Wir haben es geschafft.

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Als Sophia zu den anderen zurückkehrte, hörte sie Dean zu Castiel sagen: „Ja, ich kenn das ... Da bin ich schon oft genug durch. Ich weiß, wie du dich fühlst." Sophia hielt überrascht inne und lauschte neugierig weiter ohne sich zu erkennen zu geben. Sie hätte Dean nicht unbedingt für einen besonders verständnisvollen Typen gehalten.

„Und wie bist du damit klar gekommen?", fragte Castiel, der auf einer Treppe hockte.

„An einem guten Tag kannst du eine Hure töten."

Da schaute Castiel zu ihm auf und der Blickaustausch, der daraufhin zwischen den beiden folgte, ließ Sophia beschämt weggucken. Sie kam sich vor, als würde sie einen überaus intimen Moment mit ihrer bloßen Anwesenheit stören. Also flüchtete sie unauffällig nach drinnen, wo Sam gerade mit einem Pastor sprach. Das musste wohl dieser Pastor Gideon sein, von dem Dean gesprochen hatte.

„Und wer sind Sie?", fragte Pastor Gideon, als Sophia in sein Blickfeld geriet.

„Guten Abend, Pastor Gideon. Mein Name ist Sophia", stellte sie sich höflich vor. „Ich bin ein Engel des Herrn."

„Okay, bei ihr fällt es mir leichter, es zu glauben. Sie sieht schon irgendwie wie ein Engel aus", meinte der Pastor zu Sam.

„Na, Goldlöckchen? Ausgenüchtert?", fragte Dean, als er mit Castiel wieder reinkam.

„Ich bin wieder topfit", nickte sie bestätigend und biss sich auf die Unterlippe, als sie Sam versteckt schmunzeln sah. „Also, wie lautet der Plan?"

„Wir warten, bis die Hure allein ist. Ich halte sie dann von hinten fest und Pastor Gideon wird ihr dann den Pfahl ins Herz bohren", erklärte Castiel. „Sam und Dean werden die Tür bewachen. Du lenkst die Menschen ab."

„Was genau soll ich denn tun?", hakte Sophia nach.

„Mach das, was du vorhin vorgeschlagen hast", wies Dean sie an. „Präsentiere dich ihnen als Engel und leite diese in die Irre geführten Menschen auf den rechten Pfad ... Du weißt schon, dieser ganze reine Absolutionsmüll ... Zieh dir ein hübsches weißes Kleid an und zeig ihnen deine Flügel. Die werden dir dann garantiert alles glauben."

„Wir können den Menschen nur die Schatten unserer Flügel zeigen. Wenn sie unsere echten Flügel sehen würden, würden ihre Augen vom Licht weggebrannt werden", warf Castiel ein.

„Dann zaubert sie sich halt ein paar falsche Flügel an", zuckte Dean mit den Schultern. „Das kriegst du doch hin, oder, Sophia?"

Was war das denn für eine Frage? Seufzend schnippte Sophia mit den Fingern. Im nächsten Augenblick stand sie barfuß in einem kurzen strahlend weißen Chiffonkleid im Raum. Ein Kranz aus weißen Lilien war mit ihren Haaren verflochten und ein Paar große beeindruckende weiße Flügel ragten aus ihrem Rücken. Diese Flügel waren zwar nicht annähernd so groß wie ihre echten, aber für den Zweck würde es genügen. „Und was sagt ihr? Hab ich irgendwas vergessen?", fragte sie und schlug ein wenig mit den Flügeln, wobei ein paar einzelne Federn auf den Boden flatterten und dort zu silbernem Glitzerstaub zerfielen.

„Wow, du siehst echt klasse aus ...", fand Dean. „Na, was meinst du, Sam? Sammy? Hallo?"

Sam saß wie erstarrt da. Sein Mund war leicht aufgeklappt. „Ähm, ja! Ja, Sophia, du siehst wirklich atemberaubend aus ...", brachte er schließlich hervor.

„Danke", lächelte Sophia. „Also, meine Herren, wollen wir?"

***

Oh Mann, die eine Hälfte der Menschen in dieser Stadt wollte die andere Hälfte in die Luft sprengen. Die Hure hatte da ganze Arbeit geleistet ...

LilienmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt