Kapitel 9

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Amalia und ich hatten nicht einmal eine Stunde gebraucht, um meine drei Koffer mit allem drum und dran zu packen. Alles was wir in meinem Schrank gefunden hatten, war in die Koffer gewandert, egal ob zerknittert oder nicht. Unterwäsche, Oberteile, kurze und lange Hosen, schicke Kleider und sonstiges.  Und ganz viel Geld. Ich hatte mir aus Mamas und Papas Geldbörsen noch ein paar Hunderter genommen und noch unsere gesamte Sparkasse geplündert. Und auch da war noch unglaublich viel Geld zusammen gekommen.

Konnte ja keiner von uns beiden wissen, wie teuer die ganzen Hotels in Las Vegas waren.

Ich hatte meinen Koffer einstweilen in Amalias Auto gebracht, währen diese damit beschäftigt war, meine Eltern zu unterhalten.

 Sie unterhielt sich ohrenscheinlich gut mit ihnen, denn ich konnte das Lachen meiner Eltern durch die Türe hören und grinste in mich hinein. Um Ella brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, denn sie war vor ein paar Minuten erst außer Haus gegangen, um den Einkauf zu erledigen. So konnte ich meine Koffer bequem in Amalias Auto verfrachten, während sie darauf achtete, dass niemandem etwas auffiel.

Doch das konnten wir nicht verhindern, denn spätestens, wenn sie in ihr Geldbörsel schauen würden, würde ihnen auffallen, dass ihre Tochter verschwunden war.

Im vorbeigehen hatte ich aufgeschnappt, dass Amalia meinen Eltern erzählt hatte, dass ich heute bei ihr schlafen würde. Da ihre Eltern auch reiche Geschäftsleute waren, war es klar, dass diese heute Abend zu einem Essen eingeladen worden waren. Und sowas konnte ein Mensch, der in sein Geld mehr vernarrt war, als in seine eigene Tochter,  ja sicher gut verstehen.

Ich hatte meinen Ausweis und meine Geldbörse zusammen mit dem ganzen Geld in meiner Handtasche verschwinden lassen. Ich nahm noch einmal Abschied von meinem Zimmer, klemmte mir die Bettwäsche, meine Tasche und meinen Lieblingspolster unter den Arm, schloss die Türe und brachte den Rest noch ins Auto. Dann gesellte ich  mich zu meinen Eltern und zu Amalia, hörte noch bei ihrem kleinem Schwätzchen zu und erhob mich dann, um zu gehen. Bei der Türe wurde ich jedoch von meinem Vater und meiner Mutter zurück gehalten, die mich baten, mich noch einmal zu setzen.

" Tess, morgen wird Thomas um 18 Uhr zum essen hier sein, ich und deine Mutter würden uns freuen, wenn du mit uns und Thomas essen würdest." meinte mein Vater und meine Mutter sah mich bittend an.

Ich pisste mir jetzt schon in die Hose vor lachen, weil ich morgen nicht mehr da sein würde und meine Eltern mit Thomas alleine da stehen würden, während ich meinen Spaß und meine Freiheit genießen würde. Doch ich sagte nichts, nickte nur und brachte ein " Ja natürlich, Vater." heraus.

Meine Eltern waren offensichtlich zufrieden damit, denn sie nickten mir zu. Mein Zeichen, endlich eine Fliege machen zu können. Ich ging zur Türe und drehte mich noch einmal um, um in die Gesichter meiner Eltern zu blicken.

Ich würde sie lange nicht sehen, da musste man sich nochmal alle Falten  und die Augen einprägen.

Dann schloss ich die Türe hinter mir, schnappte mir mein Zeug und trat bei der Eingangstüre heraus in die frische Luft.

Endlich war ich frei. Eine kühle Brise wehte mir in mein Gesicht und es schien mir, als wollte sie meine Freiheit noch mehr unterstreichen.

Dann nahm ich mein restliches Zeug, rannte zu Amalias Auto und setzte mich zu ihr. Sie brauchte nicht lange, um den Motor des Autos gestartet zu haben, dann rollten wir schon von unserem rießigen  Anwesen. 

Amalia beeilte sich mit dem auffahren auf die Autobahn und es brauchte nicht lange, da waren wir schon ein paar Kilometer von meinem Heim entfernt.

Ich öffnete das  Dach und die Fenster und wir machten die Musik an.


Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich frei.

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt