16.

7.3K 430 86
                                    

16.-Louis||Abwartend sah mich das Mädchen an, während ich unauffällig schluckte. Wenn ich ihr jetzt erzähle, dass ich der bin, über den sie redet, ist es aus. Ich weiß nicht, wie sie reagieren, geschweige denn sich verhalten würde.

Komm Louis, denk dir einen Namen aus, bevor sie irgendetwas merkt..

"Äh, Lewis."

Oh Gott, ich bin am Ende.

"Lewis?", fragte sie stirnrunzelnd, dennoch lächelnd. Ich nickte und schielte vorsichtig zu ihr. "Okay Lewis, ich bin Gemma", sagte sie und streckte mir freudig die Hand entgegen. Etwas verwirrt tat ich es ebenso wie sie.

"Setzt du dich neben mich?" Mit schüchternden Schritten ging ich noch weiter auf sie zu, setzte mich neben ihr und winkelte meine Beine an. "Kennst du Louis, Lewis?" Und wie gut ich ihn kenne.

"Ich hab ihn eins-zwei Male gesehen", gab ich zurück und spielte mit einem Knopf, welcher an dem Hemd befestigt war, das ich trug. "Beschreib ihn mir. Wie sieht er aus?"

"Uhm..Er hat braunes Haar und sehr schöne, leuchtende blaue Augen", sagte ich ohne zu sehr von mir selbst zu schwärmen. Schon immer liebte ich meine Augen und das werde ich auch immer tun. Meine Großmutter hatte sie früher immer mit Großvater seine verglichen, da seine ebenso blau waren. Als sie blind wurde, dies in einem hohen Alter, sagte sie mehrmals am Tage, wie gerne sie doch wieder in meine Augen blicken wolle, nur um sich noch einmal an meinen Opa zu erinnern. Ich fand es immer traurig, dennoch wusste ich nie, wie ich ihr helfen solle. Eines Tages verstarb auch sie. Noch heute vermisse ich es, wie sie über meine Augen geschwärmt hat. Ich hab es geliebt und dies tue ich noch heute.

"So wie deine?", holte mich Gemma's Stimme wieder zurück zu ihr und ihrem einsamen Raum. Nickend summte ich. "So wie meine." Ein kleines, unscheinbares Grinsen huschte ihr übers Gesicht. "Erzähl mir mehr über ihn", forderte sie und legte ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie.

"Nun ja, er liest sehr gerne und mag Harry nicht, da er ihm wehtut. Soweit ich weiß, wollte er studieren gehen."

"Oh, wie toll! Ich wollte auch mal studieren gehen, bis Harry mich für sein Projekt benötigt hat, dann hab ich's gelassen", erzählte sie, wurde am Ende leiser. "Warum tut Harry Louis weh? Mir hat er nie weh getan, außer einmal. Da hat er gesagt, ich sei verrückt. Glaubst du das? Nur weil ich Medikamente zu mir nehmen muss, heißt es noch lange nicht, dass ich verrückt bin."

Ich schüttelte meinen Kopf, legte die Stirn in Kraus. "Weil du Medikamente nimmst, meint er zu glauben, dich als verrückt abstempeln zu können?"

"Jap. Jap", sagte sie und nickte heftig mit dem Kopf. "Oh! Und einmal da bin ich hier hinten den Essenaufzug hoch, weil ich keine Spritze haben wollte. Da war Hazza auch böse. Ganz, ganz böse."

"Essenaufzug? Du meinst den Speiseaufzug. So etwas gibt es hier unten?", fragte ich, worauf sie wieder so heftig nickte, dass ihre langen Haare mitflogen. "Jaaaa! Da wo Damien ist. Dort ganz in der Nähe."

"Damien?"

"Damien ist Rick. Der mit dem Lachen vorhin. Rick Damien Dawson. Kennst du ihn?" Unwissend schüttelte ich meinen Kopf. "Er ist in Tür fünf. Du hast ihn wirklich noch nie gesehen?" Wieder ein Kopfschütteln meinerseits. "Schade. Er erzählt super Geschichten und singen kann er auch."

"Also unterhält er dich hier unten?", fragte ich. "Ja. Hazza kommt nicht mehr so oft runter. Ich denke, er hat mich nicht mehr lieb", meinte sie. Irgendwie klang sie gekränkt. Wieso ist sie traurig darüber, dass Harry sie nicht mehr lieb hat? Er ist ein Monster. Er hat niemanden lieb.

Im allgemeinen kommt mir Gemma schon ein wenig spanisch rüber. Wie sie sich verhält, so hibbelig. Wie sie redet, so kindlich. Als ob sie wirklich ein klein wenig verrückt wäre.

Objekt 13 || ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt