9. Kapitel

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Vor dem Musikraum bleibe ich erstmal stehen. Es werden mich gleich alle aus dem Kurs anstarren, als ob ich ein Babylöwe im Zoo wäre. Doofer Vergleich, ich weiß.
Sonst habe ich kein Problem in der Klasse vorne zu stehen, zum Beispiel um etwas vorzutragen, aber zu spät zur Schule zu kommen, nervt mich. Vor allem die unnötigen Kommentare " Zu spät " oder " du auch mal da".

Ich klopfe an der Tür und betrete meinen Lieblingsklassenraum. Ja sowas gibt es. Hier ist ein Klavier, dass reicht schon um dem Raum zu mögen.

Wie erwartend schauen mich alle an. Doch dass dieses eine Augenpaar mich anschaut, damit hätte ich nicht gerechnet.

FABIANS SICHT

Beleidigt geht Lucy raus. Dieses Mädchen ist seltsam. Erst schreit sie wegen einem Alptraum und danach fragt sie, wie viel Uhr es ist. Dennoch mag ich sie. Lucy ist nicht so ein typisches Mädchen, wie andere in unserem Alter. Sie kleistert sich nicht Tonnen von Schminke ins Gesicht und meint dann noch schön zu sein. Wunderschönhässlich sage ich da nur. Doch Lucy ist ein natürliches Mädchen, dass nicht kichert, sondern auch normal lachen kann.

" Fabian.", ruft meine Mutter , "deine Freundin ist gegangen, hier ist ist ein Brief von ihr."

Ich laufe schnell runter in die Küche und reiße ihr den Brief aus der Hand, aber so, dass er nicht kaputt geht. Danach laufe ich wieder hoch ohne bemerkt zu haben, dass meine Mutter, Lucy als meine Freundin bezeichnet hat. Lieber fange ich an den Brief zu lesen.

Fabian,
ich hoffe, du liest den Brief alleine und nicht deine Mutter.
Wäre sonst etwas blöd für dich, besser gesagt für uns. Du hättest sie gar nicht anlügen müssen, dass bin ich gar nicht wert. Aber Egal.
Danke, dass ich bei dir bleiben durfte. Danke, für deine Klamotten, die ich dir gewaschen zurück geben werde. Danke, dass du mich nicht aufdringlich gefragt hast, was los ist.

Lucy

PS. Ich hoffe wir werden uns nochmal sehen, nicht nur wegen deinen Sachen.

Darunter ist noch ihre Handy Nummer aufgeschrieben.
Lächelnd lege ich den Brief auf mein Keyboard. Das meine ich. Eine Tusse würde einfach gehen ohne sich die Mühe zu machen. Das sie ihre Nummer auf geschrieben hat, freut mich so, wie ein kleines Kind, dass Geschenke bekommt. Seit einem Jahr habe ich mich nicht mehr so gefreut, seit dem DAS passiert ist. Ich bin immer noch traurig deswegen. Seitdem habe ich mich verändert. Seitdem bin ich nicht mehr der Badboy. Seitdem bin ich ein netter Kerl. Jedenfalls versuche ich es immer wieder aufs Neue.

Eigentlich hätte ich noch genug Zeit mich langsam fertig zu machen, dennoch beeile ich mich. Etwas nervös bin ich schon. Der erste Schultag in einer neuen Schule ist der Entscheidende. Dort wird entschieden, ob man cool ist oder nicht. Früher hätte ich alles gegeben, damit ich zu den Coolen dazugehöre. Heute will ich einfach nurnoch ein Mittelding.
Wie sehr ich dich doch vermisse, Louisa. Du wolltest immer, dass ich mich verändere. Jetzt bin ich anders, nur du bist nicht hier, wo ich bin.

Viel zu früh mache ich mich dann zu Fuß auf den Weg zur Schule. Nicht ohne mich bei meiner Mutter zu verabschieden. Sie hat glücklich gewirkt. Für sie war es auch nicht einfach. Deswegen sind wir auch umgezogen. Erst eine Wochen sind wir hier. Uns geht es in der einen Woche schon viel besser, als die letzten Monaten. Viel Scheiß habe ich gebaut, doch jetzt an meiner neuen Schule will ich, als ein Anderer anfangen, wo mich keiner kennt und keiner etwas von meiner Vergangenheit weiß.

Um nicht zu sehr aufzufallen, habe ich mich eher gedeckt angezogen. Eine schwarze Hose, ein eher dunkles, blaues T-shirt und irgendwelche Turnschuhe von irgendeiner Marke. Damit hab ich doch nichts falsch gemacht, oder?
Bin ich zu dunkel angezogen?

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