"Wir sind unsterblich!" Das ist das, was ich denke, als ich mir unserer Tanzbewegungen bewusst werde. Deine Wangen glühen. Meine mit Sicherheit auch. Aus den Lautsprechern in deinem Zimmer schallt ein unbekanntes Technolied mit schnellem Beat.
Es fühlt sich an, als würden unsere Herzen mit diesem Beat im Einklang schlagen. DumDumDumDumDum. DumDumDumDumDum. Dein Lachen füllt den Raum und löst in mir eine Welle an Liebe und Dankbarkeit aus. Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann. Dein Lachen klingt wie ein Tautropfen, der sachte von Blatt zu Blatt fällt. Leise, angenehm, beim Aufprall kurzzeitig laut und dann wieder murmelnd und verhalten. Deine Augen glänzen.
Wir sind unsterblich. Völlig aus der Puste lassen wir uns lachend auf den Boden fallen. Ich habe Bauchschmerzen, weil es so weh tut. Als würden tausend kleine Presslufthammer unkontrolliert auf meinen Bauchmuskeln herumwirbeln.
Durch das Dachfenster in deinem Zimmer kann man die Sonne sehen. Sie blendet mich und ich halte mir die Augen zu. Unser Atem wird langsamer.
Ich möchte diesen Moment in eine meiner Schatzkisten packen und verschließen; ich würde sie in schlechten Momenten öffnen und von der Erinnerung kosten, wie ein Kolibri vom Nektar einer Blume. Die Wolken am Himmel sind weiß und flauschig, wie tausend kleine Schafe und Kätzchen. Ich möchte wissen, wie sie sich anfühlen. Ob sie so weich sind, wie sie aussehen. Ich würde mit dir gerne auf den Wolken tanzen.
"Jana?" Deine Stimme trägt meinen Namen durch den Raum, lässt ihn einmal herumwirbeln und schließlich bei mir landen. "Ja?" Antworte ich.
"Ich hab dich lieb."
"Ich hab dich auch lieb, Chloé."
Unser Lachen durchflutet den Raum und vertreibt einzelne Gewitterwolken in unseren Köpfen. Mit dir ist alles so leicht. So leicht wie Federn. So leicht wie Luft. So leicht, als würden wir von Wasser getragen werden.
Wenn das Leben rückwärts läuft, dann sind Erinnerungen Gold wert. Ich bin dankbar für all die Schatzkisten, die ich in meinem Herzen aufbewahre.
Du fehlst mir und ich schließe die Augen.
"Mama. Was hat Oma?" Die Stimme meiner kleinen Enkelin Amelie tropft in mein Herz wie süßer Honig. Ihre Mutter streichelt mir über die Hand, als mein Atem hörbar weniger wird. "Sie geht."
"Wohin, Mama?"
"Zu ihren Erinnerungen, mein Schatz."
Ich lächle. Und schlafe ein.
DU LIEST GERADE
Kurzgeschichten
ContoEin kunterbuntes Sammelsurium an Kurzgeschichten. Mal Tränen, mal Freude, mal Leben, mal Tod. Es ist für jeden etwas dabei. Tretet ein, macht es euch bequem. ...