Kapitel 23: "Sie glaubte an mich"

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Suuuuuurpriiise, ich habe noch einige Nachrichten etc. bekommen, so dass ich es euch einfach nicht antun konnte aufzuhören , also habe ich mich nochmal drangesetzt und das nächste Kapitel geschrieben !!! Ich hoffe ihr freut euch :) Vielleicht solltet ihr erstmal das letzte Kapitel nochmal lesen, ist schon etwas länger her und jetzt relaaaaax und genießt es !

Mit hastigen Schritten betrat ich das Zimmer. Bei Bilals Anblick zerbrach mein Herz in tausend Einzelteile. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett und ein Schlauch steckte in seinem Mund. Die Ärzte hatten seinen Magen ausgepumpt. Auf einem Stuhl saß Walid, dessen Gesicht von seinen Händen gestützt wurde. Als er bemerkte, dass sich die Tür öffnete , sah er auf , seine Augen sahen mich schuldbewusst und um Vergebung bittend an. Ich wendete den Blick ab und kniete mich zu Bilal. Seine kleinen Finger umklammerten nicht wie sonst auch meinen Finger, sondern lagen nur reglos in meiner Hand. Auch wenn mir die Ärzte versicherten, dass er in einer Woche wieder fit sein wird und das Krankenhaus verlassen kann, ertrug ich es nicht ihn so zu sehen und machte mir schreckliche Sorgen. Ich sehnte mich danach , dass er mich bat, Verstecken zu spielen und diesmal würde ich ihm nicht sagen , dass ich keine Zeit hab, weil ich lernen müsste. Verrückt, dass es immer solche Situationen bedarf, bis wir uns wieder erinnern, dass unsere Zeit begrenzt ist. Wir sollten nichts auf Morgen verschieben! Es gibt niemanden auf der Welt, der dir versichern könnte, dass du dich morgen für dein Fehlverhalten entschuldigen kannst, dass du morgen einem geliebten Menschen sagen kannst, wie wichtig er für dich ist, dass du morgen deinen Eltern den Gefallen erfüllen kannst,den du verschoben hast, dass du morgen anfangen kannst dich deiner Religion zuzuwenden , dass du ab Morgen versuchen kannst ein besserer Mensch zu werden , all das kann dir niemand garantieren ! Also warum schlucken wir nicht einfach unsere Faulheit oder unseren Stolz oder was auch immer uns davon abhält, das zu tun, was wir in dem Moment tun könnten, runter und machen es einfach. Eine kleine Träne fand ihren Weg über meine Wange auf meinen Schoß. Walid räusperte sich und als ich zu ihm sah , hielt er mir eine Termoskanne entgegen. Ich lehnte dankend ab . Anfangs wollte ich Walid für seine Verantwortungslosigkeit erst verzeihen,wenn Bilal kerngesund wieder zuhause auf meinem Bett rumspringt, allerdings hatte ich mir gerade selbst die Predigt gegeben, nichts auf Morgen zu verschieben. Also nahme ich mir vor, ihm zu verzeihen oder es zumindest zu versuchen , wenn er sich entschuldigt.
Als hätte er meine Gedanken hören können , spürte ich , wie er versuchte mir was zu sagen, also blickte ich wieder auf . Seine Ohren röteten sich , als er merkte, dass ich meine Aufmerksamkeit nun auf ihn gerichtet habe. "Ehm.. also, ich wollte nur ..ich wollte nur.." , er schluckte und fuhr fort :"..ich wollte nur , naja also , es tut mir sehr Leid und ich schäme mich dafür wirklich !"
Ich nickte : "Ist schon gut, hoffen wir einfach , dass er bald in sha Allah wieder fit ist." Er nickte. " Aber du musst nicht immer herkommen, ins Krankenhaus , meine ich , ich werde sowieso immer herkommen."
"Doch! Ich möchte es. Mir liegt auch was an Bilal, weißt du und außerdem fühle ich mich dann etwas besser .",sagte er so untypisch leise, dass ich mich schon fragte , ob das wirklich Walid war, der mir gegenüber saß . "Also gut, dann sollten wir uns aufteilen , so eine Art Schicht, das geht nicht , dass wir hier immer zusammen alleine in einem Raum sind , islamisch gesehen."
Er nickte. "Ich würde vorschlagen , ich komme morgens und abends und du kannst mittags kommen, dann hast du auch Zeit auszuschlafen ." Er schüttelte den Kopf : "Nein, nein, lass mich morgens kommen, das würde mir gut tun , früh aufzustehen. Also ich morgens, du mittags und abends können wir uns immer abwechseln , so ist das gerecht. "
Ich musste lächeln , seine Schuldgefühle machten ihn echt zu einem anderen Menschen : "Also gut abgemacht."
"Und jetzt haben wir abends , also wer übernimmt die erste Abendschicht?", fragte er und seinen Augenringen konnte ich entnehmen, dass er lange keinen Schlaf hatte.
"Geh schon, ich werde die erste Schicht übernehmen."
Seine Muskeln entspannten sich und er nickte, dann lief er Richtung Tür : "Also gut , dann bin ich morgens dran, bis morgen!"
"In sha Allah, in sha Allah bis morgen ergänzte ich.
Er drehte sich im Türrahmen nochmal um und wiederholte lächelnd : "In sha Allah."
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Möge Allah uns im Jenseits zusammenführen..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt