9.-31~Wohlbefinden

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Ich war Weihnachten auf meinem Zimmer. Sy hatte eine neue Wohnung und einen Job gefunden. Envy war bei Sam. Mom und Ben waren im Urlaub wie sie es vor paar Monaten angekündigt hatten. Muffin war nicht da. Und Jake war nicht da. Jane war bei Clarica, weil sie dort jedes Jahr Weihnachten feierte.
Ich schaute auf und erkannte den runden Stein auf meinem Schreibtisch. Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Ich schaute runter zu der Schublade des Schreibtisches. Und ich überlegte sie aufzumachen. Ich ging an mein Handy um nochmal nachzugucken ob ich meine Collegebewerbung wirklich abgeschickt hatte. Ich habe es ungefähr 10 Mal kontrolliert. Giselle wünschte mir fröhliche Feiertage. Sie war jetzt in Frankreich und kniete womöglich vor dem Grab ihres Bruders Jean und ihrer Mutter Giselle. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und ihr Bruder bei einem Raubüberfall. Er war erst 14 Jahre alt und Giselle 11 Jahre alt. Deswegen sind sie nach Amerika ausgewandert. Der Vater dachte, dass durch das viele Geld der Familie das Leben der Kinder bzw. der Tochter auf dem Spiel saß. Und er dachte, Frankreich tötet seine Familie. Er sei in Frankreich vom Pech verfolgt. Sam hatte mir auch fröhliche Weihnachten gewünscht.
Ich denke Sam und ich vergaßen unsere Beziehung langsam und könnten Freunde werden.
Ich wurde oder eher gesagt meine Familie wurde zu einem Ball zu Silvester eingeladen und ich hatte einfach zugesagt. Jeder wurde aus der Straße und auch aus der Ferne eingeladen. Solange er 'reich' war. Und ich konnte mir nie vorstellen wie man unglücklich mit viel Geld sein konnte. Aber ich war es. Ich hätte alles auf dieser Welt kaufen können, ich wäre unglücklich. Ich hatte Jake verloren, ich hatte Muffin verloren. Und womöglich beide für immer. Ich hatte mir im Internet ein Kleid gekauft, was gut zu diesem Ball passen würde. Jake könnte auch da sein. Es hatte ewig gedauert Jake endgültig abzuschreiben, aber ich hing immer noch an ihm. Ich konnte diese eine Sache nicht wegwerfen die mich an ihn kettete. Ich schloss meine Augen. Ich mochte ihn noch. Ich war immer noch verliebt. Für die Schule hatte ich schon alles geregelt. Ich guckte noch einmal zu der Schublade und stand auf. Ich würde jetzt frustessen.

Ich bin nicht stolz darauf, aber was soll's?

Ich hatte womöglich schon einen Kilo zugenommen, durch mein einsames Weihnachtsgeschenk, dass ich von meiner Mom bekommen hatte. Ben hatte mir eine neue Kette geschenkt und Jane einen süßen Nikolaus aus Schokolade und einen Film auf DVD. Den letzten Panem Teil. Ich schenkte ihnen auch etwas, bis auf Envy, die war ja noch nicht aufgetaucht. Ich ging träge die Treppen runter und dachte nochmal an den letzten Tag mit Muffin nach. Bevor ich wieder einen Heulkrampf kriegen konnte, versuchte ich mich abzulenken. Aber die Tränen schlugen gegen meine Augen. Ich schluckte den schweren Kloß runter. Das ganze Haus war still. Wohl oder übel wollte ich gerne wieder in die alte Wohnung. Da war ich es wenigstens gewohnt allein zusein. Bevor ich auch nur überlegen konnte, nach Macon zu fahren, klingelte das Haustelefon. Ich blieb stehen, kurz vor dem Zusammenbruch, lief aber schnell zum Telefon und nahm ab.

,,Guten Tag", sagte ich freundlich. Ich hoffte, dass Jake dran war.

,,Hallo...", es war eine mir unbekannte männliche Stimme. In mir starb jegliche Hoffnung ab.

,,Ja?", fragte ich etwas genervt. Meine Laune sank noch mehr.

Das ist eigentlich unmöglich

,,Hier ist Justus Tarson."

Ich hielt die Luft an. Fuck. Kein einziges Mal atmete ich ein und aus. Entweder war das mein nicht existierender Bruder oder mein Vater. Oder einfach ein Mann der mit Nachnamen Tarson hieß.

,,Mmh", quetschte ich kollabierend aus.

,,Wer ist da?"

Ich konnte nicht sprechen. Es lag daran, dass ich meinen eigenen Namen komplett vergessen hatte.

,,Ähm... La-Laja", meine Stimme zitterte. Er antwortete nicht mehr.

,,Hey, ic-", ich legte auf. Er sprach circa zwei Worte aus und ich lag auf. Es war die absolute Panik. Das war zu viel für mich. Die letzten zwei Wochen waren die schlimmsten und genau da rief mein womöglich leiblicher Vater an. Ich setzte mich schwer auf den Boden und starrte ins Nichts. Ich hatte den ganzen Schmerz verdient. Angefangen damit, dass ich mich auf Sam eingelassen hatte, mit ihm zusammen gekommen bin, ihn vor ein Ultimatum gestellt habe, ihn im Freibad eifersüchtig machen wollte, ich Jake geküsst hatte, ich mich auf Jake eingelassen hatte, mich in ihn verliebt habe, mich an einem doofen Brief zerstört habe, unsere Beziehung zerstört habe, ich Muffin allein gelassen hatte und ich letztendlich beide verloren habe. Ich fing bitterlich an zu weinen. Und ich hatte meinen Vater aufgelegt. Ich war ein schlechter Mensch.

DEFY(abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt