Das Schöne an dem Gips ist eindeutig, dass die hübsche Assistentsärztin ihre Nummer drauf notiert hat. Blöderweise hat der vermutlich schwule Pfleger genau das Gleiche getan. Gut hingegen ist die Tatsache, dass ich Renee nur noch zwölf Stunden aus dem Weg gehen muss – dann ist die Verletzung nämlich abgeheilt und ich kann das ätzende Ding abnehmen.
„Wollen wir über die Geschichte hinter dem Verband reden?"
Elisabeth sieht ihn schon seit zwei Minuten aufmerksam an.
„Superheld spielen ist irgendwie nichts für mich."
Sie seufzt und beugt sich interessiert vor.
„Jack, theoretisch sind Sie unverwundbar. Wenn Sie also einen Gips tragen, dann ist da gehörig viel schief gelaufen."
Ich zucke mit den Schultern und sehe auf den weißen Verband. Ich könnte theoretisch damit anfangen die Nummer der Ärztin auswendig zu lernen. Allerdings fällt mir da wieder ein, dass ich eine Freundin habe. Ist irgendwie seltsam und ungewohnt. Vielleicht ändert sich das irgendwann, vermutlich aber nicht. Ich kann nichts dafür, dass ich die Angewohnheit habe mit sämtlichen schönen Frauen zu flirten – oder zu schlafen. Es ist wie mit der Unsterblichkeit; ein Naturgesetz, kann ich nichts gegen machen.
„Jack, wir müssen da übrigens noch über ein paar Themen reden."
„Wir haben da noch etwa vierundzwanzig Sitzungen für."
Ex-Supermodel-Psycho-Doc runzelt die Stirn und wirft einen flüchtigen Blick auf meine aufgeschlagene Akte. Es scheint als hätte sie sich irgendwelche Notizen gemacht – bereits vor der Sitzung versteht sich. Und ein Bild hat sie mittlerweile auch aufgehängt. So ein seltsames Unterwasser-Leinwand-Ding mit Meerjungfrauen und Guppys. Also ich glaub jetzt mal dass es Guppys sind. Das erinnert mich daran, dass ich mal einen Goldfisch hatte. Dann hab ich ihn umgebracht – aus Versehen versteht sich. Da war eine angebrochene Flasche Sprudel und ich wollte das Zeug nicht mehr trinken, also dachte ich dass der Fisch doch etwas Erfrischung gebrauchen könnte. Was mich dann übrigens noch einen Tag vor dem Saubermachen des Aquariums gerettet hätte. Na gut, es war eine gegen den Tierschutz verstoßende Salatschüssel, die zum Goldfisch-Glas umfunktioniert wurde. Tatsache ist aber, dass ich das 'Aquarium' nie wieder sauber machen musste. Goldfische scheinen Kohlensäure nämlich nicht so erfrischend zu finden.
„Also, wie kommt es zu der Verletzung?"
„Lange und seltsame Geschichte."
Bloomfield zückt ihren Kugelschreiber. „Ich bin bereit", lacht sie und irgendwie wirkt sie heute wieder besser gelaunt. Scheint ihre Beziehungsprobleme – oder was auch immer es war – überwunden zu haben. Natürlich kann sie ihren Mann auch mit wem anders betrügen, so etwas hatte die verheirateten Frauen mit denen ich geschlafen habe, auch immer positiv gestimmt. Aber na ja, lag vermutlich eher an mir.
„Erinnern Sie sich an die anderen Freaks?"
Nicken.
„Wir haben gedacht, dass wir außerhalb des Stützpunktes was zusammen machen könnten. Johnny wohnt in Staten Island. Ich meine; was zur Hölle? Staten Island ist echt nicht nah und super langweilig. Irgendwie ist das da schon wieder Vorstadt. Genauso wie New Jersey."
„Jack, Sie kommen vom Thema ab."
Ich gähne und stelle fest, dass es unter meinem Gips juckt. Irgendwo habe ich mal gesehen, dass ein kleiner Junge sich mit einem Stift darunter gekratzt hat. Wenn ich mich richtig erinnere hat er den Stift in seinem Gips verloren. Ob ich das Risiko eingehen sollte? Elisabeth hat hier schließlich überall Stifte.
„Ja, also die Drei kamen vorbei – Wade hing eh bei Olivia herum oder hat kleine Kinder dazu gezwungen hässliche Sachen zu basteln. Ehrlich gesagt sehen wir uns in letzter Zeit nicht so oft. Er nimmt das mit Olivia echt ernst."
DU LIEST GERADE
Jack Carter Ist Unsterblich
General FictionDu willst lieber die lektorierte Fassung lesen? Dann bestell sie dir jetzt bei Piper oder dem Buchladen deines Vertrauens! „Ich schnief mein Glück." Wer sich vom Hochhaus stürzt, stirbt. Jack nicht. Stattdessen muss er zur Therapie und Dr. Elisabet...