Ich kann nicht ...

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„Sam, was ist passiert?", fragte Sophia ihn voller Sorge, als sie seine geröteten Augen sah. „Hast du geweint?"

„Was? Nein!", log er offensichtlich und wich verlegen ihrem Blick aus.

„Komm schon, Sam, rede mit mir", bat sie ihn und zog ihn in den nächsten Raum, den sie mit einem Anti-Lausch-Zauber belegte. „Okay, schieß los. Keiner wird es mitkriegen ... Jetzt behaupte nicht, dass nichts ist! Lüg mich nicht an!"

Sam seufzte. „Dean glaubt nicht mehr an mich", gab er schließlich preis. „Er findet, dass ich der Sache nicht gewachsen bin und dass Luzifer mich kriegen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit."

„Wie kann er bloß sowas zu dir sagen?", fragte Sophia kopfschüttelnd. „Ach, Sam ..."

„Ich habe ihn gedrängt, es mir zu sagen", entgegnete Sam. „Ich wollte die Wahrheit und ich hab sie gekriegt ... Dean hat Recht, oder? Luzifer wird mich am Ende zum Abschlussball tragen ..."

Sophia verspürte das dringende Bedürfnis, ihn zu umarmen, als sie seinen traurigen niedergeschlagenen Blick sah. Also tat sie es auch und nahm ihn in den Arm. „Sam, du bist stärker, als du denkst ... und das liegt nicht an dem Dämonenblut, kapiert? Du bist von Natur aus ein Kämpfer.

Ein noch größerer Kämpfer als dein Bruder, denn im Gegensatz zu ihm weigerst du dich, die Hoffnung aufzugeben! Schläge austeilen und Prügel einstecken können viele ... Immer weiterzumachen, egal, was auch kommen mag, das beweist meiner Meinung nach wahre Stärke."

„Danke", flüsterte Sam.

„Du musst dringend aufhören, dich ständig bei mir zu bedanken", seufzte sie schmunzelnd, als sie sich aus der Umarmung löste. „Was?", lächelte sie, als er sie einen Augenblick lang einfach nur anstarrte. Auf das, was dann kam, war Sophia keineswegs vorbereitet gewesen ... Er küsste sie!

Und es fühlte sich verdammt gut an ... es fühlte sich so richtig an ... aber es war nicht richtig! Als Sophia dies wieder einfiel, brach sie den Lippenkontakt abrupt ab.

„Nein", hauchte sie atemlos und brachte schnell etwas Abstand zwischen sich und Sam. „I-Ich kann nicht ... Wir dürfen das nicht ... Es ist verboten ..."

„Es tut mir so Leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!", fuhr Sam sich ganz aufgeregt mit den Fingern durch die Haare. „Ich wollte dir auf keinen Fall zu nahe treten. Ich hätte nicht so über dich herfallen dürfen ... Ich hab nicht nachgedacht. Ich hab einfach ..."

„Sam, ist schon gut", schloss Sophia die Augen. „Vergessen wir einfach, was passiert ist. Es wird nicht wieder vorkommen."

„Ähm, ja, natürlich", murmelte er eine Spur enttäuscht. Enttäuscht?

„Sam", seufzte sie. „Ich bin ein Engel des Herrn."

„Ich weiß", nickte er. „Du bist du und ich bin einfach nur ... ich. Der erbärmliche Mensch mit dem Dämonenblut."

„Du bist nicht erbärmlich!", widersprach Sophia sofort.

„Doch, das bin ich", entgegnete Sam. „Und weißt du auch, wieso? Obwohl mir von Anfang an klar war, dass Engel es nicht dürfen ... obwohl ich gewusst habe, dass ich mir davon niemals eine Zukunft versprechen könnte ... obwohl es Millionen von Gründen gibt, die absolut dagegen sprechen ... trotz alldem hab ich mich ..."

„Stopp, bitte sag es nicht", vergrub Sophia ihr Gesicht in den Händen. Sams kleine Ansprache erinnerte sie an eine Textpassage aus einem Buch von Charles Dickens. I loved her against reason, against promise, against peace, against hope, against happiness, against all discouragement that could be ... Sie musste weinen, als sie die Stelle damals zum ersten Mal gelesen hatte.

LilienmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt