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Das Abendessen war gemütlich und die beiden schienen sich nun besser zu verstehen, denn sie hatten ein Thema gefunden, über das sie sich auslassen könnten.
Das Kochen. Ein Thema, mit dem ich rein gar nichts anfangen konnte.

Ich hatte nicht gewusst, dass Jongin kochen könnte, ich hatte ihn nie auch nur in der Nähe der Küche getroffen, doch trotzdem schien er sich gut auszukennen. Jongin fragte und Jiho antwortete, sie waren ein eingespieltes Team. Ich schwieg und stopfte mich mit Ramen voll, genau wie noch vor einer Stunde, doch ich liebte dieses Gericht und könnte mich nur davon ernähren.

Jiho schmeckte Jongin sogar das ein oder andere Lächeln, auch wenn er zurückhaltend und reserviert wirkte. Es war kaum zu übersehen, dass er ihm nicht über den Weg traute, einfach weil er männlich war. Und dazu war Jongin sehr gut aussehend, bekannt und einen halben Kopf größer als mein älterer Bruder. Und das schüchterte Jiho ein, auch wenn er es nicht zeigte.

Yoora und meine Mutter blieben Gott sei Dank weg und so konnten wir in Ruhe essen und Jongin half sogar mit dem Abwasch. Ich redete nicht viel, sondern beobachtete die beiden und lauschte ihren leisen Unterhaltungen. Die Zeit verging und irgendwann saßen wir nur noch auf der Couch und die beiden unterhielten sich immer noch übers Kochen.

"In welchem Restaurant arbeitest du denn?", fragte Jongin neugierig, nachdem sie sich einen Moment über die vergangene Kochausbildung meines Bruders geredet hatten.

Ich versuchte dem Jungen durch Blicken weis zu machen, dass das kein gutes Thema war, doch Jiho seufzte nur und erklärte überraschend die Situation.

"Ich wurde vor ein paar Monaten überraschend gekündigt und bin derzeit noch auf Jobsuche."

"Oh, ich kenne da jemanden. Wenn du willst, kann ich ihn später mal schreiben, ob er noch jemanden in der Küche sucht."

Mit großen Augen starrte ich ihn an und auch Jiho guckte nicht schlecht. Das würde er tun? Ich wollte ihm gerade begeistert zustimmen, als mein Bruder abwehrend die Arme hoch hielt.

"Nein, das ist zu viel des Guten. Danke für das Angebot, aber ich möchte nicht vermittelt werden, sondern selbstständig einen Job finden. In die Kochausbildung kam ich auch nur durch Kontakte meiner Mutter, ich möchte einmal etwas selber schaffen", meinte er bestimmt und ich ließ die Schultern hängen.

"Ich schreibe ihm trotzdem mal, vielleicht hat er gar keine Stellen. Dann kannst du immer noch ablehnen", meinte Jongin lächelnd und ich klatschte fröhlich in die Hände.

"Das wäre toll, vielen Dank!", sagte ich und ich sah die fuchsigen Blicke meines Bruders.

Eine Sache, die mein Bruder nicht leiden konnte, war Dinge geschenkt zu bekommen. Er wollte sich selber Dinge verdienen, doch leider klappte das nicht immer so, er hatte einfach immer Unglück in so etwas.
Er wollte es wirklich.

"Ich weiß nicht", murmelte er.

"Diese Chance lässt du dir nicht entgehen, Jiho! Danke, Jongin."

Jongin lächelte mich kurz an und kratzte sich dann am Hinterkopf. Wo war denn die Überzeugungskraft und Selbstsicherheit von heute morgen? Wo war der Jongin, der mich an den Fußgelenken aus dem Zimmer geschleift hatte?

Sein Handy klingelte und er warf einen Blick auf den Bildschirm und schaute uns kurz entschuldigend an, bis er ran ging.

"Hey. Ja, ich bin noch bei ihr. Du willst sie sprechen?", fragte er und warf mir einen Blick zu. "Ja, ich gebe sie dir."

Er hielt mir das Telefon hin und ich nahm es vorsichtig entgegen. Ich hielt es mir schüchtern als Ohr und sprach ein leises "Hallo?" hinein.

"Hey, wieso hast du dich nicht gemeldet?", fragte Chanyeol, doch es klang nicht böse sondern als würde er in diesem Moment ein Lächeln auf den Lippen tragen.

"Tut mir Leid, mir ging es nicht so gut."

"Soll ich dich besuchen? Oder magst du vorbei kommen?"

"Nein, nein! Ich komme schon klar. Reicht mir schon, dass der hier unangekündigt herein geplatzt ist", meinte ich und trat Jongin leicht gegen das Bein, doch er grinste nur. Jiho guckte so komisch in seine Richtung.

"Aber zur Party kommst du doch, nicht wahr?", sagte Chanyeol gerade und im Hintergrund redete jemanden auf ihn ein, doch ich konnte nicht erkennen wer es war.

"Ja, ich glaube ja."

"Du glaubst nicht, du kommst. Und wann fängst du hier an zu arbeiten?"

"Chanyeol", sagte ich warnend.

"Schlaf gut und schick mir Jongin bald heim, Kyungsoo vermisst ihn schon."

"CHANYEOL", hörte ich jemanden im Hintergrund schreien und dann ein "Au" von Chanyeol.
"Das war ein Kissen", murmelte der Junge und dann verabschiedete er sich lachend.

Ich hielt Jongin das Handy hin.

"Zerlegen sie das Haus?", fragte dieser grinsend.

"Ja, so etwas in der Art", antwortete ich. "Ich bin müde, ich gehe ins Bett."

"Ich gehe dann jetzt. Danke für das Abendessen, das können wir gerne mal Wiederholen!"

Wiederholen?!

"Bringst du ihn noch zur Tür, Kairi?", fragte Jiho und erhob sich ebenfalls von der Couch.

Ich brachte Jongin zur Tür und er blieb noch kurz im Türrahmen zum Flur stehen. Er kratzte sich am Hinterkopf, wirkte nervös und schien irgendwas sagen zu wollen. Ich wartete geduldig, auch wenn die Müdigkeit mich zwang zu Gähnen.

"Wein nicht mehr, okay? Da hat keiner etwas von", meinte er und er schien mich in den Arm nehmen zu wollen, entschied sich dann aber dagegen.

Ich nickte nur und blickte auf meine Hände nieder.

"Dann bis morgen."

"Morgen?"

"Um acht stehe ich vor der Tür, bereit mit dir zu Joggen. Und ich will mich nicht gezwungen sehen, dich wieder aus dem Bett zu ziehen, Choi Kairi."

"Das kann nicht dein Ernst sein", murmelte ich.

"Wenn du glaubst, dass ich scherze, wirst du morgen große Augen machen. Bitte Sie schon umgezogen. Gute Nacht."

"Gute Nacht..."

Als ich die Tür schloss, lehnte Jiho an der Wand und beobachtete mich genau. Ich wusste nicht, was er dachte, aber ich mochte nicht, wie er mich ansah.
"Was ist?", fragte ich.

"Ich weiß nicht, ob ich ihn verdammt gut leiden kann oder hasse."

[Das Bild zeigt Ramen]

~My beautiful Black Pearl~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt