46. Sitzung

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Und schon wieder was gelernt; vertraue niemanden, der für den Geheimdienst arbeitet – und schlafe erst recht nicht mit dieser Person. Das war auch immer wieder der Fehler von James Bond. Er hat sie alle massenweise flachgelegt und für jede endete das mit dem Tod. Das er das alles überlebte hat, hat nichts mit Können zu tun – das war einfach nur krasses Glück. Immerhin muss ich mir keine Sorgen machen draufzugehen, aber der Gedanke jemanden umbringen zu müssen, weil es keine andere Lösung gibt ist hart.

„Wie geht's, Jack?", fragt Bloomfield ruhig. Ich zucke mit den Schultern – Verletzungen gibt es keine, nur Gewissensbisse. „Irgendwann in diesem Jahr haben wir mal über Grenzen geredet. Wie groß ist der Unterschied zwischen jemandem Drogen zu verticken – wohl wissend, dass er an einer Überdosis sterben könnte – und dem bewussten Mord an einem Menschen?" Ich klinge irgendwie so unmännlich hilflos. „Aber man bringt sie ja nur um, weil es nicht anders geht. Sie ist der Joker."

Ich wippe die ganze Zeit nervös mit einem Bein auf und ab.

„Es geht um Jill?"

„Ja, nein, keine Ahnung. Es geht darum, dass ich für den Tod eines Menschen verantwortlich sein soll. Scheißegal was man macht, wieso man es macht oder ob es unheilbar ist. Man bringt niemanden um. Das macht man nicht."

Elisabeth reagiert verständnisvoll.

„Darf ich etwas fragen?"

Nicken.

„Hätten Sie es vor einem Jahr getan?"

„Was?"

„Einen Menschen getötet."

„Keine Ahnung. Ich bin Drogendealer – rein theoretisch hab ich permanent jemanden auf dem Gewissen. Aber andererseits mach ich ja auch Menschen damit glücklich und wäre ich Suicide, dann würde ich zwar permanent jemanden verletzen, aber keinen von ihnen töten. Und jetzt ist da diese abgefuckte Psychopathin alias meine Ex oder Jill-Schrägstrich-Renee und ich soll sie killen. Ich meine; was ist das für eine beschissene Welt, in der man sowas machen muss und wieso ich?"

Das Ex-Supermodel starrt mich verstört an.

„Jill ist Renee?"

„Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa neunundneunzig Prozent."

Es war Dannys Idee diese Anzüge zu stehlen – also die, die sich nahtlos an unsere Haut anpassen und wie eine weitere Schicht davon fungieren, in dem sie sich mit unseren Zellen verbinden, durch diese kleinen fiesen Nadeln in der Innenseite. Bei den Versuchen hatten wir die permanent an. Und wenn wir uns schon mit Jill anlegen wollten, dann musste das richtig gemacht werden. Auf die Idee hätte ich früher kommen können – so ein Teil hätte auch super als Superhelden-Outfit funktioniert. Nur sind die grau und sehen dadurch irgendwie echt lahm aus.

'Irgendwer muss die Dame da ablenken', bemerkte Danny zerknirscht. Johnny hatte gesagt dass wir beide für diese Sache verantwortlich waren. Danny, weil er unsichtbar nunmal der beste Dieb überhaupt ist und ich – warum auch immer.

'Die Kleine ist irgendwie bisschen zu alt für mich', gab ich zurück. Gemeint war die Empfangsdame, die geschätzt irgendwas um die fünfzig war und aussah wie ein Klappergestell. Hätte man ein Foto von schießen sollen und es Vio zeigen können. So nach dem Motto: So siehst du in vierzig Jahren aus, wenn du dein Essen nicht aufisst.

'Laber sie einfach so zu, damit sie keine schwebenden Anzüge bemerkt. Schaffst du locker.'

Ich rollte mit den Augen, befolgte aber seine Anweisung – blieb ja nichts anderes übrig.

'Hey, ich bin Jack.'

'Aha.'

Desinteressiertes Tippen auf ihrer Tastatur.

Jack Carter Ist UnsterblichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt