Kapitel 11

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" Hey Tess. Wach auf." flüsterte eine Stimme über mir, doch ich ignorierte diese und drehte mich um. " Tessa. Komm schon. Wir sind in einem Hotel angekommen. Du musst aufstehen, ein Bett wartet oben auf dich." flüsterte die Stimme wieder.
Schlagartig riss ich die Augen auf und blickte direkt in die Augen von Amalia. Sie sah etwas müde aus und ich war mir sicher, dass sie durchgefahren war seitdem ich eingeschlafen war.

" Danke Am. Warte, ich nehme schnell unsere Koffer." Mit diesen Worten stieg ich aus dem Auto aus und nahm meine Koffer, zusammen mit einer von Am's Reisetaschen und stiefelte in die Lobby. Am schloss das Auto ab und lief mir hinterher. Wir wurden von einer Dame in Empfang genommen, die uns die Schlüssel für unser Zimmer in die Hand drückte und wir uns mit unserem Gepäck in Richtung Aufzug bewegten. Die Türe ging auf und wir stiegen ein. Zuerst fiel mir mein Anblick im Spiegel gar nicht auf, doch als ich mich umdrehte, musste ich mir einen kleinen Aufschrei verkneifen.

Meine Haut war blass, ich glich einem Zombie, einer ausgequetschten Zitrone. Ich hatte Augenringe, meine Haare hingen schlaff an meinem Kopf herunter. Meine Lippen waren spröde und gesprungen, aufgebissen. Meine Augen waren rot, glanzlos.

Alles in einem: Ich sah scheiße aus.

Doch war das wirklich ich?

Ich hob meine Hand zu meinem Gesicht und berührte meine Wange. Ich zuckte bei der Berührung zusammen, die Person im Spiegel tat es mir gleich.

Und dann wurde mir bewusst, dass dieses Mädchen mit dem blassen Gesicht, den toten Augen und den aufgebissenen Lippen ich war.

" Tessa? Alles okay?" fragte Amalia leise.

Nein. Gar nichts war okay. Was war bei mir schon okay? Ich war von zuhause abgehauen, weil mein dämlicher Vater mich verheiratet hatte, ich den Mann aber gar nicht kannte, geschweige denn liebte.

Aber das Leben war nun mal ungerecht. Dagegen konnte ich gar nichts machen. Ich konnte nur mein Leben leben, so wie es sich gehörte und das beste aus allem machen.

Der Fahrstuhl kam oben an und Am sperrte die Türe auf während ich die Koffer nahm, hinter mir her zog und das Zimmer betrat.

Und ich musste sagen, mir blieb echt die Luft weg. Wir hatten ein riesiges Himmelbett, eine Terrasse, ein riesen Bad und einen Ausblick, der mich fast aus den Socken haute. Ich konnte über ein paar Straßen sehen, ein paar Casinos und Hotels. Es war wirklich atemberaubend.

So wunderschön...

" Ich würde sagen, Willkommen in Las Vegas Tessa." flüsterte Amalia in die Stille und ich konnte als Antwort nur nicken. In meinem Körper ging die größte Party ab. Ich fühlte mich glücklich. Und frei. Und unbeschwert.

" Das ist...unglaublich. " flüsterte ich ihr zu und diesmal war sie es, die nickte. Dann kam Bewegung in den Raum. Ich stellte die Koffer mitten ins Zimmer, zog meine Jacke aus, während Amalia die Türe schloss, absperrte und sich ebenfalls die Jacke und Schuhe auszog.

Dann sahen wir uns an, grinsten, nickten und nahmen Anlauf.

Und ein paar Sekündchen später wurde ich auch schon von einem Bett und ein paar Polstern in Empfang genommen.

Ich stöhnte einmal auf und entspannte meine ganzen Muskeln. Mein Gesicht drückte ich in das Kissen und meine Arme streckte ich von meinem Körper weg.

" Ich. Bin. Im. Himmel. Tessa." murmelte Am neben mir und da konnte ich ihr nur zustimmen. " Nicht nur du Am."

Plötzlich drehte sie den Kopf zu mir und grinste mich an.

" Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht ganz Las Vegas unsicher machen?"

" Mit Vergnügen. " gab ich zurück und lachte.

Und ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte meine Reaktion mich an eine böse Disneyhexe erinnert.


Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt