Lampyridae

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Der Tag an dem ich mein Herz an ihn verlor, war der heißeste Sommertag des Jahres. Ich war zwölf, er war 15. Wir saßen zusammen im Schlosshof und beobachteten die Sonne, wie sie das Ende des Tages ankündigte. Als es dunkel wurde, sah ich kleine, leuchtende Punkte in dem kleinen Garten, den meine Mutter errichten ließ. Voller Neugier lief ich darauf zu. „Lia, wo gehst du hin?" fragte er und folgte mir. „Ich will diese leuchtenden Punkte sehen, Max!" rief ich voller Übermut und stolperte über einen kleinen Setzling, den ich im Anflug der Dunkelheit übersah.


Gerade noch konnte ich mich fangen, Max hatte mich eingeholt und sah mich mit besorgter Miene an. „Hast du dich verletzt? Dein Vater bringt mich um, wenn du dir in meiner Obhut etwas getan hast, das weißt du."

„Max, mach dir keine Sorgen. Der König ist leicht umzustimmen, wenn ich ihm etwas vorsinge", sagte ich lachend. Max schmunzelte. Wir waren den leuchtenden Punkten inzwischen näher gekommen und ich sah, dass es kleine, fliegende Käfer waren.

„Was ist das, Max?", fragte ich erstaunt. „Das sind Leuchtkäfer, oder auch Glühwürmchen. Die Leuchtsignale werden meistens ausgesendet, damit weibliche und männliche Tiere zur Paarung zueinanderfinden", erklärte er mir, während er meine Hände mit seinen umschloss und damit ein Glühwürmchen fing, sodass ich es mir etwas genauer ansehen konnte.

„Es ist wunderschön", sagte ich und sah mir das Tierchen einige Sekunden an, bevor es wieder gen Himmel flog.

„Mein Vater sagte immer, dass Glühwürmchen die ewigen Seelen von Verstorbenen sind", erwiderte Max und fügte hinzu „Am unteren Teil des Hinterleibs befinden sich weiße Bereiche, an denen der Käferpanzer das Licht durchlässt. Darin befindet sich eine weiße Schicht, die dieses Licht reflektiert."


„Du weißt aber sehr viel darüber" sagte ich erstaunt.


„Ja, mein Vater hat mir früher immer eine kleine Sammlung Leuchtkäfer in ein kleines Glas gepackt, damit ich sie mir genauer ansehen konnte. Natürlich habe ich sie sofort wieder frei gelassen, aber ich fand diese Tierchen schon immer spannend. Sie leben ungefähr zwei Monate und ernähren sich von Schnecken, kleinen Insekten, Pollen und Nektar. Ich habe sogar ein Notizbuch mit all meinen Aufzeichnungen, die ich als 7-Jähriger verfasst habe", sagte er lächelnd.


„Das würde ich mir gerne mal ansehen, wenn du erlaubst." „Natürlich, Prinzessin Amelia", sagte er leise und wir sahen uns einen Augenblick in die Augen. Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich Matildas Stimme vom Hof her hörte, die nach mir rief. „Oh nein! Wie spät ist es? Vater wird mich umbringen!", rief ich, drehte mich um und lief Matilda entgegen.

Als ich nach dem abendlichen Bad in mein Zimmer kam stand ein kleines Glas auf dem Tisch. In dem Glas befanden sich Glühwürmchen.

Ich lief zum Fenster, das auf den Garten zeigte, und sah, wie Max inmitten all der Glühwürmchen stand, eine schaurig-schöne Erscheinung, umgeben von Licht, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte. Er stand da und lächelte. Und mein Herz war verloren.

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