3. Kapitel

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Wortlos schaue ich ihn an. Warum ist er hier?

"Lucy warum gehst du nicht nach Hause ?"

Sehr gute Frage Fabian, doch eine Antwort darauf habe ich nicht.
Warum gehe ich nicht einfach nach Hause? Wovor habe ich so große Angst?

"Ich will nicht.", flüstere ich. Ich bin ein Angsthase.
Lucy Louisa Kowalski ist ein feiger Hase, der vor neuen Situation nichts wissen will. Verständlich, denn man erfährt doch nicht jeden Tag, das die Eltern nicht die Eltern sind.
Ich würde gerne mal wissen, wie andere reagieren, wenn sie erfahren, dass die Eltern nicht die Eltern sind.

Fabian hängt sich meine Tasche um und nimmt meine Hand in seine.
"Dann kommst du erstmal zu mir, bevor du hier erfrierst."
Hat er schon eine eigene Wohnung?
Älter als ich sieht er jetzt nicht aus.

Und schon läuft er los. Ich zitternd vor Kälte Händchen halten neben ihm her.

Wir laufen nur paar Straßen weiter, trotzdem sind wir so nass, als ob wir mit Kleidung geduscht hätten.
Vor der Haustür lässt er meine Hand los um den Schlüssel zu suchen.

Ich gehe durchgefroren und klatschnass ins Trockene.
Mein ganzer Körper zittert vor Kälte.
Es wird lange dauern, bis ich wieder warm werde.

Wie fehl am Platz, stehe ich im Flur rum. Links neben mir ist die Küche und rechts ist das Wohnzimmer.
So auf den ersten Blick sieht es gemütlich aus. Genauer kann ich mich nicht umschauen, denn Fabian zieht mich an der Hand weiter nach vorne wo eine Wendeltreppe ist.

Dort gehen wir die Treppen hoch.
Ich hasse Treppen laufen. Kann man die nicht abschaffen?

Das Fabian meine Hand hält, finde ich gar nicht so schlimm. Ich finde es sogar irgendwie süß. Fabian ist aber auch ein hübscher Bursche mit seinen meerblauen Augen und blonden Haare, die jetzt vom Regen etwas dunkler erscheinen.
Und seine Lippen können bestimmt gut küssen.
Nein Lucy denk nicht mal dran.
Denk lieber an Alex, was er getan hat.

Hör auf deine innere Stimme. Fabian ist nicht so wie Alex. Wie weit bin schon gesunken, dass ich mit mir selber rede.

"Erde an Lucy. Haaallllooo noch jemand da?"

Erschrocken gucke ich Fabian ins Gesicht. "Ähm ja. Was ist?"

War ich wirklich so in Gedanken vertieft, dass ich nicht mal mit bekomme, wenn jemand mit mir spricht. Sieht so aus.

Fabian lächelt mich niedlich an.
"Ich habe dich gefragt ob du duschen willst. An wen hast du denn gedacht?
Du warst wohl sehr in Gedanken."

Meine Wangen werden rot wie eine Tomate. Wen du wüsstest Fabian.
Ich stotter irgendwas von "nicht so wichtig "
Selber verstanden habe ich mich nicht, aber hoffentlich Fabian.
Seinem fragenden Gesichtsausdruck nach zuurteilen ist es nicht so.
" Ähm ja, ich habe nix verstanden, ist aber nicht so wichtig.
Wenn du willst kannst du duschen gehen, wenn nicht, dann würde ich es jetzt gerne machen."

Duschen? Ich? Bei jemanden Fremden? Aber es wäre besser bevor ich krank werde.

"Wenn das für dich ok ist dann ja, aber nur, wenn es wirklich ok ist."

Wie hört sich das den an??

Fabian lächelt mich wieder mit seinem süßen lächeln an.
"Natürlich ist es ok für mich, sonst würde ich doch nicht fragen. Warte kurz ich hole dir ein Handtuch."

Schnell geht er aus dem Badezimmer. Oh man. Ich habe nicht mal bemerkt das wir ins Badezimmer gegangen sind.
Nicht mal 2 Minuten später steht Fabian wieder vor mir, aber diesmal mit einem Handtuch. Diese legt er auf eine Kommode, die neben mir steht.
"Wenn was sein sollte, dann rufe einfach, dann komme ich."
Mit diesen Wörtern verlässt er das Badezimmer.

Während ich warte bis das Wasser warm wird betrachte ich mich im Spiegel.

Mein rechtes Auge ist blauer als ich gedacht habe und nicht nur blau, sondern auch grün und etwas lila.
Geschwollen ist es auch schon etwas. Doch Schmerzen habe ich nicht wirklich, ich spüre nur ein leichtes Pochen.

