10 Freund oder Feind?
Sein Kopf dröhnte. Dieses verdammte Gift machte es schwer auch nur einen vernünftigen Gedanken zu erfassen. Aber er würde garantiert nicht sich von diesem alten Mann täuschen lassen.
Seine Beine zitterten und drohten ihm bald ihren Dienst zu verweigern. Zähne knirschend starrte Jarel die Gestalt auf dem alten Klepper an. Mit der Fackel in der Hand mochte er zwar wie ein alter Zausel wirken, aber seine Instinkte schrien die Gefahr nur so heraus.
Dabei hatte Jarel gehofft, diesen alten Mann nicht noch einmal zu begegnet. Offenbar liebten es die Götter ihn jedes Mal vor neue Herausforderungen zu stellen.
„Harim! Du lebst noch?" Stieß Karah hervor, mit ausgestrecktem Arm auf den alten Mann deutend, der auch noch die Frechheit besaß sie freundlich anzulächeln.
Ausgerechnet jetzt fing alles vor seinen Augen an zu verschwimmen. Nein, wenn er schon starb, dann aufrecht mit einem Schwert in der Hand. Das zweite hatte ja noch immer die Frau.
Moment, kannte sie ihn etwa? Sein Kopf drohte zu platzen. Die Finger fester um das Heft schließend, hob er die Klinge senkrecht halten auf Brusthöhe.
„Verpiss dich." Seine Stimme war geradezu lächerlich schwach. Dennoch sah ihn der alte Knacker an.
„Willst du unbedingt sterben Jarel?"
Woher... Nein, er durfte sich nicht ablenken lassen. Es war egal woher dieser Mann seinen Namen kannte.
„Jeder stirbt irgendwann." Zunehmend ließen Jarel seine Augen in Stich. Alles verschwamm zu einem flackernden roten Licht in dem er zwei Schatten wahrnehmen konnte. Blinzelnd versuchte er wieder klarer zu sehen, aber es nützte nichts.
Dumpf hörte er den alten Mann seufzen.
„Offenbar hab ich deinen Spürsinn deutlich unterschätzt."
Ausgerechnet jetzt drohten Jarels Beine immer wieder nachzugeben. Bis er halb knieend immer noch die Waffe erhoben, auf dem Boden kauerte und die Schatten beobachtete wie sie sich bewegten.
Es wurde gemurmelt. Aber die Worte waren nicht zu verstehen. Trotzdem beschlich Jarel das Gefühl, dass der Zausel mit Karah über ihn redete. Woher kannte sie ihn?
Immer schwerer gelang es Jarel einen klaren Gedanken zu erfassen. Wenn er nur einen Augenblick die Augen schließen konnte, aber dann...
Knochige Finger schlossen sich um seinen rechten Oberarm. Verdammt er hatte nicht mal gemerkt wie sich der alte Mann genähert hatte. Bei den Haaren gepackt, zwang man ihn den Kopf nach hinten zu neigen. Und als ob das nicht reichte, wurde ihm auch noch eine eklige Brühe in seinen Mund gekippt. So sollte das nicht laufen!
Stöhnend versuchte er mit seinem freien Arm den Peiniger zu packen. Aber selbst das gelang ihm nicht mehr. Mit der Wärme die sich in seiner Brust ausbreitete verschwanden die Schmerzen seltsamerweise. Doch gleichzeitig packte ihn eine Müdigkeit aus der er nicht mehr entrinnen konnte.
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Die vier Reiter
FantasíaJarel lebte für die und von der Schlacht. Wer zahlte, dem waren seine Dienste gewiss. Aber manchmal kann sich alles schlagartig ändern.