10.

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10.- Louis||Benommen vernahm ich verzerrte Stimmen wahr. Meine Sicht scheint vollkommen trübe, so, als wenn ich erneut stundenlang geweint hätte.

"Verdammt, Harry, was machst du nur? Du bist doch sonst nichts so aggressiv", ertönte eine Stimme, welche genau neben mir zu sein scheint. Erst jetzt bemerke ich, dass ich auf dem Bauch liege.

"Ich bin nicht aggressiv", gab die andere Stimme, also Harry, von sich. Hörte ich da etwa ein Augenrollen mit heraus?

"Nicht aggressiv? Sieh ihn dir verdammt noch mal an! So etwas nennst du 'nicht aggressiv'?", spottete die erste Person, die Tonlage wurde am Ende immer lauter und lauter. "So schlimm ist das nun auch wieder nicht. Er hat es verdient. Seine Taten waren unerhört. Außerdem sind die noch von letztens."

"Und selbst da hat er fast das Bewusstsein verloren. Er ist siebzehn, verdammt!"

"Was macht das jetzt für einen Unterschied? Er muss ja nun nicht unbedingt fünfundzwanzig sein", antwortete Harry protzig. "Siebzehn. Harry, siebzehn! Das ist ein gewaltiger Unterschied von acht Jahren! Er ist noch nicht mal achtzehn. Er ist minderjährig, Harry!"

"Zum Fick mit diesen Zahlen!", schrie mein Peiniger erneut. Darauf flog etwas zu Boden, etwas anderes wurde umgeschmissen. Ich zuckte zusammen, hoffte innig, dass dies keiner gesehen hat.

"Sag mal Harry, nimmst du überhaupt noch deine Tabletten?", fragte die weitere Person skeptisch. Ich ahne, dass es sich um diesen Troll handelt. Niall ist zu sehr Ire dafür.

"Ich hasse diese Tabletten. Ich will sie nicht nehmen. Mache ich auch nicht mehr", jammerte Harry wie ein kleines Kind, welches keinen Lolly zum Nachtisch bekommt. "Harry du musst diese Tabletten aber nehmen."

"Nein, Zayn! Jetzt ist schluss. Diese dummen Dinger machen mich kaputt", spuckte Harry bitter, "Außerdem schmecken die scheußlich."

Oops. Doch kein Troll.

"Es ist doch vollkommen irrelevant ob sie nun schmecken oder nicht. Das sind Tabletten, die dich ruhiger stellen und nicht welche, die dir schmausen sollen."

"Wann wird er wieder bei Bewusstsein sein?", wechselte Harry unverhofft das Thema und lenkte die komplette Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Ich weiß es nicht. Dennoch schläft er bis jetzt ziemlich lange. Kein Wunder. Er muss ziemlich erschöpft gewesen sein", antwortete der Arzt nachdenklich. Zu gern würde ich sehen, was vor sich geht, doch da ich meine Augen zwanghaft versuche nicht zu öffnen, muss ich mich wohl oder übel auf meine Ohren verlassen.

"Was hat er zu dem Angebot gesagt?", fragte Zayn. "Er sagte, er brauche Bedenkzeit", sprach mein Peiniger. Ich konnte mir schon förmlich ausmalen, wie er sich jetzt gerade im Moment über seine rosigen Lippen leckt und sie anschließend aufeinander presst. "Nur leider ist diese jetzt um."

"Was hast du vor?" Ich vernahm, dass sich jemand bewegte und etwas öffnete. Offensichtlich ein Fenster, da kühle, angenehme Luft den Raum umhüllte.

"Da er meine Wertsachen beschädigt hat, dazu kommt noch, dass er mir eine unerfreuliche Stimmung bereitet, denke ich, dass er die Unterlagen, so bald er aufwacht, unterschreiben wird. Ohne Wenn und Aber. Falls er sich weigert, wird sich Liam um die ganze Sache kümmern und ihm vielleicht auf den richtigen Weg des Denkens bringen."

Genau ab diesem Zeitpunkt schlug mein Herz mir bis zum Hals. Harry drohte mir nicht nur, sondern stellte auch somit klar, dass ich bereits ihm gehöre. Um zu bezeugen, dass er die Berechtigung dazu hat, mich sein Eigentum zu nennen, nimmt er die Unterlagen als Beweismaterial. Falls alles auffliegen sollte, hätte er somit die komplette Möglichkeit sich aus jedem Anklagepunkt, welcher mich betrifft, zu entziehen. Clever, aber dennoch unüberlegt. Was ist, wenn ich die Papiere verbrenne, zerreiße oder verstecke? Hat er daran gedacht?

"Du zwingst ihn also hier zu bleiben?", ertönte wieder einmal Zayn's Stimme. "Ich argumentierte. Außerdem hast du dann eine neue Testperson. Warum also betrachtest du die ganze Sache so skeptisch?", fragte Harry verwirrt. Ein eingepegelter Rhythmus war zu hören, fast so, als würde jemand abwartend mit den Fingern auf einem Tisch trommeln. Ein tiefes Seufzen erklang und ich musste nicht einmal überlegen, um zu wissen, dass es von Zayn kam. "Die meisten der Experimente sind noch nicht ausgereift. Ebenso ist er viel zu jung für so etwas Harry. Versteh doch, dass dieser Junge noch sein ganzes Leben vor sich hat. Soll er denn die ganze Zeit über hier bei dir sein?"

"Es werden sich schon neue Spielkameraden für ihn finden. Falls er den Anweisungen folgt, zumindest."

"Was denn für Anweisungen, Harry? Das er so bald wie möglich seine Unschuld verlieren wird, sobald er wieder auf den Posten ist? Oder das er bald wieder hier landen wird? Was kommt noch, Harry? Willst du ihm ein Kind einpflanzen und dieses dann genauso terrorisieren, wie du Louis terrorisierst?", gab der Arzt bitter zurück, spuckte diese vielen Wörter aus, als seien sie pures Gift oder ätzende Säure.

"Wie wagst du es mir so etwas unterzustellen? Ich dachte, du wärest mein Freund, der mir beisteht und mir guten Rat gibt?", sprach Harry spöttisch. "Ich bin dein Freund, Harry, dass weißt du genauso gut wie ich. Nur leider frage auch ich mich manchmal, was eigentlich in deinem Dickschädel vor sich geht", antwortete der Schwarzhaarige, wurde zum Ende hin lauter. "Dieser junge leidet wegen deinem egoistischen Verstand!", brüllte Zayn noch dazu.

"Ich erziehe ihn, Zayn!", verteidigte sich Harry, "Dieses Mal muss alles perfekt sein. Nur dieses eine Mal!", schrie er schon fast verzweifelt. "Wie soll denn bitteschön alles perfekt sein, wenn er nicht die selben Gefühle für dich hegt, Harry?", entgegnete der Arzt.

"Du machst es perfekt, Zayn. Dieses Mal geht nichts schief", murmelte der Lockenkopf hoffnungsvoll, dennoch wollend und zielstrebend.

Was meint er damit? Was soll perfekt sein? Und warum spiele ich darin so eine große Rolle?

"Du weißt, was mit Objekt 0 passiert ist, oder? Bei ihr sollte auch alles perfekt sein, Harry."

"Sie ist nicht gestorben, so wie die anderen", verteidigte er sich erneut. "Dafür versauert sie jetzt allein", wandte Zayn ein. "Sie ist verrückt, sie verdient nichts anderes", gab Harry zurück. "Du hast sie verrückt gemacht, mein Freund."

"Wie auch immer", murmelte mein Peiniger. "Du schaffst das, Zayn. Da bin ich mir sicher", fügte er hinzu. Kurz danach war wieder das Klacken der Sohlen von seinen Schuhen zu hören, welche auf dem Parkett das Geräusch zurück hallen lassen ließen, ebenso erklang der Ton einer Tür, welche sich öffnete und wieder schloss.

Ein tiefes Ausatmen prägte den Raum, welches von dem Arzt kam. Danach folgte eine Schublade, welche aufgezogen wurde, und danach das Quietschen eines Stuhles.

Das Einzige, was man noch vernehmen konnte, war das erneute Seufzen von Zayn, den Geruch von brennender Zigarette und das Kribbeln von Sonnenstrahlen auf meiner Haut.





So viel Dialoggedöns.
Überbrückungskapitel.
I'm sorry.
-♡

Objekt 13 || ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt