17.

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17. -Louis||Wie angewurzelt stand ich da, konnte nicht sprechen, nicht klar denken, nicht atmen. Alles viel mir im Moment schwer, selbst das Stehen. Ich wollte wegrennen, ganz weit weg, doch ich konnte nicht. Mein Gehirn ist wie Matsch, sendet keine Befehle, die mein Körper hätte ausführen können.

"Durchsucht ihn", hallte Harry's Stimme in meinen Ohren. Die beiden Typen durchsuchten mich, nahmen den Schlüsselbund, ja sogar die Waffe an sich. Wieso habe ich nicht geschossen? Ich hätte sie alle umbringen können. Obwohl wohl jeder weiß, dass ich dies eh nicht geschafft hätte. Ich habe keinen Mut, keinen Mumm in den Knochen. Ich habe gar nichts.

"Wie ich sehe, hast du mit deinem Chip ganze Arbeit geleistet, mit meiner Schwester ebenso. Das war sehr unartig, Kitten. Du weißt, was jetzt passiert, oder?"

"Töte mich doch einfach", presste ich kläglich und unter Tränen heraus. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. "Ich soll was? Dich töten? Jungs, habt ihr das gehört?", meinte er spöttisch. Die beiden nickten. Danach fing Harry an zu lachen, sie taten es ihm gleich. "Ich werde doch nicht mein Kitten töten. Ich brauch mein Kitten noch. Als meine kleine, chemische Romanze."

"Lieber sterbe ich, als das ich irgendwas in Richtung Romanze mit dir zu tun habe."

Ich weiß nicht, woher ich in diesem Moment meinen Mut nahm. Ich wusste nur, dass sich alles in mir anstaut, sich sammelt und sich vorbereitet. Harry wird mich wieder und wieder quälen. Er wird jetzt besser aufpassen, wie ein Wachhund. Keiner lässt jemanden zwei Mal ausbüchsen. Selbst Harry nicht.

"Wenn du meinst, Kitten", meinte er grinsend, "Nehmt ihn mit, Jungs." Prompt packten mich die beiden Schwergewichte an jeweils einem Arm und zerrten mich in die Richtung, in welche Harry ging. Irgendwie bildete ich mir beim Gehen ein, Rauch zu riechen. Bestimmt spielen mir meine Sinne einen Streich, allerdings ist dieser viel zu nah, um ein Hirngespinst zu sein.

Meine Oberarme schmerzten, da sie quasi von seinen Jungs zerquetscht werden. Ebenso wurde ich eher über den Boden geschliffen, anstatt selber drüber zu laufen. Ich war einfach zu klein, um ihn zu berühren. Meine Fußspitzen striffen ihn höchstens ein paar Mal.

"Wir werden jetzt da anfangen, wo wir aufgehört haben, Kitten. Beim Saubermachen", redete Harry weiter. Missbillig bohrte ich meinen wütenden Blick in sein Rücken, was er nicht zu bemerken schien. "Danach wird Zayn sich um dich kümmern, wegen dem Test, versteht sich", Harry verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, "und wegen dem Vorfall von vorhin reden wir noch einmal."

Vorhin. Vorhin war noch er es, der hilflos war, nun bin leider ich es. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, mehr denken sollen. Bestimmt hätte ich es geschafft, wäre ich nur überlegter durch die Gänge gelaufen.

Allerdings glaube ich schon mittlerweile, dass Harry wusste, wo ich hin wollte. Das wusste er ab dem Zeitpunkt, an dem er mit Gemma gesprochen hatte. Er musste nur noch hochlaufen. Außerdem waren da bestimmt noch Kameras, die ich übersehen hatte. Aber ich kann nun mal nicht an alles denken, schon gar nicht in großer Hektik.

Harry wird mich wieder fertigmachen.

Er wird mich wieder schlagen, demütigen, verstümmeln. Natürlich wird er das wieder machen. Schließlich muss er mich erziehen. Mich zu seiner Puppe, seiner Marionette, machen.

Wenn er in das, was er mit mir macht, seine Liebe hineinsteckt, will ich nicht wissen, wie er handeln wird, wenn er etwas aus Hass macht. Das wird die reinste Folter. Mein reinster Tod. Der Untergang meiner kompletten Existenz.

Die schweren Schritte der drei Männer hallten in Harry's Gemäuern. Es schien, als wäre alles leer. Keine Menschenseele wäre hier, niemand außer uns.

Objekt 13 || ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt