Wieder Sonnenbrille aufgesetzt, wieder kurz vor'm Kotzen und wieder bin ich hier. Jacqueline war nicht am Empfang, ob die Tante sie rausgeworfen hat, weil sie mit mir geschlafen hat, beziehungsweise schläft? Was kann ich denn dafür, dass sie mir ihre Nummer gegeben hat?
„Sie sehen nicht gut aus.“
Och komm schon, wir wissen doch beide, dass ich trotz Kater und blutverkrusteter Unterlippe extrem gut aussehe. Aber letzteres ist in maximal einer Stunde wieder weg, genauso wie der Bluterguss an meinem linken Auge. Ich sollte aufhören Candy zu vögeln oder es ihrem Freund einfach nicht mehr unter die Nase reiben. Vielleicht sollten wir es aber auch einfach nicht mehr bei ihr treiben.
„Jack?“
Will die das ich antworte?
„Wie war Ihre Woche?“
„Beschissen.“
Das ist auch noch wahr. Ich hatte halt einfach schlechten Stoff da, durchgehend. Vielleicht sollte ich meinen Dealer wechseln, der hat sich nämlich in den letzten Wochen radikal verschlechtert, vermutlich geht ihm auch einfach die Kohle für guten Stoff aus.
„Möchten Sie mir davon erzählen?“
Keine Ahnung, will ich? Nein. Andererseits bin ich jetzt einen verdammten Monat bei ihr und je länger ich protestiere, umso länger wird es dauern bis ich hier weg kann.
„Weiß nicht, wo ist Jacky?“
„Sie hat Urlaub.“
„Eh nicht.“
Sie lacht und erst jetzt fällt mir auf, dass meine Akte zugeschlagen ist und das sie bis jetzt noch nichts aufgeschrieben hat. Bin ich jetzt schon so durchschaubar oder hab ich einfach noch nichts interessantes gesagt?
„Sie haben Tinte an der Unterlippe.“
„Nein, das ist Blut. Mein Blut ist blau. Bin halt so eine Art Märchenprinz.“
Jetzt lacht sie schon wieder. Ok, ich muss zugeben, dass sich ihr Lachen gar nicht so schlecht anhört. Aber wenn sie so beim Sex lachen würde, wäre es gelaufen. So Eine hatte ich letztens, die war echt hübsch und nett, aber dann hat sie gelacht. Und dann bin ich einfach aufgestanden, hab mich angezogen und bin mit den Worten 'tu das nie wieder' gegangen. Ich hab ihre Nummer gelöscht und versuche diesen Vorfall seitdem einfach zu vergessen. So etwas ist traumatischer als seine Eltern beim Sex zu erwischen.
„In Ihrer Akte steht zwar wie Sie unsterblich geworden sind, aber vielleicht möchten Sie mir die Geschichte mit eigenen Worten erzählen?“
Sie sucht ein Gesprächsthema, merkt wohl dass ich heute absolut kein Bock habe ihr irgendetwas zu erzählen. Aber gut, wenn sie die Geschichte unbedingt hören will – ist ja nicht so als wäre sie spannend.
„Ich war siebzehn, hab mein Alter hochgeschummelt und da ich Kohle brauchte hab ich mich als Pillentester gemeldet. Allerdings hab ich einen Gen-Fehler, den ich natürlich nicht erwähnt habe und dann haben die mir komisches Zeug gegeben. Ich hab die halbe Nacht gekotzt und das hat so eine chemische Reaktion ausgelöst, meine roten Blutkörperchen blau gefärbt und mich unsterblich gemacht.“
„Wie kam raus, dass Sie unsterblich sind?“
„Dämliche Frage; ich bin gestorben.“
Ich kann mir ein überhebliches Grinsen nicht verkneifen, allerdings ist mir parallel immer noch danach mich einfach auch ihrem Schreibtisch zu übergeben. Ich hätte einfach im Bett bleiben sollen und schlafen, bis ich sterbe. Oh stimmt, das geht ja gar nicht.
„Ein Unfall oder Selbstmord?“
„Ich bin gegen einen fahrenden LKW geknallt – so ganz aus Versehen. Das war auch so ein Arschloch, dass nicht weiß wie man auf die Bremse drückt.“
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Jack Carter Ist Unsterblich
General FictionDu willst lieber die lektorierte Fassung lesen? Dann bestell sie dir jetzt bei Piper oder dem Buchladen deines Vertrauens! „Ich schnief mein Glück." Wer sich vom Hochhaus stürzt, stirbt. Jack nicht. Stattdessen muss er zur Therapie und Dr. Elisabet...