Teil9 Karah

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Seine Atmung wurde immer flacher. Die Bewegungen langsamer und steifer.

Wütend biss sich Karah auf die Unterlippe. So wie er sich gerade verhielt hatte er neben einer Verletzung auch Gift im Körper. Was auch immer diese Kreatur gewesen ist, es tötete ihn selbst nach seinem eigenen Tod.

Nein, das wollte und konnte sie nicht zulassen. Diesen Dummkopf hier einfach zurück lassen widerstrebte ihr zunehmen, obwohl ihr Verstand Karah anschrie, dass ihr eigenes Überleben dadurch fast auf null sank.

Es wäre hilfreicher gewesen wenigstens zu sehen wohin sie liefen. Aber nein, dieser Wald schien auch den letzten Funken Licht zu verschlucken. Das einzige was sie erkannte waren Schatten in einer Dunkelheit die einem fast in den Wahnsinn trieb. Zu dem herrschte immer noch diese Totenstille.

Keuchend sackte Jarel neben ihr auf die Knie. Er war am Ende seiner Kräfte, aber hier bleiben konnten sie nicht. Nicht ohne eine vernünftige Deckung. Oder ein Feuer dass Wärme und Schutz bot.

Karahs Gedanken fingen an sich zu überschlagen, während der Mistkerl neben ihr sie von sich stieß.

Zwar halbherzig dennoch überdeutlich. Seine kratzende Stimme hatte nicht mal die Kraft ihr laut pochendes Herz zu übertönen.

„Verschwinde."

„Ich werde dich hier nicht einfach zurück lassen." Kaum die Stimme hebend, gelang es ihr einfach nicht das Zittern darin zu bändigen. Jahrelang war Karah auf sich alleine gestellt gewesen. Hatte von der Hand im Mund gelebt und plötzlich konnte sie einfach nicht der Tatsache ins Auge blicken, dass sie ohne ihn schneller und besser dran war. Dieser Wald war eine verfluchte Todesfalle wo jeder sich selbst am nächsten war.

Aber nein, stattdessen tastete sie nach seinem Arm um ihn erneut auf die Beine zu zwingen. „Wir werden einen Unterschlupf finden. Wenn die Sonne aufgeht...."

„Werde ich tot sein." Noch nie hatte Karah erlebt wie jemand so trocken über sein eigenes Schicksal sprach.

„Wirst du nicht. Nicht so lange ich was dagegen unternehmen kann!"

Dieser Jarel schaffte es tatsächlich sie noch mehr wütend zu machen. Einfach aufzugeben gehörte nicht zu ihrer Lebensweise. Und sie würde ganz gewiss auch nicht damit jetzt anfangen.

Wenn dieser Sturschädel sich nicht so dagegen sträuben würde, wären sie längst einem Unterschlupf näher. Karah hoffte in dieser dunklen Formation vor ihnen Schutz zu finden. Lange genug, um es bis zum Morgengrauen zu schaffen.

Wenn nur das Problem mit dem Gift nicht wäre. Ein Tatsache die sich durch das schwerfällige Atmen immer mehr bemerkbar machte.

Dieser verfluchte Wald! Die letzten Reserven aus ihrem Körper holend schleifte sie den schweren Broken von einem Mann weiter. Schweiß perlte auf ihrer Stirn und jeder Atemzug glich einem Nadelstich in die Seite.

Das wäre doch gelacht, wenn sie es nicht schaffen würde ihn wenigstens bis dorthin zu bringen. Wenn sein Tod schon nicht zu verhindern ist, dann sollte er erst recht nicht ein Festmahl für die Bestien dieses Waldes werden.

Tropfen berührten ihre Lippen, die salzig schmeckten. Jetzt heulte sie auch noch. Dabei kannte sie diesen Idioten nicht mal einen halben Tag.

Zwischen ihren zischenden Atemzügen drängte sich ein Geräusch, dass irgendwie nicht in diesen Wald passte. Knirschend, quietschend wie eine rostige Türangel die man langsam öffnete. Nicht fähig einen weiteren Schritt zu gehen, sank Karah erschöpft mit Jarel zu Boden.

Das einzige gute, er lebte. Noch.

Wieder vernahm sie dieses seltsame Geräusch, aber es war unmöglich heraus zu finden von wo es kam. Egal in welche Richtung sie blickte, nichts außer Dunkelheit und Schatten.

Hatte sie am Ende Wahnvorstellung. Man sagte zwar, dass dieser Wald einen verrückte machte. Dennoch ergriff sie ein eisiger Schauer.

Jarel regte sich neben ihr und packte sie am Unterarm.

„Hau ab!" Die Worte waren schwach und dennoch lag eine Warnung in ihnen.

„Nein! Ich werde dich nicht..." Er ließ sie nicht einmal zu Ende reden. Mit einem derben Stoß ließ er sie Rückslings gegen was hartes prallen.

„Dann... versteck dich..."

Andeutungsweise nahm sie wahr, wie er sich erhob. Das Geräusch von einem Schwert das leise kratzend aus der Scheide gezogen wurde, strich wie eine kalte Hand über ihren Rücken.

War er den jetzt völlig von Sinnen! Wollte er sich etwa selbst umbringen?!

„Jarel nicht!"

In dem Moment machte ein warmes flackerndes Licht die blassen Gesichtszüge von ihm sichtbar das von seinen schwarzen mit weißen Spitzen wirren Haaren umrahmt wurde. Dem Tod näher als dem Leben lag etwas auf seinen Gesichtszügen dass einem Furcht einflösste. Aber es war nicht das, was sie erstarren ließ. Es war die Stimme hinter ihr.

„Das ist wahrlich kein guter Ort um die Nacht zu verbringen."

Die vier ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt