Eine Geschichte und ein Geplapper

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Klaus, Rosie und Leonie sitzen am Tisch in der Küche. Das ruhige Licht der Lampe hält Leonies Augen gefangen. Es ist eine Öllampe, wie Klaus mit stolzem Lächeln erklärt hat. Leonie hat noch keine Zeit gefunden, um ihn zu fragen, woher das Öl kommt.

Anna liegt im Bett, in frischen, trockenen Kleidern. Ihre Wunde ist gereinigt und verbunden. Als Rosie sie verarztete, sagte Anna nur wenig und beobachtete die um sie versammelten Fremden mit misstrauischen Blicken. Rosie brauchte einige der letzten Vorräte aus Klaus' Erste-Hilfe-Köfferchen. Und sie ergänzte sie mit einer seltsamen Salbe aus Honig und einigen klein gehackten Zwiebeln. Leonie nahm sich vor, später danach zu fragen, woher die Idee dafür kommt und woher sie den Honig haben.

Gegen Schluss der Behandlung war Anna sichtlich erschöpft, und sie nickte, als Leonie ihr vorschlug, ins Bett zu gehen.

Jetzt schläft sie im früheren Zimmer von Silvan und Jenna.

Dann setzten sich Rosie, Klaus und Leonie an den Tisch, und Leonie erzählte ihre Geschichte. Die ganze Geschichte, beginnend mit dem Tag, an welchem sie mit Silvan und Jenna losgepaddelt war. Und bis zu ihrer Heimkehr mit Anna.

„... und ich wurde panisch, als ich das Haus leer vorfand. Könnt ihr euch das vorstellen?" beendet sie die Erzählung. „Wo wart ihr denn?"

Die beiden anderen blicken sie überrascht an. Es scheint, als brauchen sie einen Augenblick, um aus Leonies Geschichte in die Realität zurückzufinden.

„Wir haben ein paar Fallen gestellt, für die Nacht", beantwortet Klaus ihre Frage schliesslich mit einem Schulterzucken.

„Und kannst du dir vorstellen", wirft Rosie ein, mit einem Grinsen im Gesicht, „wie das war, als wir in unserem Haus eine völlig Fremde vorfanden, die uns anstarrte ... als wären wir zwei Bären?"

Leonie lacht. Es fühlt sich gut an, wieder zuhause zu sein. Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück.

Aber dann erinnert sie sich an Silvan und Jenna, und sie fühlt die Anspannung zurückkehren. Sie rückt näher an den Tisch. „Was machen wir wegen Silvan und Jenna? Wir müssen ihnen helfen."

Rosie blickt zu Klaus, dann zu Leonie, ihr Gesicht plötzlich ernst, ihre Lippen zu einem Strich zusammengedrückt und eine Falte auf ihrer Stirn. „Ja, wir müssen das besprechen." Sie nickt. „Aber nicht jetzt, ich bin völlig erschöpft." Sie gähnt hinter einer Hand.

Auch Leonie ist müde, aber sie will diese Diskussion nicht zurückstellen. „Aber...", beginnt sie. Doch bevor sie weiterreden kann, steht Rosie auf.

„Es tut mir leid", sagt sie, und blickt Leonie mit entschuldigend hochgezogenen Augenbrauen an. Sie legt eine Hand auf Klaus' Schulter und drückt ihn. „Ich muss jetzt wirklich schlafen. Lasst uns das später besprechen, Klaus. Aber erzähl ihr doch noch von den Dingen, die wir rausgefunden haben ... in der Bibliothek. Du kannst dann später nachkommen. Gute Nacht."

Sie küsst seinen Scheitel und verdient sich damit ein warmes Lächeln. Leonie bemerkt, dass ihr die ständigen Liebesbeweise der beiden langsam auf den Keks gehen.

Rosie dreht sich um und verschwindet in ihrem Schlafzimmer.

„Ich komme bald nach", ruft ihr Klaus nach.

Leonie ist enttäuscht, dass Rosie so plötzlich verschwindet. Die Frage, was sie für Silvan und Jenna tun können, lastet schwer auf ihr. Sie blickt Klaus an. „Was denkst du denn, was wir für die beiden tun können?"

Er hebt die Schultern. „Du hast gehört, was sie gesagt hat. Lass uns damit bis morgen warten."

Was für ein Schlappschwanz, denkt sich Leonie, aber behält ihre Gedanken für sich. Sie entschliesst sich, das Thema zu wechseln. „Also, was habt ihr rausgefunden, in der Bibliothek?" Sie erinnert sich gut an die Bibliothek, welche sie in der Stadt gefunden hat, in einem versiegelten Raum im Keller eines Hauses.

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