Knappe vier Stunden später, stand ich am Gepäckband des London Heathrow Airports. Mittlerweile war ich nicht mehr ganz so positiv gestimmt. Einige Zweifel überkamen mich und kurz dachte ich darüber nach, sofort wieder zurück nach Hause zu fliegen. Es sind gleich mehrere Dinge auf dieser Reise schiefgelaufen. Aufgrund des spontanen Aufbruches, hatte ich ganz vergessen mir Geld wechseln zu lassen, im Flugzeug neben mir saß ein ziemlich beleibter Mann der streng roch und während ich auf meinen Koffer wartete, wurde mir klar, dass ich mit Josh gar keinen Treffpunkt ausgemacht hatte. Notfalls müsste ich wohl Paul anrufen und ihn bitten, mir seine Nummer zu schicken. Doch das war gar nicht nötig. Kaum war ich durch den abgesperrten Bereich, hinter der Gepäckabholung gelaufen, hörte ich Josh auch schon meinen Namen rufen. Ich lächelte und lief auf ihn zu. Zur Begrüßung umarmte er mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Es ist schon so lange her, dass wir uns gesehen haben. Ich habe dich vermisst, Kleine." Immer noch hatte er mich im Arm und ich versuchte, meinen Bauch so weit wie möglich von ihm wegzurücken. Da ich nicht wirklich wusste, was ich antworten sollte, fragte ich: „Wie geht es eurem Dad?"
„Er wird diese Woche wahrscheinlich nicht mehr überleben. Doch er hat sich längst mit dem Tod arrangiert. Wirst du denn so lange hierbleiben? Ich denke wirklich, dass Rob dich dann braucht." Das waren schreckliche Nachrichten, doch es tat gut, schon wieder gesagt zu bekommen, dass mich Robin brauchte. Schnell nickte ich. Wir waren bei Joshs Auto angekommen und fuhren los. „Wie lange, hattest du denn ursprünglich vor, hier zu bleiben?", fragte Josh.
„Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Robin hat nur ein One Way Ticket geschickt. Ich dachte, ich fliege dann nach Hause, wenn er mich nicht mehr braucht.", antwortete ich.
Josh blickte mich irritiert an.
„Jodie, bevor Rob irgendetwas Falsches tut, muss ich dich noch warnen. Er ist immer noch sehr verletzt. Sollte er nicht so reagieren, wie du es dir wünscht, sei bitte nicht enttäuscht. Ich glaube er braucht noch ein bisschen, bis er dir deinen Ausrutscher verzeihen kann.", Josh blickte mich warnend an.
„Ich bin nie fremdgegangen.", platzte es aus mir heraus, bevor ich wusste was ich sagte. Dann senkte ich den Blick. Mir war bewusst, warum das passiert war. Josh war, seit ich 12 Jahre alt war, mein Idol. Er war der Grund dafür, warum ich Tänzerin geworden bin. Wegen ihm habe ich oft getanzt bis meine Füße blutig waren, nur um irgendwann so gut zu sein wie er. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er glaubte ich würde fähig sein jemanden zu betrügen.
„Das habe ich mir schon gedacht. Aber Jodie, ich hoffe der Grund, warum du es vor Rob trotzdem behauptest, ist gut, denn was du ihm damit angetan hast, ist menschenunwürdig. Jedoch schätze ich dich nicht so ein, als hättest du dir nicht gut überlegt, was du machst. Ich kann dich nur um eines bitten: Klär das. Sei ehrlich. Lügen machen alles nur noch viel schlimmer. Nichts könnte so schlimm sein, dass Rob es nicht verkraften kann. Nichts, außer die Lüge, dass du fremdgegangen bist." Ich fragte mich, ob Josh das auch noch so sehen würde, wenn er wüsste, dass ich möglicherweise das Kind eines Anderen unter meinem Herzen trug.
Als wir bei Robins Elternhaus angekommen waren, stieg ich aus und blickte mich um. Josh holte meinen Koffer aus den Kofferraum und ich war ziemlich froh, dass er keine Anstalten machte, ihn mir zu übergeben, bevor er ihn zu meinem Zimmer gebracht hatte. Kurz war ich erleichtert, als ich feststellte, dass im Eingangsbereich des Hauses niemand zu sehen war. Ich musste mich zuerst noch darauf vorbereiten Robin wieder zu sehen. Aber dafür blieb mir nicht viel Zeit, denn plötzlich stand er vor mir. Nur 5 Meter entfernt kam er aus einem Zimmer und blieb abrupt stehen. Er starrte mich an und ich brachte kein Wort heraus. Auch ich konnte ihm nur in die Augen sehen. Robin sah schlecht aus. Sein Gesicht wirkte eingefallen und seine Augen waren Blutunterlaufen. Er stand da wie ein Häufchen Elend. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen. Ruckartig löste ich mich aus meiner Starre und rannte auf ihn zu. Es war mir vollkommen egal, wie er darauf reagieren würde, ich würde ihn in den Arm nehmen und in sein Ohr flüstern, dass der Verlust seines Vaters, zwar schrecklich wäre, aber er trotzdem wieder glücklich sein würde. Robin stand immer noch wie angewurzelt da. Zärtlich schlang ich meine Arme um ihn und er erwiderte meine Umarmung. Sanft küsste ich ihn auf die Wange. „Es tut mir so leid.", flüsterte ich in sein Ohr. Schlagartig ließ er seine Arme fallen und drückte mich ein Stück weg. Fast hätte ich eine Panikattacke bekommen, er hatte doch nicht etwa meinen Bauch gespürt oder etwa doch? Das gehässige Funkeln in seinen Augen, ließ mich zusammenzucken. „Was tut dir leid, Jodie? Dass du dich von einem anderen ficken hast lassen oder, dass du dann nicht mal die Eierstöcke hattest es mir zu sagen, sondern einfach davon gelaufen bist? Tut es dir etwa leid, dass du dich genauso benommen hast, wie du nicht wolltest, dass dich die Leute sehen, nach diesem beschissenen Video? Dass du dich genauso benommen hast, wie eine dreckige, kleine Hure?", schrie mich Robin an. Der Raum um mich verschwamm, ich spürte wie meine Beine nachgaben und ich nach hinten kippte. Irgendwer fing mich auf, doch bevor ich feststellen konnte, wer es war, wurde mir schwarz vor Augen.
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True Pain (Band 2)
RomanceHIER GIBT ES EINIGE WICHTIGE HINWEISE ZU DIESEM BUCH: - enthält sexuelle Szenen - enthält Gewaltszenen - enthält frauenverachtende Szenen - ist nicht geeignet für Frauen, die zum Opfer sexueller Gewalt wurden. Jodie hatte sich endlich ein neues Leb...