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3. -Louis||"Siehst du, hat doch gar nicht weh getan", sprach der Arzt, Zayn, vor mir, als er nach gefühlten Stunden fertig mit dem Einpflanzen und Nähen war. Zu meinen Glück hielt das Betäubungsmittel, wobei ich vorher schon extremes Bangen hatte, dass es dies nicht tun würde.

Vollkommen in seinem Element huschte der Schwarzhaarige durch den Raum und verband mir in binnen Sekunden die Wunde. Skeptisch beobachtete ich ihn dabei, wie er mir die Tür aufhielt, aus der ich trottend heraustrat.

Erneut lief ich einen der dunklen Gänge entlang und hatte dabei keinen blassen Schimmer, wohin ich eigentlich lief. Wie in einem Labyrinth. Einmal kreuz und quer hindurch, und dennoch findet man keinen Ausgang, weil man die eigentliche Chance zum Leben versäumt hatte.

Hatte ich überhaupt noch eine Chance, oder würde ich hier bei Harry und den anderen Psychos versauern? Würde meine Mum an mich denken und um mich trauern, wenn ich nicht mehr da wäre, oder würde sie meinen Tod nie bemerken, da sie zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt ist, so wie eigentlich immer? Ich tendiere zum Zweiten, da sie eine wasch echte Rabenmutter ist, wie sie im Buche steht. Eine Rabenmutter, die ihrem Sohn nie lieben und lachen gelernt hat. Nur Trauer und Wut, Schmerz und Hass.

Stetig bildete ich mir ein, dass diese Gänge ihre Größe änderten. Von breit zu schmal, von lang zu kurz. Dennoch alle stockdunkel.

Ich fühlte mich beobachtet, suchte mit meinen Augen jeden einzelnen Winkel ab, soweit ich diese erkennen konnte, dennoch fand ich abermals nichts. Es ist, als würden mir Augenpaare innig überall hinfolgen. Es ist, als wäre ich vor nichts und niemanden sicher, als wäre ich der Gejagte und sie die Jäger.

Das Klacken von Absätzen hallte durch die Gänge und verursachten ein magisches, ekliges Dröhnen in meinen Ohren. Augenblicklich legte ich einen Zahn zu und verschnellerte somit meine Schritte, aus kleinen Bewegungen wurden hastige, fast wie ein Wettkampf ums Rennen oder nicht Rennen. Sollte ich anfangen zu laufen und somit hoffen, dass ich meinen Verfolger abhänge und sogleich noch weiterhin nach einen Ausgang suchen kann? Sollte ich mich verstecken und gierig darauf warten, dass ich nicht gefunden werde, bis sie mich vergessen?

Schlussendlich entschied ich mich für Variante eins. Mit sehr hoher Geschwindigkeit -ich glaubte sogar zu wissen, dass ich noch nie so schnell gelaufen bin-, schwebte ich nur so über den Parkett bedeckten Boden. Meine Füße entschieden den Weg, da sich mein Gehirn voll und ganz auf das Klacken der Absätze konzentrierte. Sie kamen näher, ließen einen Fluchtversuch nicht im geringsten zu. Und ich konnte schwören, zu wissen, von wem diese Geräusche kamen. Umdrehen tat ich mich nicht, viel zu groß war die Angst, dass sich meine Vermutungen bestätigten könnten.

Ich bog schnurstracks nach links ab und musste leider feststellen, dass ich an einer Sackgasse angelangt war. Panisch sah ich mich um, bevor ich mich mit meinem Rücken gegen die kalten Wände der Steinmauer drückte. Das Geräusch meines Verfolgers normalisierte sich augenblicklich zu einem Gehen. Ein tiefes, langes Schnaufen war zu hören, wobei ich mir sicher war, dass er gleich bei mir angelangt war und somit wusste, dass ich ihm ausgeliefert war.

Mein Verfolger schnalzte drei mal mit seiner Zunge, bevor er sprach. "Wieso läufst du weg? Du weißt, es ist dir strengstens untersagt auch nur einen Fuß in die falsche Richtung zu setzen. Du brichst die Regeln, Kitten. Du weißt, dass ich dich jetzt bestrafen muss, oder?" Mein Verfolger sah mich durchdringlich mit seinen grünen Augen an, die man selbst durch diese Dunkelheit erkennen konnte. "Ich bin nicht im geringsten weggelaufen", log ich und erwiderte seinen eiskalten Blick, "dein ach so toller Zayn hat mich nur vor die Tür geworfen, soweit er fertig mit diesem dämlichen Chip war."

Lange Finger bohrten sich in meinen Kiefer. Mit einer ernormen Kraft stieß Harry mich an die kalte Wand, worauf ich ein schmerzhaftes Zwischen von mir gab. Mit einem schmerzverzogenem Gesicht war ich gezwungen ihn anzusehen. "Zügel deine Zunge und erwarte nicht, dass ich Gnade bei dir walten lasse, du bist kein Stückchen besser als die anderen", spuckte er nur so voller Abneigung und Hass. "Ich will doch gar nicht so wie die anderen sein!", schrie ich mitten in sein Gesicht, worauf er mich auf den Boden schmetterte. Von oben sah Harry auf mich herab. "Schreien bringt dir überhaupt gar nichts. Sie dich doch an. So klein und zerbrechlich, wimmernd vor Angst, auf einen Boden liegend, dazu noch vor meinen Füßen. Ich könnte dir hier und jetzt deine scheiß Unschuld stehlen und du würdest dich dennoch nicht einmal in tausend Jahren gegen mich aufbäumen können. Du bist und bleibst ein Nichts, welches du schon immer warst und immer sein wirst." Heiße Tränen kullerten über meine Wangen, während sich Harry langsam vor mir hinhockte. "Nur schade, dass ich dich für mein Projekt brauche."

Objekt 13 || ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt