Teil11 Kinder der Dunkelheit?

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„Er sieht noch kränker aus als vorher."

Karah hatte keine Ahnung wie lange sie bereits neben dem Klepper her ging. Noch wohin Harim sie führte. Aber das war egal.

Jarel auf dem Sattel festgebunden zu sehen, wie sein Kopf neben Hals des Tieres hing sorgte nicht gerade dafür, dass ihre Stimmung sich hob.

„Es wird dauern bis das gesamte Gift aus seinem Körper ist. Gib ihm Zeit."

„Zeit?!" Karah musste nicht warum sie so wütend auf den alten Mann war. Nein, halt doch. Er hatte sie im Glauben tot zu sein! „Er ist schwer verletzt und vergiftet. Ich weiß nicht mal ob dieses Zeug überhaupt was taugt, dass du ihm eingeflößt hast."

„Wenn du noch lauter brüllst werde ich noch taub." Die ersten Lebenszeichen waren zwar gegrummelt, aber Jarel war wach.

Harim grinste nur und deutete auf eine Stelle direkt vor ihnen.

„Dort kann er sich erholen."

„Das ist jetzt wohl ein Witz?" Karah sah nur einen alten Schuppen der beim kleinsten Windstoß in sich zusammenbrechen würde. Selbst ihr miesestes Versteck war nicht in einen so schlechten Zustand. Zudem befanden sie sich immer noch in diesem Wald der jedes Leben verachtete.

„Manchmal muss man zwei Mal hinsehen. Lass uns erst mal reingehen."

Energisch zerrte Karah am Halfter des Pferdes und brachte es zum Stehen.

„Nein. Er braucht einen Heiler." Immer noch wütend, starrte Karah Harim über Jarels Rücken hinweg an. Seufzend schüttelte dieser den Kopf.

„Ich vergas wie Starrsinnig du sein kannst. Weit mehr als dieser Narr hier." Dabei deutete er auf Jarel, der dazu nur ein abfälliges Brummen von sich gab. „Bis wir im nächsten Dorf sind, ist er längst verblutet. Du solltest es besser wissen." Die letzten Worte kamen mit einer Eisigkeit, die Karah zurückweichen ließ. Eindeutig war Harim nicht der, der neben ihr auf den Burgmauern Wache gehalten hatte.

Zu allem Übel erinnerten seine Worte sie an die Zeit, bevor sie zu einer Mörderin geworden ist.

Die Hände zu Fäusten ballend wich sie seinem Blick nicht aus.

„Wer bist du wirklich?"

Seltsamerweise reagierte er auf die Frage gelassen. Sein Lächeln wurde noch breiter.

„Harim. Der alte Zausel, der dich vor deinen Tod gerettet hat." Unbeirrt trieb Harim das Pferd zum weiter gehen an. „Und jetzt komm. Oder willst du den finsteren Wächtern dieses Waldes als Nahrung dienen?"

Und wieder wurde sie gegen ihren Willen mitgezogen. Das es Selbstmord war, allein in der Dunkelheit diesen Wald zu verlassen, leuchtete selbst ihr ein.

Dennoch gefiel ihr dieser Harim immer weniger. Viel mehr löste er ein ungutes Gefühl bei ihr aus, dass sie sich nicht erklären konnte. Während sie versuchte nicht über irgendeine Wurzel zu stolpern, entging ihr nicht, wie sich das Gesicht von Harim zunehmend verdüsterte, je näher sie der Hütte kamen.

„Was ist los?"

Harim blieb wenige Schritte vor der verfallenen Hütte stehen. Er reagierte nicht mal auf ihre Frage. Was war nur los mit dem alten Zausel? Karah konnte nichts entdecken, was nach einer Falle oder einem Hinterhalt aussah. Wobei es immer noch so verdammt Dunkel war und nur die Fackel von dem alten Mann die einzige Lichtquelle war.

Alles um sie herum wurde in einen schaurigen Schatten gehüllt der irgendwie lebendig wirkte. Wabernd lauerte er auf sein Opfer. Bereit es jederzeit zu verschlingen.

Wütend biss sich Karah auf die Unterlippe bis es schmerzte. Ihre Sinne spielten ihr eindeutig einen Streich. Und es war nicht gerade hilfreich, das Harim weiterhin nur da stand und die Hütte anstarrte.

Gerade als sie ihren Kopf zu Jarel drehte, bewegte sich etwas in ihrem Augenwinkel. Oder hatte sie sich getäuscht. Den Kopf drehend konnte sie nichts erkennen. Aber da war etwas. Dieses Gefühl beobachtet zu werden, jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken.

Ihre Hand wanderte langsam zu dem Heft des Schwertes. Selbst das Gefühl von dem Metall zwischen ihren Fingern, half nicht diese Unruhe in ihr zu vertreiben. Viel mehr verstärkte sie sich.

Harims kratzige Stimme zerriss die Stille regelrecht wie einen Vorhang.

„Komm raus! Oder willst du dich ernsthaft so lange verstecken, bis ich dich an deinen Haaren rausziehe?"

Karah wusste nicht was sie mehr verwirrte. Dieser kraftvolle Befehlston oder dass sich tatsächlich jemand aus der Hütte bewegte.

Angestrengt kniff Karah die Augen zusammen. Diese verfluchte Dunkelheit. Sie konnte nicht erkennen, wer da vor ihnen stand. Das Licht der Fackel schien nicht in der Lage zu sein, auch nur einen Fleck zu erhellen. Stattdessen schien es, dass der rötliche Schein verschluckt wurde.

Das änderte nichts an dem schaurig eisigen Gefühl, das immer stärker ihre Glieder hochkroch und sie erstarren ließ.

Plötzlich war da ein Wispern in ihrem Kopf.

„Komm zu mir. Komm zu den Kindern der Dunkelheit. Wir warten auf dich."

Stöhnend presste Karah den Handballen gegen ihre Schläfe. Das alles musste ein Traum sein. Ganz sicher.

Wieso wurde sie aber dann das Gefühl nicht los, dass sie wach war?

Knochige Finger packten sie an der Schulter. Harims Stimme direkt neben ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken.

„Reiß dich zusammen blutiger Pfeil!"

Das Wispern verschwand. Zurück blieb das Gefühl bleierner Müdigkeit. Erneut ranzte sie Harim an.

„Schlaf nicht ein Mädchen! Sonst kann ich dir nicht helfen!"

Helfen? Wobei? Zu müde um dem alten Mann Widerworte an den Kopf zu werfen, versuchte Karah gegen den Schlaf anzukämpfen. Bis eine schallende Ohrfeige sie wachrüttelte.

Der brennende Schmerz tat seltsamerweise gut.

„Wer ist das?" Schlüpfte über ihre Lippen, ehe sie sich der Frage überhaupt bewusst war.

Statt einer Antwort fing diese Gestalt im Schatten etwas zu murmeln an.

„Sie gehört mir."

„Ich gehöre Niemanden!" Schrie Karah dem Unbekannten entgegen. Aber da stand keiner mehr, den sie anschreien konnte. War das etwa nur Einbildung gewesen?

Erneut spürte sie die Hand von Harim auf ihrer Schulter.

„Komm. Wir müssen uns jetzt um diesen Hitzkopf kümmern."

Hin undher gerissen ihn anzuschreien was hier vor sich geht und Jarel zu helfen,entschied sie sich, ihrem ungewollten Gefährten zu helfen. Die Antworten aufihre Fragen konnte Karah immer noch später aus dem alten Mann rausprügeln. Dennso wie er sich gerade verhielt, schien es, als ob diese seltsame Person garnicht hier gewesen wäre.

Die vier ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt