1.-1~Neu im Heim

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^Jane^

,,Vielleicht sind wir ja in einer Klasse", Jane guckte mich erwartungsvoll an.

,,Kurs", verbesserte ich sie. Sie nickte. Envy telefonierte neben uns. Es war Sam. Ich konnte es an ihrer Stimme erkennen. Sie war fröhlich, hell, nervig.

,,Hattest du Freunde?", mein Kopf schoss zu Jane die mich anstarrte.

Pff, ja! Wie kann man so was fragen?! Giselle und...okay nur Giselle. Mein Freundeskreis war mehr als nur etwas eingegrenzt.

,,Ja, immer noch. Sie sollte am Freitag am Freibad sein", wir waren nicht weit weg gezogen. Okay, ungefähr 60 km. Okay, mehr. Aber mit dem Zug ist alles erreichbar. Ich würde mit einem Auto fahren, ich besaß einen Führerschein aber kein Auto. Und ohne Auto kommt man mit einem bloßen Führerschein nicht weiter.

,,Oh, aber die wohnen doch in Macon."

,,Ich weiß, aber ich fahre dahin. Für ein Wochenende", dieses Mädchen konnte wirklich nerven.
,,Oh. Kann ich mit?"
,,Hast du da Freunde?"
,,Ich habe auf Facebook über 900 Freunde und auf Twitter und Instagram über 10.000 Follower. Ich denke ja.", und da ist wieder die bist-du-blöd-na-klar-Stimme. Aber ich beneidete sie auch manchmal. Hübsch, groß, schlank, beliebt. Aber dumm.

,,Ja, vielleicht."

,,Cool!"
Envy legte auf und krabbelte zu mir.
,,Okay, wann sind unsere Zimmern fertig? Ich will darein!", schrie En wütend, Jane's Augen waren weit aufgerissen und sie schien etwas nervös. Konnte man ihr auch nicht verübeln. Vor ihr war ein Monster auf zwei Beinen.

Monster haben meistens zwei Beine, Laja.

Jane's Wohnzimmertür wurde weit aufgerissen und meine Mom und Ben standen freudig hinter der Schwelle.
,,Fertig?", Envy wurde ganz zappelig und als Ben nickte sprang sie auf und lief an ihnen vorbei. Es würde ihr Traumzimmer werden, das wusste sie. Ich stand auf und sah beide nervös an.

Jane hat eine ganze Etage. Sei glücklich wenn du überhaupt ein eigenes Zimmer bekommst.

,,Eine Etage über uns", Mom zwinkerte und sie war wie aufgeblüht. Mein Mund klappte auf und ich ging den Flur entlang. Am Ende des Ganges sah ich schon die weiße Treppe und mein Schritttempo wurde höher. Ich hörte En's Schreie. Freudenschreie. Meine Hand wickelte sich um das helle Geländer und fuhr es bis nach oben nach.

,,Wir haben eine Etage!", schrie En und sprang herum.
,,Laja! Eine Etage für uns!", sie nahm meine Hände und ich machte mit. Wir hüpften. Ja, ich war niemals ein Hüpf-Fan gewesen, aber das war unglaublich. Mein Bauch überschlug sich ein paar mal und ich ließ sicherheitshalber Envy los.

,,Dein Zimmer ist weiß und hellrosa", zwitscherte sie und ich lief hektisch zu einer der Türen. Envy öffnete sie und ein modernes Wohnzimmer offenbarte sich. Drei weiße Wände, eine Wand wurde durch ein großes Fenster ersetzt. Ein großer Fernseher und an der Wand waren ein paar hellgrüne Striche gezogen die perfekt zu der hell, weißen Couch passte, die hellgrüne Kissen hatte. Zwischen der Couch und dem Fernseher war ein langer, kleiner Tisch aus Glas.
,,Ich sterbe, Enly", ich packte nach ihrem Arm und rüttelte daran.
,,Au! Hör' auf!", zischte sie und ich ließ ihren Arm wieder los. Ich schaute alles genau an und lief zur nächsten Tür.

,,Jeder hat sein eigenes Badezimmer!", kicherte sie.

,,Nie wieder muss ich auf deine hässlichen Locken warten."

,,Hey!", sie schlug mir auf die Schulter.
,,Dein Zimmer ist da", sie zeigte eine Tür weiter. Ich lief hin. Ich konnte es kaum erwarten. Eine weiße, edle Tür sperrte mir zuerst den Weg in mein Reich ab. Ich wollte gerade meine Hand auf den Türgriff legen als Envy mich an stupste und in ihrer Hand lag eine Karte.

,,Jetzt kommts. Keine Schlüssel, die sind ja scheiße. Jetzt wird mit Karte eingecheckt", ich blickte verwirrt auf die Karte und realisierte wie verkorkst die ganze Sache war. An dem Türgriff war ein kleiner, sehr kleiner Kasten für die Karte. So etwas gab es nur in Hotels.
,,Oder dein Handabdruck", mein Mund klappte mal wieder auf und sie grinste über beide Ohren. Erklärte warum Ben unsere Handabdrücke wollte. Ich dachte schon an Mafia.
Ich nahm die Karte in die linke Hand und legte die rechte Hand auf meinen Türgriff. Ich hörte ein schnelles Klicken und machte die Tür auf. Bevor ich weiter gucken wollte, machte ich die Tür wieder zu. Envy zog ihre Augenbrauen zusammen. Ich nahm ihre Hand und legte diese auf meinen Türgriff. Kein Klicken. Die Tür war zu. Nur ich konnte in mein Zimmer, wenn kein anderer die Karte dafür hatte.

,,Verdammt", ich sperrte, verwundert über die heutige Technik, die Tür schnell auf und sah mir mein neues Zimmer an. So schön. Ich hatte ein großes, weißes Bett mit hellrosa Vorhängen. Einen großen Fernseher. Am Ende des Zimmers war ein Balkon.

Wieso dann das Wohnzimmer mit dem Fernseher und hier dann noch eins?

Alles so harmonisch.
,,Meins ist cooler", En hatte ihre Arme verschränkt und grinste mich frech an.
,,Da kann Muffin nämlich auch schlafen."

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,,Mögt ihre eure Etage?", Ben lächelte mild. Envy und ich nickten schnell. Es war sogar zu viel. Viel zu viel.
,,Ich hätte nie gedacht, dass ich Zwillinge bekomme", er lächelte weiter, jetzt sogar breiter, und meine Mom grinste.
,,Ihr seht euch aber gar nicht ähnlich", Jane stocherte an ihrem Steak rum. En neben mir verschlang es, wie ich.
,,Wir sind Zweieiige-Zwillinge", sprach Envy mit vollem Mund. Lange Stille.
,,Ihr habt zwei Eierstöcke? Ich habe nur eins. Oder teilt ihr euch zwei?", meine Mom fing an zu husten und ich verkniff mir ein Lachen. Ich beneidete sie doch nicht.

Wie schafft sie bloß ihren Abschluss? Und wie kann sie nur eins haben?

,,Laja, hilf!", Envy schlug mir wieder auf die Schulter und ich zuckte zusammen.
Ach, wie sehr ich meinen Namen mochte, auf irgendeine Art und Weise.
Ben hatte ein besorgtes Gesicht. Aber eher wegen Jane. Sie machte ihrem Namen alle Ehre. Meine Mom beruhigte sich wieder und Muffin fing an zu sabbern. Unter En's Füßen war alles nass. Also nicht platschnass. So ekelhaft, wenig nass.
,,Enly. Muffin wässert", En bückte sich unter den Tisch und ich sah sie zucken. Womöglich wegen des Sabbers und das Zucken führte dazu das Envy sich den Kopf stieß und aufjaulte. Wenn sich Envy weh tut wimmert Muffin. Und wenn Muffin wimmert, hört er schlecht wieder auf.

,,Enly Maja Tarson. Bring ihn zum Schweigen.", meine Mutter knurrte En regelrecht an. Envy verzog ihr Gesicht. Sie hasst ihren zweiten Namen. Ich legte mein Besteck zur Seite und beobachtete amüsiert die kläglichen Versuche von Envy.

,,Muffin, Schatz, sei leise."

Das Mädel konnte ja wirklich aggressiv durchgreifen. Sie tauchte wieder auf, da sie versuchte Muffin unter dem Tisch zu beruhigen. Dabei rieb sie sich mit einem schmerzerfülltem Gesicht den Hinterkopf.

,,Merde... .", und da war die ach so liebe Envy, die anfing auf französisch zu reden.

Französisch...

Französisch war immer mein Hass-Fach. Diese Sprache ging mir mehr als alles andere am Allerwertesten vorbei. Nur das bekloppte war, dass ich damals, als meine Mutter noch mit dem Franzosen zusammen war, total begeistert, oder nur ein wenig angetan, von dieser Sprache war. Nach den nächsten drei Wochen dieses Faches als Pflicht-Fach, ebbte die Begeisterung noch mehr ab, nur bei Envy blieb sie bis heute erhalten. Es war das einzige Fach indem sie besser war als ich und somit auch ihr bestes.

Als sie endlich ihre französische Rede beendet hatte, hörte das Wimmern langsam auf. Ein erleichtertes Seufzen kam meiner Seits und ich lehnte mich entspannt zurück. Und ich denke, Jane hatte meine Gedanken gelesen, denn das was sie sagte war zwar ernst gemeint, aber meine eigentlich nächste Aussage, wenn sie mir nicht zuvor gekommen wäre.

,,So könnte jeder Abend ablaufen."

DEFY(abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt