Geschockt sehe ich sie an. Ist heute der erste April oder warum sagen sie so etwas? Das ist doch nicht wahr.
Ich lache sarkastisch auf.
"Sehr lustig von euch. Also was wollt ihr jetzt ? "
Es ist mitte April, also kein erster April Scherz, aber was ist mit versteckten Kameras? Das kann doch sein. Oder etwa nicht?
"Schatz wir meinen das Ernst. Wir sind nicht deine leiblichen Eltern!"
Sie meinen es doch ernst. Es ist kein Scherz. Im Schockzustand stehe ich auf und gucke meine ......., wie soll ich sie jetzt nennen?, an.Ganz benebelt von der Nachricht laufe ich hoch in mein Zimmer. Ich muss hier weg, alleine sein, aber wohin? Die Uhr an meiner Wand zeigt 17 Uhr. In einer Stunde ist Training. Dort würde ich zwar nicht alleine sein, aber den Kopf frei bekommen. Sport hat mich schon immer abgelenkt. Und Kampfsport ist vorteilhaft bei welchen Dingen.
Ich ziehe meine Sportklamotten an und packe meine Tasche mit den Dingen die ich fürs Training brauche. Das ist was zu trinken, Boxhandschuhe und ein gelben Gürtel, der zeigt, welchen Rang man hat.
Ich habe meine Prüfung letztes Jahr gemacht, daher der Gürtel für den 2. Rang.
In die Hosentasche stecke ich mein Handy und Kopfhörer rein.
Mit der Tasche um die Schulter gehängt will ich die Treppe runter laufen. Zuerst laufe ich aber zurück um den Fernseher auszumachen. Bye Bye Sheldon.
Okay jetzt werde ich wirklich verrückt! War ich das nicht schon lange?An der Haustür hält mein Vater mich auf. Kann ich ihn noch mein Vater nennen oder nur noch Matthias? Ist er noch mein Vater? Oder nur ein Typ, der für mich sorgt?
"Was hast du vor Fräulein? "
Vorhin war er lieb und nett zu mir, doch jetzt auf Chef im Haus machen. Er denkt wohl, dass ich alles gut weggesteckt habe. Im Gegenteil, ich hatte mir nur noch nicht die Gelegenheit dazu gegeben.
"Ich will zum Training "
Bevor ich die Tür auf machen kann, hält er mich am Handgelenk fest.
"Alles gut bei dir?"
"Natürlich", entgegne ich ihm und gehe aus der jetzt offenenTür.
Es ist eine glatte Lüge. Natürlich geht es mir nicht gut. Wie auch?
Man erfährt nicht jeden Tag, dass die eigenen geglaubten Eltern, eigentlich gar nicht die Eltern sind.
Ich zeige meinen Eltern nur nicht, dass es mir nicht gut geht. Das habe ich früher auch noch nie gemacht. Also warum sollte ich jetzt damit anfangen ? Was könnten meine Eltern an meiner jetzigen Situation denn auch ändern? Ob sie merken würden, dass es mir schlecht geht, ist eine andere Frage.Müsste ich nicht trotzdem in einer Ecke sitzen und weinen? Und was mache ich? Ich gehe zum Training als wäre nichts passiert. Richtig traurig bin ich nicht mal. Eher wütend, dass ich es erst nach 16 Jahre erfahren habe.
Hätten sie es mir nicht früher sagen können?Meine ganze Kindheit hätte ich eigentlich anderes erleben müssen.
Wo sind meine richtigen Eltern überhaupt? Sind sie schon Tod? Oder hatten sie einfach kein Lust auf ein Kind und haben mich einfach weiter gegeben wie ein Bier über die Theke bei Karneval?Was aber wichtiger ist. Wie wird es jetzt weiter gehen? So wie früher? Als ob nix passiert wäre oder wird alles anders ?
Mit gemischten Gefühlen und Gedanken betrete ich die Halle und begrüße den Trainer mit einem Handschlag, der typisch für uns ist.
Florian oder wie er immer will Flo ist ein guter Trainer für seine jungen 24 Jahre.
Er ist nicht nur der Trainer, sondern unser Ersatz Papa hier im Verein. Egal was ist, du kannst zu ihm gehen.
Mich wundert es immer noch, dass er keine Freundin hat. Er ist total nett, hilfsbereit und klug. Und hübsch auch noch mit seinen dunklen Teint und Haaren. In seinen Teddy Bär Augen könnte man versinken.
Einfach der Junge von nebenan, den man gern haben muss.
Aber ich habe erstmal genug von Jungs.
Flo ist immer eine halbe Stunde vor dem Training da, für die Leute wie mich, die es eilig haben von zu Hause weg zu kommen.Nachdem ich mich schon etwas warm gelaufen habe, gehe ich zur Bank, wo meine Tasche ist. Dort krame ich etwas bis ich mein Handy gefunden habe. Die Nachrichten, die ich in meinen Gruppen bekommen habe, ignoriere ich. Sophia wünscht mir viel Spaß beim Training und das ich die Leute am Leben lassen soll.
Mit einem Lächeln im Gesicht schreibe ich ihr zurück.'Natürlich lasse ich sie am Leben.
Was hältst du nur von mir? Danke bis morgen ♡ 'Schnell stecke ich mein Handy wieder weg und stelle mich zu den anderen um mit dem Training anzufangen.
In den letzten 15 Minuten sollen wir uns die Boxhandschuhe anziehen, um uns an den Boxsack aus zu powern.
So brav wie ich bin stelle ich mich hinten an. Was heißt hinten. Es stehen nur 3 Leute vor mir. Einen von ihn habe ich noch nie gesehen. Er stellt sich sehr schwer an. Also ist er neu hier, wahrscheinlich zum ersten Mal dabei.Als ich endlich an der Reihe bin meint Flo: "So Lucy, zeig dem Neuling mal wie viel Kraft Frauen haben können!"
Er zwinkert mir zu und geht auf die Seite. Ich konzentriere mich auf den Boxsack, lasse meine ganzen Aggressionen raus. Der Wut, die ich auf meine Eltern habe, lasse ich freien Lauf. Wie konnten sie nur?
Warum konnten sie es mir nicht früher sagen? Wäre es da erträglicher gewesen?Ich hätte weiter machen können doch Flo ruft energisch zu mir: " Lucy ist gut jetzt."
Ich gehe paar Schritte nach hinten. Was war das denn grade? Kopf schüttelnd stelle ich mich nach hinten. Die anderen machen ungefähr das gleiche wie ich, nur nicht so aggressiv.
Wir sollen uns ein Partner suchen um Freikampf zu machen. Wie so oft habe ich keinen Gegner. Bin ich wirklich so Furcht einflösend?
Der Neue hat auch kein Partner, also gehe ich zu ihm. Ich erkläre ihm was er machen soll. So schlecht stellt er sich gar nicht an.
Doch Flo hat was zu meckern. Es ist aber nur gut gemeint " Fabian du musst eine bessere Deckung haben. Ungefähr so"
Fabian heißt er also.
Flo zeigt wie es richtig funktioniert. Einmal habe ich nicht aufgepasst und schon ist die Faust aufs Auge.Erschrocken Taumel ich paar Schritte zurück. Das ist doch jetzt nicht wirklich passiert. Doch der Schmerz auf dem rechten Auge, sagt etwas anderes. Es tränt wie verrückt. Nur noch verschwommen sehe ich Flos besorgten Blick.
Flo entschuldigt sich, doch ich winke nur ab. So schlimm ist es auch wieder nicht.Das Training ist beendet, aber nach Hause will ich noch nicht. Deswegen laufe ich Flo und frage, ob ich noch hier bleiben darf. Er schaut mich skeptisch an, doch willigt dann mit den Worten: " Lucy, ich weiß das etwas nicht mit dir stimmt. Du kannst mir ruhig sagen was los ist. Denk dran die Tür abzuschließen und überanstrenge dich nicht so." ein.
Nachdem ich ein Schluck getrunken und mich kurz hin gesetzt habe, mache ich langsame Musik von meinen Handy an und tanze. Eine komische Kombination. Flügel spielen, Kampfsport und tanzen.
Ich tanze wenn es mir schlecht geht. Lasse meine Gefühlen freien Lauf.Deswegen knie ich am Ende des Liedes mitten in der Halle, still weinend, denn meine Gefühle haben mich übermannt.
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Something True
Teen FictionLucy ist ein 16-jähriges Mädchen, das ein Teenager Leben führt. Ein Mädchen, dass wie jede andere auch ihre Hobbys betreibt. Aber was ist, wenn ihre Eltern etwas sagen, womit sie gar nicht gerechnet hat? Wird sie es gut verarbeiten, oder es so gar...