Eigentlich wollte ich es einfach nicht glauben. Jodie hatte mich betrogen. Sie hatte Sex mit einem anderen Mann und ihre Verletzungen ließen vermuten, dass es auch noch ziemlich heißer Sex war. Hatte sie mir das denn wirklich angetan? Mein Verstand spielte mir einen Streich, indem er mir immer und immer wieder sagte, dass Jodie so etwas niemals tun würde. Doch warum sollte sie es sonst behaupten? Sie würde mich nicht mit Absicht verletzen. Noch vor einer Woche hat sie mir geschworen, dass sie mich über alles liebt und dass es für sie niemals einen anderen Mann geben würde. War das denn wirklich alles nur so daher gesagt?
Liebte sie mich noch? Wen interessiert's, die Schlampe hat dich betrogen. Sofort besserte ich meine innere Stimme aus. Jodie war keine Schlampe. Sie würde zwar nie wieder meine Freundin sein. Ich würde ihr niemals vergeben können, aber trotzdem war sie eine Frau, die es nicht verdient hatte so bezeichnet zu werden.
Auf dem Flug zurück nach England, malte ich mir aus wie ihre Liaison wohl abgelaufen war. Es konnte nur am letzten Tag ihres New York Aufenthaltes gewesen sein. Denn bis auf diesen einen Abend, war ich ihr ständig gefolgt. Sie hatte diesen Typen nicht schon früher kennengelernt. Nicht einmal die Tanzstunden mit Scott, hatte sie noch wahrgenommen, nachdem was er beim Dinner über unser Sex Video gesagt hatte. Es musste also eine zufällige Bekanntschaft sein. Verbittert lachte ich auf. Ich wurde durch einen One Night Stand ersetzt. Irgendwas an der Geschichte kam mir aber immer noch seltsam vor.
Eigentlich konnte ich mir das Ganze nur so erklären, dass sie viel zu viel getrunken hatte, denn sonst hätte sie niemals, einen Fremden Typen, auf ihr Zimmer geschleppt. Auch wenn sie noch so sehr versuchte mich zu vergessen. Aber wie war es dann weitergegangen? Woher kam das ganze Blut? Die Sache mit der Menstruationsblutung war jetzt vollkommen unglaubwürdig. Denn ich wusste, dass Jodie nicht einmal, wenn sie sich fast bewusstlos getrunken hätte, zulassen würde, dass sie jemand vögelte während sie ihre Tage hatte. Ausgeschlossen. So war es nicht. Hatte ihr dieser Wichser vielleicht wehgetan? Warum versuchst du sie zu beschützen? Sie hat dich betrogen!
Als ich endlich wieder in England angekommen war, fuhr ich zu meinen Eltern. Ich hatte keinen Bock darauf, alleine in meinem riesigen Haus zu sitzen und mir Gedanken über die Frau zu machen, die mir mein Herz gebrochen hatte. Schon als ich die Tür öffnete kam mir meine Mum entgegen.
„Gut, dass du da bist, Robbie. Deinen Vater geht es nicht gut. Die Ärzte geben ihm nur noch wenige Monate. Der Krebs hat weiter gestreut. Würdest du denn bitte hier bleiben. Du kannst dein altes Zimmer wieder haben." Diese Begrüßung brachte das Fass zum überlaufen. Ich setzte mich auf den Boden, stützte meinen Kopf in die Hände und begann laut zu schluchzen.
Gefühlskalt wie eh und je, stand meine Mum einen Meter von mir entfernt und sah mich bemitleidend an. „Wo ist denn Jodie? Hat sie dich nicht begleitet? Wie geht es ihr?" Fragen die ich nicht beantworten wollte. Doch ich wusste, dass mir nichts anderes übrig bleiben würde.
„Sie hat Schluss gemacht, wir sind nicht mehr zusammen.", erklärte ich schnell und wunderte mich anschließend darüber, dass ich es wirklich so sah. Obwohl ich mich von ihr betrogen fühlte, hatte sie unsere Beziehung endgültig beendet, nicht ich.
„Schatz du musst um sie kämpfen, ihr zwei gehört einfach zueinander.", hörte ich meine Mum sagen.
„Mum, lass gut sein. Es ist vorbei.", damit stand ich auf und ging in das Schlafzimmer meines Vaters.
Mein Dad grinste mich an als ich eintrat, verzog sein Gesicht aber sofort zu einer sorgenvollen Miene, als er erkannte wie schlecht es mir ging.
„Was ist denn mit dir passiert mein Sohn?", fragte er mich und seine dunkelbraunen Augen ließen mich dabei nicht eine Sekunde unbeobachtet.
Alles was ich meiner Mutter nicht erzählen wollte, wollte ich meinem Dad umso mehr anvertrauen. Auch deswegen, weil ich wusste, dass er meine Ausführungen mit ins Grab nehmen würde, das anscheinend nicht mehr so weit entfernt war, wie es sein sollte. Ich wusste, dass mein Vater einsam war, in seinem kleinen Zimmer, deshalb versuchte ich mir so viel Zeit wie nur möglich zu nehmen, um die Beziehung zwischen mir und Jodie so ausführlich zu schildern wie ich konnte.
Ganz zum Schluss erzählte ich ihm wie Beth das Sex Video veröffentlicht hatte und, dass Jodie mich anschließend verlassen hatte, um nicht auch nur das letzte bisschen Würde zu verlieren was ihr geblieben war. Ich erklärte meinen Dad, dass mir klar war, warum sie mich verlassen hatte und ich bis zu diesem Punkt auch damit leben konnte. Doch dann erzählte ich ihm von ihrem Betrug und hoffte, dass er eine Erklärung für mich bereit hatte, warum Jodie das gemacht hatte.
„Weißt du Dad, ich verstehe das einfach nicht. Warum hat sie das nur getan?", ich flehte um eine Antwort. Doch anstatt mir eine zu geben, sagte er: „Mein Sohn, Menschen machen manchmal schreckliche Dinge. Bewusst oder unbewusst. Um zu verletzen oder um sich selbst Schmerz zuzufügen. Und manchmal brauchen diese Menschen einfach nur eine zweite Chance. Du liebst sie doch und ich bin mir ganz sicher, dass sie dich auch liebt. Aus welchen irrationalen Grund auch immer, sie das gemacht hat, du musst ihr vergeben. Das Leben ist zu kurz um nachtragend zu sein. Irgendwann liegst du, so wie ich, auf deinen Sterbebett und dann wünscht du dir, du hättest darum gekämpft, was dir wichtig ist."
„Das kann ich nicht. Ich kann ihr das einfach nicht vergeben. Es schmerzt zu sehr."
DU LIEST GERADE
True Pain (Band 2)
RomanceHIER GIBT ES EINIGE WICHTIGE HINWEISE ZU DIESEM BUCH: - enthält sexuelle Szenen - enthält Gewaltszenen - enthält frauenverachtende Szenen - ist nicht geeignet für Frauen, die zum Opfer sexueller Gewalt wurden. Jodie hatte sich endlich ein neues Leb...