Kapitel 7

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Der Film war zu Ende und die Taschentuchbox auch. Amalia und ich hatten Rotz und Wasser geheult, als der Hauptdarsteller der Löffel abgegeben hatte und gestorben war. So saßen wir nun da, in ein paar Decken eingewickelt, vor uns eine leere Schokoladeneis-Box und die Taschentücher quer auf dem Boden vor und neben meinem Bett verteilt. Wir beide waren so mit dem Film beschäftigt gewesen, dass ich keinen Gedanken an  meinen zukünftigen Ehemann verschwendet hatte.

" Ich hab noch nie bei einem Film so viel geweint. Noch nie." schniefte ich.  " Na bei dir ist ja auch kein Wunder." gab Am zurück und grinste mich frech an. Ich versetzte ihr einen Stoß in die Rippen und sie lachte los.  " Hey, dafür kann ich nichts. Aber die Filme sind entweder immer so süß oder so traurig. Da muss man eben weinen." verteidigte ich mich und zog gespielt beleidigt einen Schmollmund.

" Und ' Saw' war so süß, dass du weinen musstest?" fragte sie.  " Nein! Da hab ich mir bloß vor Angst in die Hose gemacht." Sie schmunzelte. Sie wusste, dass ich Horrorfilme nicht leiden konnte und immer danach Angst hatte.

" Naja, aber dazu hast du ja jetzt Thomas." meinte sie und knufte  mich in die Seite.  " Ha ha. Also ob ich mit meinem Ehemann über so etwas sprechen würde." gab ich zurück und versuchte, die Beleidigte zu spielen, doch dies ging kläglich unter meinem Lachen unter. Auch Am lachte mit mir, so lange, bis uns beiden der Bauch weh tat. h

Ich fand es befreiend, mit Amalia über das Thema Thomas und Heirat lachen zu können. Hätte ich sie nicht, würde ich jetzt wohl in meinem Bett sitzen, Tränen wie ein Wasserfall vergießen und in Selbstmitleid versinken. Und am Ende wahrscheinlich wie ein Wrack aussehen, Schminke hielt ja schließlich auch nicht ewig.

Schon gar nicht, wenn man weinte.

Mascara und Tränen waren keine gute Mischung und das wusste jedes Mädchen. Ich hatte es nur einmal gewagt, mit Mascara die Dusche zu betreten und das Wasser aufzudrehen. Und mir dann die Haare gewaschen. Ich glaube, mehr brauchte ich dazu nicht sagen.

Am Ende hatte ich ausgesehen, wie eine Mischung aus Waschbär und Panda. Ella hatte den Schreck ihres Lebens gehabt und Mum hatte die Mascara nie wieder aus meinem - wohl gemerkt weißem - Handtuch bekommen. Nicht einmal nach dem 3. Mal waschen ( Das Zeug pickt bis heute in meinem Handtuch.)

Ich wollte allerdings auch jetzt nicht wissen, wie mein Gesicht aussah, denn ein Blick in Amalia's hatte gereicht.

Sie hatte die Mascara von den Augen bis zu den Ohren verwischt und sah aus wie ein Indianer, der gerade auf Jagd war. Ihre Augen waren geschwollen und feuerrot.

" Deine Augen." lachte ich, doch ich musste nicht besser ausgesehen haben, denn auch sie fing nun an zu lachen und wollte mit ihrem Finger die Mascara entfernen, was es allerdings noch schlimmer machte.

" Ich glaube, wir sollten uns abschminken. Ich geh vor dir -" fing sie an, doch sie wurde durch Ella unterbrochen, die klopfte und mein Zimmer betrat.

" Teresa? Ihr Vater möchte Sie sprechen. " meinte sie und warf uns beiden einen besorgten Blick zu.

Waschbär ahoi.

" Ja, ich komme. Einen Moment. " Ich sprang aus dem Bett und ging Ella hinterher in das Arbeitszimmer meines Vaters. Ich öffnete die Türe und wurde sofort von meiner Mutter begrüßt, die aufschrie, als hätte sie eine Leiche gesehen.

" Um Himmels Willen, Kind! Was ist mit dir passiert? " rief meine Mutter schockiert. Mein Vater sah nicht weniger besorgt aus.


" Amalia und ich haben uns einen Film angesehen. Und wird haben eben ein bisschen weinen müssen." nuschelte ich und sah auf meine Hände, dann wieder zu meinen Eltern. Meine Mutter musste sich ein Lächeln verkneifen und mein Vater grinste.


" Ihr wolltet mich sprechen?" fragte ich.  Mein Vater nickte. " Es geht um Thomas. Er wird morgen kommen und ihr werdet eure Ringe austauschen. Und eure Hochzeit wird in vier Wochen stattfinden." redete meine Mutter munter darauf los, doch ich schaltete schon ab.


In 4 Wochen...

4 Wochen....

Under the Mistletoe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt