - stierten als uns ansahen. Ich war es gewohnt, also störte es mich nicht weiter und so zog ich Amalia erstmals zur Bar, um ihr einen Cocktail einzuflößen. Vielleicht wurde sie ja dadurch etwas entspannter.

So bestellten wir uns also einmal etwas zu trinken, dabei sahen wir uns im vorbeigehen mal kurz an, was es da so alles gab. Ganz am Anfang waren mir schon die vielen Black Jack- Spieler aufgefallen. Ich hatte ihnen eine Weile beim spielen zugesehen und fand es jetzt, nur von zuschauen her, schon schwer.

Vielleicht fand ich ja doch noch etwas, was mehr meinem Spielpotential entsprach...

Oder ich überlies das Spielen doch ganz Amalia, sie hatte da etwas mehr Erfahrung als ich. Aber naja. Ein bisschen Spaß würde ich aus dem Abend sicher heraus holen können.

So ließ ich Amalia ihr Ding durchziehen und begnügte mich damit, ihr zuzuschauen und von ihr zu lernen. Und ich musste zugeben, sie spielte wirklich brillant.

Und so wanderten wir von Tisch zu Tisch, von Spiel zu Spiel, unterhielten uns und tranken einen Drink nach dem anderen. Und da sich so viele Drinks in der Blase fest setzten, kamen wir wohl oder übel nicht darum, der geliebten Toilette einen Besuch abstatten zu müssen.

Die liebe Toilette nahm uns sogar auf, ließ uns in Ruhe unsere Sachen machen und die Hände waschen. Wir wollten gerade hinaus gehen, als mir plötzlich ein blonder Haarschopf in die Augen fiel. Doch nicht irgendein Haarschopf.

Thomas' Haarschopf.

Erschrocken zog ich den Kopf wieder ein und stolperte zurück in die Toilette. Verdammt, was wollte er den hier?!

" Amalia!" riss ich meine beste Freundin zur Seite.

" Woah, Tessa, was ist los? Du siehst ein ganz kleines bisschen gestresst aus."

Ich fing an, hektisch zu nicken und deutete mit dem Kopf zur Tür, während ich mit meinen Händen vor ihrem Gesicht herum fuchtelte.

" Da draußen steht der Typ! Ich hab keine Ahnung, was der hier will, aber er steht da draußen! Und wir kommen so nicht vorbei!"

" Welcher Typ? Hattest du eine Afähre, ohne meines Wissens?" fragte sie und glotzte mich verständnislos an.

Gottchen, manchmal war sie echt schwer von Begriff, schlimmer als meine Großmutter.

" Thomas!" Panik schwang in meiner Stimme mit.

" Oh...warte, WAS?!" fing sie an zu kreischen, doch sie kam nicht weit, da ich ihr den Mund mit meiner Hand zu hielt, sodass sie schweigen musste.

" Vielleicht noch lauter?" zischte ich und ignorierte ihre Proteste, sondern presste meine Hand noch fester gegen ihren Mund.

" Wir gehen da jetzt raus, ganz unscheinbar, machen keinen Mucks, mischen uns unter die Menge und machen einfach so weiter wie davor, klar?" Ich bekam ein Nicken von ihr, also schnappte ich mir unsere Sachen und verließ mit Am die Toilette.

Wir schlichen uns an den Leuten vorbei, ich achtete immer darauf, dass er mir immer den Rücken zu drehte. Amalia setzte gerade zum reden an, doch ich presste meine Hand noch fester gegen ihren Mund, während ich weiter probierte, dass er uns nicht sah. Erst als Am sich räusperte - was ich so gut wie fast gar nicht verstehen konnte - lockerte ich meinen Griff etwas.

Und sie verstummte. Erleichtert wollte ich schon meine Hand von ihrem Mund nehmen, doch ich wartete lieber doch noch ein paar Sekunden, bis sie auch wirklich stumm war und nicht nur so tat.

Großer Fehler.

Denn das Biest biss mir einfach in die Hand. Und das nicht gerade leicht.

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass sie Zähne wie ein Piranha hatte? Nein? Dann wisst ihr es jetzt.

Vor Schmerz schrie ich kurz auf, zog meine Hand weg und starrte sie entgeistert an.

" Sag mal, spinnst du?!" funkelte ich sie wütend an und schüttelte meine Hand, in der Hoffnung, der Schmerz würde etwas besser werden. Doch das wurde er nicht. Und als wäre DAS nicht schon genug gewesen, drehten sich alle zu uns um. Ausnahmslos ALLE.

Und Thomas starrte mir geradewegs mitten ins Gesicht.

Ach du scheiße. Na das konnte ja heiter werden. Hoffentlich bringt Thomas mich nicht nach Hause und wir müssen doch heiraten. Bitte nicht. Meine Freiheit war zu kurz.

" Amalia? We have three seconds to run!"

Und so packte ich sie am Arm, machte am Absatz kehrt und bahnte mir den Weg durch die Menge. Thomas und sein Gefolge uns dicht an den Fersen.

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt