10.-35~Melanie Adazuglu

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Ihr Lächeln war wunderschön. Sie hatte ein großes Lächeln und ihre Haare fielen in Wellen über ihren Rücken. Ich würde sagen, dass sie aus der arabischen Region kommt. Ihre Augen waren groß und voller leben. Ich würde mich sofort in sie verlieben, wenn ich ein Junge wäre. Als 'Neue' hatte sie schon schnell Kontakt gefunden, nicht so wie ich, ein einfaches Mädchen, die sich verkriecht. Cole ging vor und reservierte mir indirekt einen Platz. Ich setzte mich neben ihn und er zwinkerte mir zu.

,,Gut das du neben mir sitzt. Ohne Spaß, ich bin eine Vollniete in Mathe. Du wirst nicht mal merken wie ich von deiner Arbeit abschreibe", grinste er und kramte seine Sachen raus. Ich lächelte leicht und schielte zu dem Mädchen. Es dauerte nicht lange, als es klingelte. Der Lehrer kam herein, begrüßte und holte das Mädchen nach vorne. Sie ging aufrecht zum Pult und winkte etwas schüchtern in die Runde.

,,Hi. Ich bin Melanie Adazuglu und 18 Jahre alt. Ich komme gebürtig aus Alabama, meine Eltern aber aus der Türkei. Wir sind hier hin gezogen, weil wir einfach etwas Abwechslung gebraucht haben. Und die Verhältnisse waren in Alabama nicht so gut wie hier", sagte sie und alles an ihr schien viel zu perfekt. Ihre Stimme war warm und sie hatte ein herzliches Lächeln.

,,Kennst du schon welche hier?", fragte der Lehrer. Mich hatte man das auch gefragt.

,,Äh- ja, ich lerne gerade viele kennen", sagte sie lächelnd und der Lehrer nickte und bat sie zu ihrem Platz zurück.

***

Es klingelte und ich fing an meine Geschichtssachen einzupacken. Jetzt war Mittagspause und ich schlenderte aus dem Raum. Diese Stunde war genauso langweilig wie alle anderen. Geschichte war nie einer meiner 'Ich-liebe-dieses-Fach-und-tu-alles-dafür'-Fächer. Ich strich mir einer meiner nun helllila Strähnen hinter das Ohr, und konnte schon die Eingangstür des Pausenraumes erkennen.

,,Na, ma belle Chéri?", Jake tauchte neben mir auf und grinste mich breit an. 

,,Na?", antwortete ich und hob meine Augenbrauen.

,,Wie findest du Cole?", fragte er und schubste mich leicht mit seiner Schulter zur Seite.

,,Er ist okay. Und lustig", ich verengte meine Augen zu Schlitzen.

,,Okay und lustig... Wow", Jake grinste wieder und kratzte sich am Hinterkopf. Er öffnete die Tür zum Pausenraum und wir gingen hindurch.

,,Also, nach der Pause haben wir Französisch. Bis dahin", er tat so als würde er den Hut vor mir nehmen, drehte sich um und ging zu seinen Freunden.
Ich lächelte und lief zu meinem Tisch. Mein Atem stockte. Da saß wirklich jemand auf meinem Platz. Ich zog scharf die Luft ein. Vor mir saß, auf meinem Platz, ein Mensch mit braunen, langen Haaren.

,,Ähm-hi", ich machte mich etwas bemerkbar und die Person drehte sich zu mir um.

Melanie

,,Oh. Hi", sagte ich etwas unsicher und Melanie lächelte.

,,Tut mir Leid. Ist das dein Platz?", sie zeigte auf die Sitzbank und wollte schon aufstehen, aber ich winkte ab.

,,Nein, nein. Bleib sitzen. Ich war auch noch vor-vor einem halben Jahr und-und da war es cool, dass sie mich aufgenommen haben. Du kannst dich so besser einleben", ich presste meine Lippen aufeinander. Über die Ferien hatte ich mich kein Stück um meine Freunde gekümmert. Ich war in mein eigenes Selbstmitleid gefallen. Sie nickte und ich lächelte leicht. Dann schaute ich kurz zu den anderen und Clarica stand auf und begrüßte mich mit einer kleinen Umarmung. Ich stand etwas perplex da, aber erwiderte die Umarmung. Ich hatte sie die ganzen Ferien nicht gesehen und hatte sie irgendwie vermisst.

,,Wir wollten morgen durch die Stadt", sagte sie und löste sich um sich wieder hinzusetzen. Sie rückte etwas zur Seite um mir Platz zu machen, aber ich schüttelte meinen Kopf.