Sonst haben meine grünen Augen ein gewissen Glanz sagt Sophia immer, doch jetzt sind sie matt ohne einen Ausdruck. Sollen die Augen nicht zeigen was man fühlt. Dann heißt es ja, dass ich nichts fühle.
Meine braunen Haare sehen aus wie ein braunes etwas, aber nicht wie Haare.
Mein restlicher Körper sieht ganz normal aus, außer das meine Knie kleine Blutergüsse haben vom hin fallen. Wenn ich Volleyball spiele im Sport Unterricht ist es immer sicher, das ich mindestens einmal hinfalle. Anscheinend ist das eine Krankheit die ich erfunden habe und die einzige bin die sie erlitt.
Und da meine Blutergüsse immer gefühlten Jahre brauchen um zu verschwinden, habe ich immer welche.

Nachdem ich geduscht habe und das Duschzeug von Fabian benutzen musste und jetzt nach Kerl rieche, stelle ich fest das ich gar keine andere Kleidung habe, die ich anziehen könnte.

Was soll ich jetzt tun? Die alten nassen Klamotten wieder anziehen oder mal Fabian fragen, ob er mir eventuell was leihen kann.
Aber dann muss ich ihn rufen und das alles in einem kurzen Handtuch, das hoffentlich ein bisschen verdeckt.
Ruhig bleiben, alles ist gut mehr als mich anstarren, kann ja nichts passieren. Ich nehme mein ganzen Mut zusammen und rufe nach Fabian, der auch sofort angelaufen kommt.

Als Fabian rein kommt, werde ich erstmal wieder rot wie eine Tomate. Es ist so peinlich so spärlich gekleidet hier vor ihm zu stehen und nichts daran ändern zu können.

Aber anscheinend findet er es nicht weniger peinlich als ich, den als er mich sieht versucht er mir nur in die Augen zu sehen doch einmal gleiten seine Augen über meinem Körper. Fabian ist nicht weniger rot im Gesicht als ich, was die Situation aber auch nicht besser macht.
"Also ich ähm....... wie peinlich..... habe nichts zum anziehen ...... kann ich vielleicht was von dir haben ?", stottere ich wie eine psychische Kranke, die das sprechen verlernt hat.

Fabian denkt und denkt, bis er es schließlich versteht und das Badezimmer wieder verlässt.
Nach gefühlten Stunden, die bestimmt nur Sekunden sind kommt Fabian mit Kleidung auf den Arm wieder rein.
" Also Lucy. Das hier kannst du anziehen und ähm...... ich würde jetzt auch gerne duschen gehen, also du müsstest vielleicht dann raus gehen."

"Natürlich sorry."

Ich halte das Handtuch mit einer Hand fest, mit der anderen nehme ich die nasse Kleidung und die neue von Fabian mit.

Mit tapsenden Füßen gehe ich aus dem Badezimmer.
"Rechts ist mein Zimmern.", ruft Fabian mir hinter her.

Gut. Wo ist rechts?
Natürlich weiß ich wo rechts ist, da wo an der linken Hand der Daumen hin zeigt.

Ich gehe in Fabians Zimmer und ziehe mich um. Meine Unterwäsche ist nicht so nass wie ich gedacht habe, deswegen ziehe ich diese nochmal an. Ohne würde ich mich unwohl fühlen.

Bestimmt sehe ich aus wie ein kleines Kind, das die Sachen von den Eltern angezogen hat. Jedenfalls habe ich das früher gemacht, weil ich die Sachen von meiner Mutter so schön fand.

Mein super Outfit besteht aus einem viel zu großen dunkel roten Pullover, der aber schön kuschelich ist und eine Trainings Hose, in welche mein nicht existierenden Zwilling rein passen würde.
Vielleicht habe ich ja jetzt Geschwister. Nicht dran denken. Weg Gedanken, haue ab. Gucke dir lieber Fabians Zimmer an.

Gedacht, getan. Das Zimmer ist wie jedes andere Jungen Zimmer auch.
Blaue Wände, ein Poster von irgendeinem Fußballspieler.
Doch Fabian hat auch eine Collage mit Bildern, wo er zusammen mit einem Mädchen drauf ist. Das Foto ist aber schon etwas älter. Fabian sieht viel jünger aus als jetzt. Wer ist dieses Mädchen?
Es gibt aber auch noch andere Fotos, wo er mit einer Frau drauf ist, von der ich denke, dass es seine Mutter ist. Und ein Bild wo er mit ein Mädchen drauf ist. Alleine wohnt Fabian hier nicht, denn ich habe gesehen, dass neben Fabians Zimmer noch eins ist wo Frauen Sachen drin sind. Aber wo ist den sein Vater ?

Ich wende mich von den Bildern ab und gehe zum Schreibtisch, weil ich vom weiten was gesehen habe was mich interessiert.
Unter vielen Blättern die ich aber anstandsweise nicht angucke ist ein Keyboard versteckt. Spielt Fabian etwa?
Als ob er gehört hätte, dass ich über ihn nachdenke kommt er rein.
Und was ich da sehe erstaunt mich.
Er hat nur ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Aber das eher wichtigere; er hat ein Sixback.
Mit knallroten Kopf drehe ich mich um. Hoffentlich hat er nicht bemerkt, dass ich ihn angestarrt habe.

Something True Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt