Lilienmond

Ich hätte es besser wissen müssen ...

„Sam und Dean Winchester sind tot. Sie sind im Himmel. Wir müssen sie finden und wieder in ihre Körper zurückbringen", lief eine eindeutige Durchsage durch das sogenannte Engelsradio.

„Wie konnte das nur passieren?", fragte Sophia. „Weißt du, wo die Jungs sind? Also, ihre Leichen, meine ich ..."

„Bestimmt in irgendeinem Motel. Bobby konnte es mir auch nicht genau sagen", antwortete Castiel. Da kam ihm auf einmal eine Idee. „Sophia, das ist die Gelegenheit! Sam und Dean sind im Himmel! Sie können Joshua aufsuchen und er kann dann eine Nachricht an unseren Vater ausrichten! Wir müssen es den Jungs sagen! Aber wie sollen wir das anstellen, ohne dass es den anderen Engeln auffällt?"

„Vielleicht sollten wir es wie die Hellseher und Hexen machen ... Eine Séance auf Latein!", schlug Sophia vor. „Hast du irgendwas von Dean oder Sam?"

Castiel holte das Amulett hervor, das angeblich in Gottes Gegenwart heiß werden sollte.

„Ach ja!", fiel ihr wieder ein. „Das hat doch Sam mal Dean geschenkt, richtig?"

„Ganz genau", bestätigte Castiel und besorgte noch ein paar Kerzen, die er auf der Mitte eines Tischs platzierte und anzündete. Das Amulett legte er auch auf den Tisch. Dann setzten er und Sophia sich am Tisch einander gegenüber und hielten sich gegenseitig an den Händen fest.

„Amate spiritus obscure, Te quaerimus. Te oramus, nobiscum colloquere, apud nos circita", rezitierten sie im Einklang miteinander.

„Dean? Dean! Hörst du mich?", rief Castiel, als die Flammen der Kerzen immer höher stiegen und der Tisch wie verrückt wackelte.

„Cas?", hörte man Deans Stimme aus den Flammen.

„Ja, ich bin's", bestätigte Castiel.

„Du musst aufhören, dich in meine Träume zu schleichen. Ich brauch auch mal Zeit für mich", meinte Dean darauf.

„Weißt du was, Dean? Was du gerade gesagt hast, könnte man auch ganz anders interpretieren", lachte Sophia.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Dean", bat Castiel. „Das ist kein Traum. Tief in dir drin weißt du noch, was passiert ist."

Daraufhin folgte eine lange Pause. Sophia hatte schon Angst, dass die Verbindung abgebrochen wurde. Da sagte Dean schließlich: „Ich bin tot ... Wo bin ich?"

„Im Himmel."

„Im Himmel?!", wiederholte Dean ungläubig. „Wie zur Hölle bin ich bitteschön in den Himmel gekommen?! Und wo ist Sam?!"

„Was genau siehst du?", fragte Sophia.

„Wie meinst du das? Was soll ich denn schon sehen?"

„Manche Leute sehen einen Tunnel oder einen Fluss", erklärte Castiel. „Was siehst du?"

„Mein Armaturenbrett. Ich bin in meinem Wagen auf einer leeren Straße", antwortete Dean.

„Okay, eine Straße ... Für dich ist es eine Straße. Folge ihr, Dean. So wirst du Sam finden. Folge der Straße", wies Castiel ihn an.

***

„Cas? Sophia? Ich hab Sam jetzt gefunden. Es ist aber gerade etwas Seltsames passiert. Da war so ein merkwürdiges Leuchten!"

„Geht nicht in das Licht!", rief Castiel sofort.

„Okay, danke, Carol Ann", entgegnete Dean. „Was war das?"

„Zachariah", antwortete Castiel. „Er sucht nach euch."

„Was ist, wenn er uns findet?", fragte Sam.