17. Kapitel

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"Lucy, kannst du nicht mal besser auf dich aufpassen? Wir machen uns große Sorgen.", sagt eine Stimme zu mir.

Wer ist das?
Ich kann die Stimme nicht zuordnen. Es ist eine weibliche, die ich nie zuvor gehört habe.

" Wer sind Sie?", frage ich in die Dunkelheit.

Es ist alles schwarz um mich herum. Wo bin ich hier? Was ist passiert?
Ich weiß nur noch, dass ich auf das Dach geklettert bin, aber nicht, dass ich ins Haus gekommen bin.

Ich bin doch nicht wirklich runter gefallen? Bin ich unmächtig?
Aber dann könnte ich doch nicht so denken. Oder bin ich Tod?

Mir ist kalt, aber gleichzeitig warm.
Ich fühle mich so, als ob ich schweben würde. Meine Schmerzen sind weg. Wie ist das möglich?

Ich schreie vor Angst und Ungewissheit. Die Dunkelheit macht mich verrückt.

"Schatz, schreie doch nicht so.", meint jemand hinter mir.

Ich drehe mich um, doch sehe ich nichts. Es ist immer noch alles schwarz.

" Warum nennen Sie mich Schatz?"

" Warum Siezt du mich?", fragt die Stimme zurück.

Total verwirrt laufe ich los, doch hilft es nicht. Die Dunkelheit verlässt mich nicht.

" Wir sind deine Eltern.",versucht die weibliche Person mich zu beruhigen, doch ist genau das Gegenteil der Fall. Meine Eltern sind Tod, also kann das gar nicht sein.

" Mein Eltern sind Tod. Sie können es nicht sein.", flüster ich.

" Lucy Louisa Schmidt. Wir sind deine Eltern.", sagt die männliche Stimme mit Nachdruck.

" Aber wenn ihr Tod seid, bin ich es dann auch?",frage ich stotternd.

" Musst du das nicht selbst am besten wissen?",fragt meine angebliche Mutter zurück.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann muss ich doch Tod sein. Ich will aber nicht Tod sein! Ich wollte noch so viel machen!

Ich wollte mit Sophia mit einem Rolator einen Tanz erfinden.

Ich wollte mein Abitur machen, danach Musik und Tanz studieren.

Ich wollte bei einem Tanzwettbewerb mitmachen.

Beim Kampfsport wollte ich eventuell einen höheren Gürtel machen.

Ich wollte den richtigen Mann heiraten, auch wenn ich immer sage, das ich nicht heiraten will.
Insgeheim will ich es doch.

Und momentan das wichtigste, ich wollte meinen Bruder kennenlernen.

Also alles in einem, ich darf noch nicht Tod sein!
Die nächsten Gedanken, die darauf folgen, gehen in eine ganz andere Richtung. Was ist daran so schlimm? Ich könnte meine Eltern richtig kennenlernen und in 70 Jahren würden meine Freunde und vorallem Christoph auch hierher kommen.

Anderseits will ich nicht hier im Dunkeln versauern!

Auf einmal wird es um mich rum etwas heller. Ich kann meine Eltern sehen. Sie sehen mir wirklich ähnlich.
" Lucy gehe wieder zu deinen Freunden. Sie brauchen dich, vorallem Sophia und Fabian.
Wenn du deinen Bruder getroffen hast, dann grüße ihn von uns.
Denk dran, wir lieben euch von ganzen Herzen."

Mit diesen Worten wird alles wieder dunkler. Ich laufe auf sie zu.
Nur einmal will ich sie umarmen, doch anstatt zu laufen, habe ich das Gefühl zu fallen, Kilometerweit, auf dem nicht existierenden Boden aufzuprallen.

Schnapartig hole ich Luft. Ich öffne meine Augen und sehe in Grüne.

Regen läuft mir durchs Gesicht.
Meine Klamotten triefen vor Wasser. Ich zitter vor Kälte. Meine Schmerzen sind unerträglich.

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