Kapitel 5

804 49 5
                                    

Nun saß ich auf meinem Bett, mein Handy lag neben mir und ich lauschte Amalia's Worten.

" Okay. Tess, hör mir zu. Du bist Tess und Tess macht allen die Hölle heiß. Also, wenn du Thomas heiraten musst, dann mach ihm und deinen Eltern die Hölle heiß, damit sie wissen, was sie angerichtet haben! Wehr' dich Tess!" rief sie ins Telefon hinein.

Das war bloß leichter gesagt als getan, denn was sollte ein Mädchen meines Alters schon gegen ihre reichen, eingebildeten Eltern und deren geheime und gemeine Vorhaben tun? Gar nichts.

Ich war laut meinen Eltern schon mit Thomas verlobt, wovon er auch schon wusste. Alle außer mir hatten davon gewusst. Nur mir hatte keiner davon erzählt. Ich hatte auch schon einen Ring am Finger, er war wunderschön und ich war verliebt in ihn. Er hatte einen blauen Stein und er sah wahnsinnig teuer aus.

" Amalia?" fragte ich leise. " Ja?" kam sofort die Antwort zurück. " Ich werde heiraten. Einen mir fremden Mann." Ich fand diese Nachricht komisch. Mein Vater wollte nur Geld und sich bei seiner Arbeit noch mehr hocharbeiten als er es schon war. Er führte ein weltweit gutes Unternehmen und verdiente -wie man sah - nicht wenig.

" Ich finde es ungerecht, mich zu verheiraten, ohne mich vorher gefragt zu haben." gab ich zu. Ich hörte nur Amalia durch das Telefon atmen. Sie sagte nichts, doch ich wusste, dass sie nicht wusste, was sie dazu sagen sollte.

" Ich komme vorbei." sagte sie und stellte das Handy auf Lautsprecher. Ich hörte, wie sie sich ihre Sachen schnappte und ihrem Hausschlüssel.

" Ich komme gleich." flüsterte sie noch, dann drang nur mehr ein piepen an mein Ohr.

Während Amalia am Weg zu mir war, stand ich auf meinem Balkon und starrte in die Nacht hinaus.

Mir rann eine Träne über die Wange. Sie bahnte sich den Weg von meinem Auge über meine Wange und fiel schlussendlich auf meinen Handrücken.

Ja, ich war verzweifelt. Ich hatte nie geglaubt, dass meine Eltern mich jemals mit jemand anderem verheiraten würden. Mit einem Jungen, den ich nicht kannte. Ich hatte Thomas bis jetzt nur einmal gesehen und das war beim Abendessen. Ich hatte noch nie etwas von seiner Familie gehört und nun waren wir verheiratet.

Mein Blick wanderte über unser Anwesen und dann über die Felder. Wir wohnten am Rand der Stadt, in einem Villenviertel, welches an ein paar Felder grenzte. Wahrscheinlich würden Thomas und ich zusammen in ein Haus ziehen müssen, er würde die Geschäfte erledigen und ich würde kochen, die Kinder versorgen und putzen.

 Doch genau das wollte ich nicht. Ich wollte schon immer frei sein, mein Leben jede Sekunde genießen.  Ich wollte um schon immer um die ganze Welt reisen und das nicht nur in meinen Träumen. Ich hatte von einem Haus am Meer geträumt und von vielen treuen Freunden, doch wie sollte sich meine Träume verwirklichen, wenn ich an jemanden gebunden war?

Ich war verzweifelt. Ich lehnte mich an das Geländer und genoss für einen kurzen Moment den wind, der meine Haare in mein Gesicht wehte und ließ mich fort tragen. Weit weg von der Realität, die mich verfolgte. Weg von den Dingen, die mir höchstwahrscheinlich noch bevor stehen würden. Weit weg von der Welt, in meine eigene Fantasiewelt. In meiner Welt hatte ich keine Probleme, ich war das, was ich nie wieder sein würde.


Ich war frei. 

Und ich genoss meine Freiheit, denn niemand wusste, wie lange ich es noch sein würde.




Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt