Kapitel 20

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" Hey Tess, aufstehen. Wenn du jetzt weiter pennst, wird das nichts mit unserem Kennenlernen." flüsterte jemand mir ins Ohr und rüttelte ganz sanft an meiner Schulter.

" Nur noch 5 Minuten, bitte." nuschelte ich verschlafen in  mein Kissen und umschlag es mit meinen Armen. Jemand lachte leise, lies aber dann von mir ab und machte sich auf den Weg ins Bad. Ich hörte, wie die Dusche aufgedreht wurde, Musik aufgedreht wurde und musste lachen.

Und ich hatte immer gedacht, nur Amalia und ich hörten während des Duschens Musik. Da lagen wir wohl ziemlich falsch.

Ich setzte mich auf und lächelte, als die Sonne beim Fenster herein schien. Ein Vogel saß vor meinem Fenster und zwitscherte vor sich hin. Da ich nicht länger im Bett bleiben wollte, schnappte ich mir meine Krücken, stand auf und ging ans Fenster, wo ich sofort das Fenster aufriss, um frische Luft in das Zimmer zu lassen. Dann humpelte ich - oder ging ich? - hinüber zu meinem Koffer, setzte mich auf den Boden, schnappte mir mein Handy und checkte erst einmal, ob ich ein paar Nachrichten bekommen hatte.

Und es hatten mir sehr viele geschrieben. Meine ganze Familie bombardierte mich mit Nachrichten,  wo ich sei, ob es mir gut ginge. Doch das ließ mich alles ziemlich kalt. Die einzige Nachricht, die ich verfasste, ging am meine Mutter. Ich schrieb ihr, dass es ,mir gut ginge, Thomas, seine Freunde und Amalia bei mir waren und wir noch ein Weilchen weg bleiben würden. Sie solle sich keine Sorgen machen und ich hätte sie lieb. Und das ich wieder kommen würde, wenn die Zeit gekommen war.

Dann nahm ich mir neue Anziehsachen aus meinem Koffer und wollte aufstehen, was mir nicht so gut gelang, denn ich landete promp wieder auf meinem Arsch. Der zweite Versuch ging auch ziemlich nach hinten los. Also versuchte ich es ein drittes Mal, nahm mein T-Shirt in den Mund, klemmte mir meine restlichen Sachen unter meine Arme und versuchte noch einmal, mich irgendwie an meinen Krücken in die Höhe zu ziehen. Doch wie Gott es eben wollte, scheiterte auch dieser Versuch. Schon ziemlich sauer warf ich alle Sachen auf den Boden und schnaubte einmal laut auf.

" Verfluchte Scheiße!"

Dann ging die Badezimmertüre auf und ein fertiger Thomas stand in der Türe. Meine Rettung.

" Kannst du mir mal helfen? Irgendwie komm' ich nicht hoch..."  " Ich hab's gesehen." grinste er. Dann kam er auf mich zu, hob mich hoch, stellte mich auf die Füße und gab mir meine ganzen Sachen wieder. Dankbar schenkte ich ihm ein Lächeln.  " Dankeschön."  " Gern geschehen, aber wieso hast du nicht gerufen oder dich an dem Tisch da hochgezogen."  " Was für ein Tisch?" fragte ich verwirrt. " Na der da." Thomas zeigte auf etwas hinter mir und ich folgte seinem Arm.

Oh. Da stand wirklich ein Tisch.

" Äh...Ich..hab den Tisch nicht gesehen." Blut schoss in meine Wangen und ich biss mir verlegen auf die Lippe. Er lächelte und machte mir dann den Weg zum Bad frei.  " Ich warte da auf dich." Ich nickte und verschwand im Bad. Ein paar Minuten später kam ich dann aus dem Bad und stellte fest, dass ich nur zum Umziehen 10 Minuten gebraucht hatte. Nur.

" Kommst du?" fragte eine Stimme von der Türe aus und ich folgte ihr lächelnd. Thomas hielt mir die Türe auf und ich bedankte mich bei ihm.  Auf den Flur begegneten wir auch noch Amalia und Thomas' Kumpel, die beide anfingen zu grinsen, als sie uns sahen. Lachend lief am auf mich zu und umarmte mich. " Du musst mir später alles erzählen." flüsterte sie. ich nickte und Am ließ von mir ab, um mich dann wieder Thomas zu übergeben. Er stütze mich, ich hakte mich bei ihm unter und humpelte auf beiden Krücken weiter. Ich hatte den Dreh noch gar nicht raus, entweder ich rutschte oder ich machte zu große Schritte und fiel dann vorne über auf die Nase. Zum Glück hatte ich ja noch ein paar Personen um mich herum, die mir halfen wenn es wirklich nötig war.

Da Treppen hinunter oder hinauf gehen für mich nicht infrage kam, quetschten wir uns alle in einen Aufzug und tauschten uns über belanglose Dinge aus, wie das essen wohl schmecken würde. Außerdem meinten die Jungs, sie hätten später noch etwas mit uns zu besprechen.

 Auf dem Weg zum Tisch trafen wir noch Ashton und Luke, beide äußerst gut gelaunt und mit vollbeladenen Tellern, die sie fröhlich hin und her schwenkten, als wir an ihnen vorbei kamen und sie begrüßten. So setzten wir uns alle an einen Tisch, unterhielten uns über Gott und die Welt, lachten über Witze, sprachen über Zuhause ( was mir unter dieser Gesellschaft  - erschreckenderweise - ziemlich leicht fiel ). Wir lachten über meinen Vater, über die feine Gesellschaft, die hochnäsigen Zicken und über den Rest. Und wir hatten unheimlich Spaß dabei. So kam es, dass ich den Neuankömmlingen von den nervigen Nachbarn erzählte, die sich über unsere Musik beschwert hatten, Amalia warf alle wichtigen Details ein, die ich ausließ und alle am Tisch amüsierten sich prächtig.

Es war eine lockere Stimmung, sie war angenehm. Anders als ich es gewöhnt war.

Und so kam Amalia dann zu dem Thema, dass die Jungs mit uns besprechen wollten.  " Wir dachten, da ihr ja meintet, ihr wollt nicht wieder sofort zurück, dass wir nach ein paar Wochen hier bleiben und Spaß haben, bevor wir wieder zurück fahren. Was haltet ihr davon?" fragte Jake und sah uns erwartungsvoll an. Ein Blick zu meiner besten Freundin und  ich wusste die Antwort. Ihre Augen blitzten auf,dann sie fing an zu lächeln.

" Was wir davon halten? Sehr, sehr viel!" war ihre Antwort und ich musste genauso grinsen wie sie. " Und Spaß werden wir haben, darauf könnt ihr Gift nehmen." feuerte ich nach, bevor ich mir ein Brot in den Mund schob und in Gedanken böse lächelnd anfing, Pläne zu schmieden.     Es gab so vieles, was ich noch unbedingt machen wollte. Shoppen gehen, irgendwo einen Freizeitpark besuchen und ein paar Abenteuer erleben. Und ich hatte das Gefühl, dass dieser Plan zum ersten Mal in meinen Leben wirklich funktionieren würde.

1008 Wörter - Das längste Kapitel bis jetzt. Das oben ist Tessa.

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt