8.-29~Erinnerungen

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Ich war 15 Jahre und 7 Monate alt. Meine Mom war oft nicht da, weil sie so viel gearbeitet hat. Wir lebten im schlechteren Viertel. Damit wir nicht so alleine sind hat Mom Enly und mir ein Geschenk gemacht. Eher Enly. Einen Hund. Den hat sich Mom vier Jahre angespart. Mit meinem Nebenjob konnte ich dem Hund genug Verpflegung bieten. Enly war total glücklich und hatte lange für einen Namen überlegt. Der Hund war flauschig und hell. Eine Woche lebte er unter keinem Namen. Dann als ich einen Vanillemuffin von meinem Nebenjob mit nach Hause genommen habe, weil ich ihn am nächsten Tag zur Schule mitnehmen wollte, kam Enly in der Nacht runter und fand den Muffin. Sie verhungerte. Sie hasste Vanille, aber sie musste was essen, deshalb aß sie ihn. Der Hund hatte Enly essen gehört und kam in die kleine Küche der Wohnung. Enly warf ihm einen kleinen Stück vom Muffin vor die Pfote. Der Hund sprang herum und rollte sich auf dem Boden, nachdem er das Stück gegessen hatte. Also nannte Enly den Hund Muffin. Ich war sauer auf Enly, weil sie meinen Muffin gegessen hatte, aber sie wehrte ab und sagte er wäre nicht gut gewesen. Nach dieser Nacht aß sie nur noch Vanillemuffins von der Bäckerei wo ich arbeitete.

Fünf Monate später grenzte sich Enly von mir aus. Sie hatte viele neue und coole Freunde gefunden und sprach nur noch selten mit mir. Ich war zu Hause und guckte auf dem Fernseher Cartoons mit Muffin. Ich fütterte ihn durch mein Geld und führte ihn Gassi. Wenn Enly da war, nahm sie Muffin zu sich und niemand anderes durfte ihn anfassen.
Es war unser Geburtstag. Mom arbeitete wieder. Ich saß im Wohnzimmer mit dem sechs Monate alten Muffin. Enly sagte ich müsste Popcorn für unseren Zwillingsgeburtstag holen. Wir wollten einen Film gucken und sind 16 geworden. Enly wollte immer feiern, aber Mom hatte dies verneint. Ich zog mich an und lief in die Kälte. Es war zwar März, aber er war noch frisch. Ich lief in den nächsten Kiosk und holte zwei Packungen von dem Popcorn und hatte mein ganzes Taschengeld was ich für diesen Monat hatte ausgegeben. Ich lief wieder zurück, rutschte einmal ausversehen aus, lief aber weiter. Ich war mindestens eine halbe Stunde weg. Als ich wieder kam, stand ein Junge vor unserer Haustür, der eine Stufe über mir war. Ich fragte ob ich rein dürfte, weil ich da wohnte. Er sagte nein, weil dort eine Party steige und nur Leute reindürften, die das Geburtstagskind gut kannten. Ich sagte ich hätte Geburtstag und das meine Schwester da feierte. Der Typ lachte und holte eine Zigarette raus. Dann holte er sein Handy und rief jemanden an. Er fragte wie ich hieße und ich antwortete. Dann fragte er ins Telefon ob eine Laja Tarson ins Haus darf. Er legte sein Handy weg und schüttelte den Kopf.

,,Enly hat keine Ahnung wer du bist, Kleines." Hatte er geantwortet. Ich ging weg und wusste nicht wohin. Jede Windböe tat weh. Ich wollte gerade eine Packung Popcorn öffnen als mich jemand ansprach.

,,Ist dir nicht kalt?" Es war Sam Spencer. Er ging in meinen Mathekurs und konnte Mathe recht gut. Alle liebten ihn. Enly auch.

,,Die lassen mich nicht ins Haus." Antwortete ich leise und schaute in die Packung.

,,Willst du da so unbedingt rein?" Er verzog das Gesicht als er zum Haus schaute.

,,Ich wohne da."

,,Oh."

Dann traf es mich wie ein Blitz. Muffin war noch da. Er würde von ihnen misshandelt oder zertreten werden. Ich stand auf und drückte Sam Spencer die Popcorntüten in die Arme. Dann lief ich um das Haus und gelangte an den Zaun der Dovnas. Ich musste einmal ihre Blumen gießen und da haben die mir einen Trick gezeigt wie man ohne Schlüssel in ihren Garten kommt. Ich klemmte einen Finger unter den Riegel und wackelte. Der Riegel sprang hoch und ich war im Garten. Die Dovnas schliefen entweder oder waren weg gefahren. Ich schloss die Gartentür und lief über den Garten. Wir lebten nur eine Etage über ihnen. Unser Balkon war klein, aber die Tür zum Balkon war offen. Ich lief zum Gartentisch und stieg drauf. Dann packte ich die Gitter des Balkons und versuchte mich hochzustemmen. Als ich bisschen Schwung durch einen Sprung nahm, schaffte ich es und stand auf dem Balkon. Ich kletterte über die Gitter und lief ins Haus. Jeder redete mit jemanden. Ich schaute auf den Boden damit mich niemand sah. Ich erkannte Muffin unter dem Wohnzimmertisch. Zusammengerollt. Ich kniete mich hin und streichelte Muffin sanft über die kleinen Ohren. Er lehnte sich gegen meine Hand. Dann nahm ich ihn in meine Arme und versteckte ihn in meiner dicken Jacke. Ich schaute auf die Plastikuhr.

22:23 Uhr

Der schlimmste Tag meines Lebens. Ich quetschte mich durch die Menge und steuerte auf mein Zimmer zu. Ich teilte mein Zimmer mit Enly. Die Tür war offen. Enly lag auf meinem Bett und redete mit einem Mädchen. Das Mädchen hatte braune Augen und einen starken französischen Akzent. Ich ging weiter und versuchte Muffin in meiner Jacke zu wärmen. Dann versperrte mir jemand den Weg. Es war Sam Spencer. Er sah das kleine Köpfchen von Muffin und nahm ihn in seine Arme. Er sagte mir, dass ich nicht am Typen an der Eingangstür vorbeikäme. Er würde den Weg wieder rausgehen und ich solle den anderen Weg nehmen. Ich lief wieder zum Balkon. Und es hatte geklappt. Muffin lag in meiner Jacke. Die ganze Nacht. Draußen. Er war schnell eingeschlafen. Und dann fühlte ich mich endgültig für ihn verantwortlich.

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Fast zwei Jahre später denke ich an diesen Moment zurück. Und die Realität holte mich ein. Ich sackte zusammen und betrachtete stumm die Leiche. Ich betrachtete Muffin.

DEFY(abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt