Dead Lungs

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Meine Lungen. Meine Lungen sind tot. Ich kann nicht mehr Atmen. Ich bekomme keine Luft. Es fällt mir schwer, mein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr. Ich muss husten.

Mama kommt ins Zimmer und sieht mich an.

"Jana, verdammt! Du kommst zu spät zur Uni!"

Stumm sehe ich sie an. Ich bin nicht fähig zu reden. Meine Stimme ist eingefroren. Meine Stimmbänder sind aus Eis. Meine Lungen sind mit Eis überzogen. Ich kann das Eis direkt auf den Lungenhärchen spüren.

"Jana?" Mamas Ausdruck wechselt von wütend zu besorgt.

Ich kann nicht reden und verstecke mich wieder unter meiner Bettdecke. Ich möchte mich einfach nur zusammenrollen und schlafen. Und mich verstecken. Und niemanden sehen. Ich schaffe nichts, alles ist mir zu viel.

"Was ist denn los, mein Schatz?" Mama zieht mir die Decke vom Kopf und ich schreie. Ich schreie und fange plötzlich an zu weinen. Ich habe das Gefühl, an meinen Gefühlen und Gedanken zu ertrinken. Meine Lungen sind nicht mehr funktionstüchtig. Mein Hirn ist nicht mehr funktionstüchtig. Ich bin nicht mehr funktionstüchtig. Als hätte mir jemand all meine Batterien herausgenommen und mich leer zurückgelassen. Ich habe kaum geschlafen und bin müde. So müde. Ich habe das Gefühl, als würde ein schweres Gewicht auf meiner Brust lasten.

Mein Herz pumpt Blut in meinen Körper. Und es pumpt Traurigkeit in meine Blutbahnen. Die Traurigkeit frisst sich durch meinen Körper. Meine Gedanken verschlingen mich.

Ich versuche, mich mit malen abzulenken, mit lesen, mit Serien schauen. Aber nichts funktioniert. Mein Kopf bleibt leer und doch so schwer wie fünf Tonnen Sand. Ich habe Hunger, aber keinen Appetit.  Allein die Vorstellung, mein Zimmer zu verlassen - mein Bett zu verlassen, macht mir Angst. Ich werde starr vor Schreck.

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"Jana. Wie geht es dir heute?" Dr. Malzyr sieht mich durch seine Brille an und hält seinen Stift bereit. Seit zwei Wochen bin ich nun  in der Psychiatrie. Mama und ihr Freund haben mich eingewiesen, weil es zu Hause unerträglich wurde. Ich habe nur noch geweint, nachts nur noch geschrien, kaum noch geschlafen. "Ich weiß es nicht. Ich ... fühle mich so leer." Eine ehrliche Antwort. So ehrlich, wie es mir zumindest im Moment möglich ist.

Als die Stunde zu Ende ist, schüttelt mir Dr. Malzyr die Hände. "Wir sehen uns nächste Woche, Jana."

Ich nicke und schließe die Türe hinter mir.

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Heinz überholt das grüne Auto vor uns und schert wieder in die mittlere Spur ein. Er fährt schnell, aber sicher. Ich sehe aus dem Fenster und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Seit fünf Stunden sind wir schon unterwegs, auf der Autobahn. Auf dem Weg nach Spanien.

Mama meinte, es würde mir nicht schaden, ein bisschen raus zu kommen. Dass mir der Gedanke Angst macht, versteht sie nicht. Aber in Spanien gibt es das Meer. Und ich war schon lange nicht mehr am Meer. Am großen, wunderbaren Meer.

Ich höre Musik während die Landschaft draußen vorbeirauscht; während wir Häuser und Ortschaften passieren, in denen andere  Leute ihr ganz eigenes Leben haben. Nach einiger Zeit schließe ich die Augen und konzentriere mich auf meinen Puls. Er ist viel zu hoch. Ich muss mich beruhigen.

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Wir sind da.

Ich kann es kaum erwarten, am Meer zu sein.

Heinz hält das Auto an und ich springe, so schnell ich kann, auf den Asphalt. Ich höre noch Mamas Stimme, die der Wind wegträgt, als meine Füße auch schon auf den Sand treffen.

Das Meer rauscht. Es ist wild und so wunderschön. Es riecht nach Salz. Es riecht nach Freiheit.

Ich schließe die Augen und hole tief Luft.

Und ich kann endlich wieder atmen.

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