,,Ich kann vielleicht morgen, aber ich denke ich gehe dahinten hin", ich zeigte zu Jake, als ich merkte, dass nicht mal ein Teil meiner einen Pobacke auf dem kleinen Platz passen würde. Sie nickte und ich nahm meine Tasche fester in die Hand. Ich drehte mich um und schritt nicht gerade selbstbewusst zu Jake. Bis jetzt hatte ich nur mit Cole geredet und das gerade erst mal heute. Jake und ich waren erst seit zwei Tagen wieder zusammen und ich wollte nicht wirklich nerven. Mein Herz schlug schneller und Nervosität fing an meine Taten zu kontrollieren. Gerade wollte ich wieder umdrehen, so tun als würde ich mit Giselle telefonieren, aber Jake hatte mich schon entdeckt. Er hob eine Augenbraue und grinste dann als er merkte wohin ich wollte.

,,Willst du zu mir?", fragte er und reichte mir seine Hand. Der ganze Tisch drehte sich zu mir.

Gott

,,Äh-ugh-nein-ich-eh-ich wollte", stotterte ich und fuhr mir durch meine Haare.

,,Setz dich", Jake tippte sich auf seine Oberschenkel. Ich war etwas verstört und schüttelte leicht meinen Kopf. Am Tisch war noch genügend Platz, also rückte Jake amüsiert etwas zur Seite. Unsicher setzte ich mich neben ihn und zwang mir ein Lächeln auf. Alle am Tisch starrten zu mir. Ich merkte wie meine Wangen langsam rot wurden und begrüßte alle mit einem ,,Hey". Sie brummten etwas und wendeten sich ihrem Essen zu, schielten aber dennoch zu mir. Mir war der Appetit endgültig vergangen.

,,Wieso bist du jetzt hier?", ein Mädchen hob eine Augenbraue, die sehr stark nachgemalt schien.

,,Jemand sitzt auf-auf meinem Platz. Die Neue. Es ist okay", ich konnte kurz nicht aufhören zu reden. Alles was ich sagte, schien viel zu abfällig. Ich atmete tief ein und lächelte wieder.

,,Und deswegen setzt du dich hierhin. Du weißt nicht einmal wie wir heißen", sie guckte mich abfälliger an, als ich mich fühlte. Ich biss mir auf meine Unterlippe. Sie hatte Recht. Ich kannte nur Jake, Cole und Coles Bruder. Und seinen Namen hatte ich auch vergessen. Oder hatte man ihn mir gar nicht gesagt? Ich hatte mich nie für Jake's Freunde interessiert.

Die schlechteste Freundin aller Zeiten

,,Äh-", fing ich an.

,Amanda...", sagte Jake und schüttelte seinen Kopf.

Und ab sofort kannte ich Amanda. Sie verdrehte nur ihre Augen und betrachtete mich weiter.

,,Deine Schwester scheint sehr cool zu sein", sagte ein anderer Junge. Ich lachte höhnisch auf.

Verdammt

Ich hielt mir meine Hand vor den Mund. Ich hatte nicht wirklich gerade gelacht. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich schaute panisch in die Runde und versuchte wieder zu lächeln. Super, ich war die Bitch. Alle sahen mich verwirrt an und ein paar schmunzelten über die Nicht-Kontrolle von mir.

,,Sie ist sehr cool", sagte ich und versuchte meinen Fehler aus zu baden.

,,Euer Hund ist gestorben, oder?", fragte Coles Bruder. Ich schluckte schwer und nickte etwas. Als wäre ich bei der Polizei.

,,Woher weißt du das?", fragte ich leicht abwesend und wollte schon zu Jake aufsehen.

,,Deine Schwester hat es gepostet", sagte Amanda und schaute zu Coles Bruder.

,,Was?", fragte ich verwirrt.

,,Kurz nach Thanksgiving hat sie ein Foto von eurem Hund gepostet und darunter-Jetzt bist du fort, aber ich werde dich immer lieben, egal in welcher Distanz. Menschen haben dich fort geschickt- bla, bla, bla. Das du das nicht weißt", sagte der Typ der meinte Envy wäre cool.

'Egal in welcher Distanz'. Ihr Englisch ist wirklich beschissen

,,Ich war schon lange nicht mehr auf Facebook oder so. Und ich rede auch nicht mehr mit ihr. Also wusste ich das nicht wirklich", mein Griff um meine Tasche wurde fester.

,,Hast du ihn fortgeschickt?" Jake's Freunde waren wirklich gnadenlos mit ihren Fragen.

,,Nein... Aber sie denkt das", ich nickte wieder leicht und biss mir in die Unterlippe.

,,Tut mir Leid", ich schaute zu Cole und lächelte etwas. Jake war ruhig geblieben. Vielleicht waren diese Fragen üblich. Dann wurde es langsam lauter am Tisch und alle diskutierten wild herum. Ich schaute nach oben zu Jake, der mich auch im Blick hatte und wir lächelten uns an.

DEFY(abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt