Lagerfeuer, und ein Fauchen in der Nacht

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Sie beschliessen, sich für die anbrechende Nacht in den Ruinen einzurichten.

Die meisten Gebäude sind in sich zusammengestürzt, aber sie finden einen noch halbwegs intakten Raum. Er ist zwar auf eine Seite hin offen, doch er würde ihnen Schutz bieten, falls es in der Nacht regnen sollte.

Leonies Blickt streift über den Boden, in der Erwartung, dass sie ein Schädel aus dunklen Augen anglotzt. Aber sie sieht nur Trümmer und Pflanzen. Schliesslich findet sie eine halbwegs flache Stelle, die ihr für ein Nachtlager geeignet scheint. Sie deponiert ihren Rucksack.

Rosie sitzt beim Eingang des Raums. Sie weint. Klaus kauert neben ihr und redet leise auf sie ein.

Silvan schleppt ein paar Holzstücke heran. "Ich mach ein Feuer. Geht jemand Holz suchen?"

"Ich!" Leonie scheint die Aussicht auf Holzsuchen attraktiver als sich Rosies Geheul anzuhören.

"Ich komme mit", sagt Jenna und stellt sich neben Leonie.

Leonie blickt die Blondine überrascht an, aber dann sie zuckt mit den Schultern. "Okay."


Der Waldboden ist übersäht mit abgebrochenen Ästen und Zweigen. Die Holzsuche ist einfach.

Die Bäume wirken auf Leonie dunkler als bei ihrer Wanderung am Nachmittag, düsterer. Die Verärgerung, dass Jenna bei ihr ist, beginnt sich langsam aufzulösen. Sie ist froh, nicht alleine zu sein.

Jenna unterbricht die Stille, die sie bis jetzt bei der Holzsuche begleitet hat. "Glaubst du wirklich, dass soviel Zeit vergangen ist? Jahrzehnte, meine ich?"

Leonie unterbricht die Suche. "Wenn ich mir das hier alles anschaue..." Sie weist auf das Halbdunkel zwischen den hohen Bäumen. "... ist das die einzig vernünftige Erklärung."

"Ich sehe nicht, was daran vernünftig sein soll." Jennas Worte tönen gereizt. "Zeitreisen sind Märchen. Wir können doch nicht einfach... plötzlich... all die Zeit übersprungen haben. Ich glaub das einfach nicht."

"Wieso fragst du mich denn, wenn du mir sowieso nicht glaubst?" Leonies Stimme ist lauter als geplant. "Hast du eine bessere Theorie?"

Jenna macht einen Schritt zurück und umklammert ihr Holzbündel. "Heh, reg dich doch nicht gleich auf."

"Du regst dich auf, nicht ich." Leonie wendet sich ab und macht sich auf den Rückweg zum Lager. Sie hört Jennas Schritte hinter sich.


Sie lässt ihr gesammeltes Brennmaterial neben Silvan auf den Boden fallen und wirft damit das Holzhäufchen um, das er über einem zerknüllten Stück Papier errichtet hat.

"Hey, pass doch auf!" Er schiebt einige Äste beiseite und macht sich daran, sein Bauwerk zu rekonstruieren.

„Sorry", sagt sie. "Schaffst du's?"

„Klar", antwortet er ohne aufzuschauen.

„Hier, bitte." Jenna stellt sich neben Leonie und deponiert ihr Holzbündel säuberlich neben Silvans Feuerstelle. "Ich hoffe, das genügt. Oder soll ich noch mehr holen?"

Leonie schnaubt und verzieht sich in Richtung ihres Rucksacks.

Rosie hat sich etwas beruhigt und Klaus versucht, Witze zu machen. Leonie hört das Wort "Schädel". Sie schüttelt den Kopf, versucht die zwei zu ignorieren und beginnt, ihren Schlafsack auszurollen.


Als Silvan schliesslich das Feuer zum Brennen gebracht hat, versammelt sich die Gruppe um die Flammen. Sie essen den Proviant, der für ihr Mittagessen gedacht war.

Welt der RuinenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt