20.

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20. -Louis||Ich musste nicht im Spiegel nachsehen gehen, um zu wissen, dass mir jegliche Farbe aus dem Gesicht entwichen war. Ich stand unter Schock und Erleichterung, weinte schon wieder. Froh war ich über die Tatsache, dass sie noch lebte, Schock erlitt ich dennoch aus dem Punkt, der mir sagte, dass Alec recht hatte und sie hier war.

Mittlerweile bin ich schon auf sie zugerannt, schlug ihr mehrere Male auf die Wange, redete auf sie ein, dass sie doch aufstehen sollte. Sie atmete schwer, viel zu flach, so, als ob sie jeden Moment abdriften könne.

"M-Mum so w-wach doch auf!", wisperte ich kläglich und weinerlich. Langsam begann ich durch ihr Haar zu streichen und ließ mir durch den Kopf gehen, was für ein Wrack ich doch in den letzten Tagen geworden war. Oder sind es schon Wochen? Ich weiß es nicht.

Ich machte mich an ihren Fesseln zu schaffen, scheiterte jedoch. Sie waren viel zu dick, um sie mit bloßer Hand lösen zu können.

Mein Kopf schnellte nach rechts und links, um sehen zu können, was sich überhaupt in diesem Raum befand. Alec sagte, dass dies Harry's Lieblingsraum sei, also gehe ich davon aus, dass es etwas mit Folter zu tun hatte. Allerdings sah ich keine Geräte oder Schränke, was darauf hinweisen könnte, dass es stimmen mag. Allgemein ist dieser Raum ein weites, dunkles Nichts, mit höchstens ein paar Säulen, welche bis in die Decke ragten.

"Mum, kannst du mich hören?", stieß ich zittrig aus und sah sie noch einmal an. Da hier mindestens nur drei Wandlampen sind, erkannte man sie nur schwach, dennoch war ihr Anblick genug um zu wissen, dass etwas mit ihr angestellt wurde. Jedoch hatte sie keine äußeren Verletzungen, die darauf hinweisen könnten, dass sie wirklich gefoltert wurde.

Es macht müde und krank sie hier zu sehen. Mein Schicksal sollte nicht auch noch sie befallen. Sie verdient es nicht, auch wenn sie eine Rabenmutter ist.

Wieso hat man sie hier her gebracht? Bin ich Harry nicht genug? Muss er sie denn auch noch foltern, quälen und demütigen? - das waren die Fragen, die ich mir stellte, als ich aufstand und zu einer der Wandlampen lief. Ich hatte nicht das Bedürfnis meine Mutter allein zu lassen, schon gar nicht in diesem Zustand, allerdings wollte ich mich hier umsehen und nachsehen, ob mir hier vielleicht etwas helfen mag.

Ich stellte fest, dass der Boden aus Parkett bestand, so wie immer. Harry ist reich, ich wüsste also keine Kausalität, wieso er sich immer wieder nur einen Parkettboden ausliefern ließ. Er ist rutschig und außerdem war er nass, so wie ich vorhin bei meiner Mutter bemerkt hatte.

Ich wusste nicht wieso, allerdings spürte ich so etwas, was man mit Adrenalin vergleichen konnte. Jedoch gemischt mit Angst, Neugierde und Schweiß.

Es war, als sammelten meine Augen das schwache Licht der Lampe, als ich sie gestresst beobachtete. Nicht all zu lang dauerte mein Starren, da ich mich schon in dem kleinen Umfeld umsah, welcher beleuchtet war. Von hier aus konnte ich die Tür sehen, in welche ich vorher hier reingelaufen bin. Ebenso erkannte ich Regale, welche mit irgendetwas befüllt waren, leider sah ich dann doch nicht so viel, um das erkennen zu können.

Ein Gemisch aus Kälte, Blumen und ich glaube Aftershave stieg mir in die Nase. Doch woher das Aftershave? Ist hier noch jemand außer mir und meiner Mum?

Wie ich vorhin schon erwähnte, stach auch sie zu einem Teil aus einem der Lichtbündel hervor. Erst jetzt erkannte ich kleine Schemen, welche sich um sie bildeten. Nach kurzem überlegen stempelte ich diese als Schatten ab und trat einen Schritt weiter in die Dunkelheit.

Aus einem Schritt wurden zwei und daraus folgten mehrere. Das Aftershave verließ mich, dafür traten die Blumen viel stärker in meine Nase. Noch immer hatte ich Angst und noch immer lief mir der Schweiß von der Stirn. Weinen tat ich schon lang nicht mehr.

Objekt 13 || ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt